Inhaltsverzeichnis:
Symptome
Äußere Symptome der Beulenkrankheit
- Beulen bzw. Knötchen auf oder unter der Hautoberfläche
- Beulen bzw. Knötchen auf den Flossen
- Aufgebrochene, blutunterlaufene Geschwüre
Innere Symptome der Beulenkrankheit
- Beulen bzw. Knötchen auf Organen
- Blutunterlaufene Geschwüre in der Muskulatur
Fotos
Fotos: J. Dadzio
Neonsalmler, bei denen anhand eines Abstrichs Myxobolus cerebralis festgestellt wurde.
Fotos: Norbert Heidbüchel
Die weißen Punkte traten bei ca. 4 Jahre alten Roten Neons auf. Die Punkte saßen scheinbar an immer der gleichen Stelle am jeweiligen Neon und fielen nicht nach einigen Tagen ab. Es traten nur relativ wenige Punkte auf, keine Massenvermehrung. Im Aquarium waren lange keine Änderungen vorgenommen worden, keine Neuzugänge wurden eingesetzt und Ichthyo war vorher nie aufgetreten. Zwei Behandlungen gegen Ichthyo waren erfolglos und die Punkte waren immer noch an den selben Positionen. Die Fische leben schon seit Monaten, scheinbar ohne Beeinträchtigung, mit den Punkten. Andere Fischarten im selben Aquarium sind nicht befallen. Ich vermute deshalb einen Befall mit Sporozoen, wie z.b. bei den vorherigen Bildern Myxobolus cerebralis.
Es könnte sich auch um eine bakterielle Infektion mit ungewöhnlichen Bakterienkolonien handeln. Dagegen spricht allerdings das plötzliche Erscheinen und scheinbare Unveränderlichkeit über Monate.
Fotos: Niki Halanek
T. hengeli mit Befall von Sporozoen. Zunächst wurden bei einem Fisch weißliche Knötchen unter der Haut sichtbar, sowie bei zwei Fischen je ein weißer Fleck an der Schwanzwurzel. Sie entwickelten sich schnell zu größeren Beulen von ca. 4 mm Durchmesser, wobei ca. die Hälfte in den Fischen hineinzuragen schien. Die befallenen Fische wurden isoliert und in einen eigenen Behälter gesetzt. Später fielen die Knötchen scheinbar ab oder brachen auf. Die dadurch entstandenen Wunden verheilten wieder, die Schwellungen gingen zurück. Der Heilprozess wurde durch viele Wasserwechsel, Erlenzäpfchen als Vorbeugung gegen bakterielle Infektionen und nahrhaftes Futter unterstützt.
Fotos: Roman Czabaj
Trauermantelsalmler mit Sporozoen (Myxobolus)
Fotos: Roman Czabaj
Schmetterlingsbuntbarsch mit Sporozoen (Myxobolus). Einige Monate, nachdem bei dem Trauermantelsamler in den vorherigen Bildern wurmförmige Parasiten in durchsichtigen Bläschen erschienen, traten bei einem Schmetterlingsbuntbarsch im gleichen Aquarium ebenfalls wurmförmige Parasiten auf. Einige Tage später bildeten sich auch in diesem Fall durchsichtige Blasen, in denen je ein Parasit zu sehen war. Etwas später verschwanden die Blasen und die darin befindlichen Parasiten wurden frei. In der Literatur finden sich Bilder solcher Blasen mit sichtbaren Parasiten, die als Fortpflanzungsstadium von bestimmten Sporozoenarten bezeichnet werden. Die wurmförmigen Parasiten sind vermutlich Sporenbehälter, wie sie die Sporozoe Dermocystidium in ähnlicher Form bildet.
Fotos: Torsten Wagner
Roter Neon vermutlich mit Sporozoen (Myxobolus). Drei Monate nachdem ein anderer Neon mit leichterem Befall mit den gleichen Symptomen gestorben war, wurde der abgebildete Neon stark befallen und starb wenige Tage später.
In einigen Blasen war ein weißer Punkt zu sehen. Die Blasen schienen unter den Schuppen hervorzuquellen.
Blasen an der Hautoberfläche können sich auch bilden, wenn die Osmoseregulation gestört ist, z. B. aufgrund von Nierenversagen. Ursache kann z. B. die Haltung in zu hartem Wasser sein. Solche Blasen können platzen, so dass Hautfetzen zurückbleiben. In der Regel quellen betroffene Tiere stark auf, so dass Bauchwassersucht vermutet wird.
Fotos: Aisch P.
Schwarzer Neon mit Beulen. Solche Beulen können durch Sporozoen oder Wurmlarven unter der Hautoberfläche verursacht werden.
Fotos: Jörg / Shaky
Vermutlich von Sporozoen befallener weiblicher Antennenwels. Symptome waren erhöhte Atmung, Schuppensträube, drei Bläschen am Schwanzende und blutige Stellen unter der Haut wie im ersten Bild zu sehen.
Weil eine bakterielle Infektion vermutet wurde, wurde der Wels mit Sera Baktopur direct behandelt, d. h. dem Wirkstoff Nifurpirinol. Es wurde 1 Tablette auf 50 Liter Wasser gegeben. Weil täglich 25 Liter Wasser gewechselt wurde, wurde jeweils eine halbe Tablette nachdosiert.
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Nach ca. 5 Tagen waren die Bläschen am Schwanz verschwunden, an der Seitenflosse und am Kopf waren weitere Bläschen. Der Fisch war zu der Zeit schon 9 Tage krank.
Wieder 4 Tage später waren die Symptome wieder schlimmer. Auf dem zweiten Bild sind die Bläschen auf der Haut gut zu sehen. Der Körper war aufgebläht. Der Wels litt unter Schuppensträube, Glotzaugen usw. Anschließend besserte sich der Zustand wieder etwas, wie auf dem dritten Bild vom Tag danach zu sehen ist. Das vierte Bild wieder drei Tage später zeigt eine weitere Verbesserung der Symptome nach zwischenzeitlicher Verschlechterung. Zu der Zeit wurde kein Heilmittel mehr gegeben, aber an jedem 2. Tag Wasser gewechselt.
2 Tage später waren die Symptome verschwunden, kamen nach weiteren drei Tagen aber wieder. Hinter dem Kopf war Schleimhaut leicht aufgebläht. In Höhe der Schwimmblase traten leichte Hautrötungen auf. Kleine Bläschen erschienen in der Nähe der Kiemen, der Seiten- und Rückenflossen.
Weil ein Aquariengeschäft eine unheilbare bakterielle Infektion vermutete, wurde das Tier eingeschläfert.
Auffällig ist das wellenartige Auftreten der Symptome. Vermutlich verschlechterte sich der Zustand durch die Entwicklung weiterer Sporozoen, während die begleitenden bakteriellen Infektionen durch die Behandlung zwischenzeitlich zurückgingen und der Zustand sich besserte.
Fotos: Christian Leber
Corydoras paleatus mit bakterieller Infektion, Glotzauge, Abmagerung und Blasen, vermutlich als Folge von Sporozoen. Eine ähnliche Blase hatte früher ein Corydoras paleatus, die als Geschwür erfolgreich behandelt wurde.
Fotos: Michael Voss
Rotkopfsalmler mit Sporozoen. Einer der Parasiten hatte sich zwischen den Kiemendeckeln verhakt. Beim Entfernen kam sofort Blut. Die “Würmer” waren ziemlich fest und die Blasen stabil wie eine Puddinghaut. Unter dem Mikroskop zeigte der “Wurm” in der Blase keine Mundöffnungen, Haken usw. Es war nur eine durchsichtige Membran zu erkennen.
Fotos: Lena Schiller
Antennenwels, vermutlich mit Sporozoen.
Foto: Gerhard Lustig
Roter Neon, vermutlich mit Sporozoen.
Foto: Peter Kinast
Roter Neon, vermutlich mit Sporozoen.
Foto: Eva-Maria Kalb
Neonsalmler, vermutlich mit Sporozoen.
Foto: Reini10 (Forum)
Rotkopfsalmler, evtl mit Sporozoen. Bei einem Schwarm Rotkopfsalmer (15 Stk) waren etwa 5-6 Tiere erkrankt. Sie schwammen vital herum, fraßen ganz normal und schienen sich auch nicht unwohl zu fühlen. Der Körper sah aus der Entfernung aber nicht mehr silbrig sondern eher weißlich aus. Beim genauen Betrachten stellte man fest, dass sie geschwulstartige Ausbuchtungen hatten. In diesen Bereichen standen die Schuppen etwas ab. Möglicherweise handelte es sich auch um eine bakterielle Infektion.
Ursachen
Die Beulenkrankheit wird von Myxosporidien hervorgerufen. Myxosporidien sind mehrzellige Parasiten, deren Befall verschiedene Symptome hervorrufen kann. Obwohl sie mehrzellig sind, werden sie zu den Einzellern gezählt. In der Aquaristik bekannt sind vor allem die Gattungen Henneguya und Myxobolus. Weitere Gattungen sind Dermocystidium, Ichtysporidium, Nosema, Glugea und Hoferellus.
Relativ harmlose Arten bilden runde, weiße Knoten (Zysten) mit 0,5 bis 3 mm Durchmesser. Die Symptome könnenn leicht mit Ichthyo verwechselt werden. Die Knötchen bei Sporozoenbefall vermehren sich jedoch sehr langsam und verschwinden nicht nach wenigen Tagen.
Die Beulen anderer Arten können durchsichtig sein oder anders farblich abweichen. Auch die Form und Größe der Beulen variiert von Art zu Art. Meist sind die Beulen rund, sie können aber auch oval oder wurmförmig sein. Die Größe variiert von wenigen Millimetern bis zu einem Zentimeter. Die Beulenkrankheit wird aufgrund der Symptome auch Knötchenkrankheit genannt. Sie ist aber nicht zu verwechseln mit der Krankheit Lymphocystis, die ebenfalls als Knötchenkrankheit bezeichnet wird.
Teilweise sehr ähnliche Symptome auf der Körperoberfläche ruft der Befall mit Trematoden, also Würmern, hervor. Zur eindeutigen Diagnose muss ein Knoten vorsichtig mit der Hand oder einem Skalpell entfernt werden. Wenn die Beule nicht schon beim Entfernen zerplatzt, wird sie anschließend zerdrückt. Unter einem Mikroskop erkennt man eindeutig die freigesetzten Sporen.
Besonders wenn wurmartige Sporenbehälter gebildet werden, wie bei Dermocystidium, werden diese oft mit echten Würmern verwechselt. Bei einer Untersuchung der “Würmer” mit einem Mikroskop bei ca. 40facher Vergrößerung kann eindeutig festgestellt werden, ob Sporenbehälter oder Würmer vorliegen.
Es gibt mehrere hundert Arten von Myxosporidien und der genaue Entwicklungsablauf hängt von der genauen Art ab. Gemeinsam ist allen Arten, dass sie im Laufe des Entwicklungszyklusses Sporen bilden. Teilweise benötigen die Sporen Weichtiere, z. B. Tubifex, als Zwischenwirte, teilweise werden sie von Fisch zu Fisch weitergegeben. Letztendlich werden die Sporen von den Fischen gefressen oder sie kommen mit Kiemen, Haut oder Flossen der Fische in Kontakt. Die Sporen schleudern bei Kontakt mit Fischen einen sogenannten Polfaden aus. Der Polfaden verhakt sich im Fisch.
Anschließend schlüpfen aus der Spore sogenannte Sporoblasten aus, die in das Fischgewebe eindringen. Entweder entwickeln sie sich an Ort und Stelle weiter oder sie werden vom Blut weitertransportiert und entwickeln sich in Organen usw. weiter. Einige Arten benötigen bestimmte Zwischenwirte, andere Arten übertragen sich direkt von Fisch zu Fisch.
Einige Arten (Myxobolus) bilden in ihrer Fortpflanzungsphase große, durchsichtige Blasen in denen wurmartige Gebilde sitzen, die Sporenbehälter.
In der Regel sind die Arten, die sich innerhalb des Fisches anheften gefährlicher als die Arten, die nur die Oberfläche befallen. Besonders die in der Muskulatur befindlichen Arten sind gefährlich. Häufig sterben befallene Fische auch an bakteriellen Folgeinfektionen, die sich besonders bei geschwächten Fischen schnell einstellen.
Behandlungsvorschläge
Eine zuverlässige Behandlung gegen Myxosporidien ist nicht bekannt. In der Regel wird empfohlen befallene Fische zu isolieren oder zu töten. Allerdings ist zumindest die Krankheitsform, bei der sich Beulen an der Körperoberfläche bilden, scheinbar nicht immer tödlich. Möglicherweise fehlen ein oder mehrere erforderliche Zwischenwirte, so dass sich diese Form im Aquarium nicht weiter ausbreitet. Bei großen Tieren kann man versuchen, die Zysten mit der Hand oder dem Skalpell vorsichtig zu entfernen. Damit die austretenden Sporen sich nicht sofort wieder an den Fisch heften, spült man den Fisch nach der Behandlung mit viel Wasser gründlich ab.
Möglicherweise hilft auch die Behandlung mit Malachitgrün oder die Bestrahlung mit einem UV-Klärer, der allerdings mindestens 30 Watt Leistung haben muss, um die Sporen zu töten. In jedem Fall sinnvoll ist dieVermeidung bakterieller Folgeinfektionen durch optimale Haltungsbedingungen.
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Es gibt Hinweise, dass zumindest gegen einige Sporozoenarten das Mittel Toltrazuril wirkt, das gegen Sporozoen bei Hühnern eingesetzt wird.
Weitere Informationen zur Beulenkrankheit
- Heilmittel gegen baktierielle Infektionen
- Bericht über Microsporidien
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21 Jahre Erfahrung in der Aquaristik. DRTA Autor und mehrfacher Fachbuchautor im Bereich Aquaristik und Terrarienkunde.
Mitglied im Verband Deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde (VDA) e.V.
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