Inhaltsverzeichnis:
Die Zusammenstellung der Fische, Korallen und wirbellosen Tieren sollte vor dem Kauf eines Meerwasseraquariums erfolgen. Die verschiedenen Meeresbewohner sind auf unterschiedliche Grundvoraussetzungen angewiesen.
Schnell schwimmende und große Fischarten beispielsweise benötigen ein Becken in entsprechender Größe. Einige Fische und Korallen benötigen zudem viel Licht und haben ein rasches Wachstum.
Auswahl des Beckens
Bei der Auswahl der Größe ist mehr Volumen aus verschiedenen Gründen meistens die bessere Entscheidung.
Meerwasserfische werden, im Gegensatz zu Süßwasserfischen, in der Regel größer und benötigen als Folge mehr Raum zum Schwimmer.
Eine artgerechte Haltung unter 100 Litern Wasser ist nicht möglich, einige Arten benötigen im Minimum 1.000 Liter. Abgesehen von der artgerechten Haltung können größere Aquarien leichter gepflegt werden. Das Ökosystem ist bei einem größeren Wasservolumen stabiler und kann kleine Fehler leichter verzeihen. Wird aus Versehen zu viel Futter gestreut, stehen in einem größeren Aquarium mehr Mikroorganismen zur Verfügung für einen schnelleren Abbau. Bei einem kleinen Aquarium führt dieser Umstand rascher zu hohen Phosphatwerten und ist damit eine Gefahr für die Fische.
Ein größeres Aquarium kühlt bei Problemen mit dem Heizstab langsamer aus.
Zu Beginn ist ein Meerwasseraquarium mit einem Inhalt von 250 Litern ideal.
Ein Aquarium in dieser Größe bietet bereits Platz und ist stabil.
Bei den Abmessungen kommt es nicht unbedingt auf die Höhe an. Viele Fische bleiben am Boden und können den Raum zum Schwimmen nicht nutzen.
Die Tiefe ist die wichtigste Abmessung.
Das Wasser wird durch das Licht gebrochen und lässt den Inhalt beim Betrachten näher erscheinen.
Eine Tiefe ab 50 Zentimeter bietet bereits genug Platz für Steinaufbauten, welche das Aquarium zugleich größer wirken lassen.
Alternativ gibt es so genannte Nano Aquarien – eine ausführliche Beschreibung im Kontext Meerwasseraquaristik finden Sie hier.
Bodengrund
Die Grundlage für ein Aquarium ist der Bodengrund und der Nährboden mit verschiedenen Körnungen.
Aktiver Bodengrund mit Nährstoffboden
Ein aktiver Bodengrund kann mit Nährstoffen für die Pflanzen versetzt sein. Dieser besteht aus mit Nährstoffen angereicherter Erde und versorgt die Pflanzen mit Nährstoffen. Zusätzlich kann dem Wasser ein Flüssigdünger beigegeben werden. Der Nährboden wird glattgestrichen und mit Kies oder Sand abgedeckt.
Bodenheizung
Eine Bodenheizung verhindert Faulstellen im Sandboden. Durch die aufsteigende Wärme bewegt sich das Wasser im Boden, verhindert das Entstehen von faulen Steinen und transportiert die Nährstoffe zu den Wurzeln der Pflanzen. Um eine Verstopfung im Filter zu verhindern, wird dieser erst eingeschaltet, wenn sich der Staub gelegt hat und das Wasser klar ist.
Aktive Bodengründe und Nährstoffböden erschöpfen sich mit der Zeit, je nach Wasser und Bepflanzung, und müssen gewechselt werden.
Kies- und Sandboden
Kies und Sand sind bereits gereinigt, sollten aber trotzdem vorgängig nochmals gewaschen werden, damit der Boden nicht vom Abrieb durch den Transport getrübt wird.
Unabhängig vom Bodengrund muss die Füllhöhe hoch genug sein, damit die Pflanzen nicht aufreiben.
Um Verletzungen bei den Fischen zu vermeiden, darf der Kies keine scharfen Kanten haben.
Wissenswert
Während ein heller Boden das Licht reflektiert, zeigt sich auf einem dunklen Boden die Farben der Fische und andere Bewohner viel stärker.
Technik
Filter
Innen- oder Außenfilter sind das Herzstück vom Aquarium und sorgen durch die Reinigung für die idealen Wasserwerte. Die Wahl des Filters erfolgt passend zu der Größe des Aquariums sowie der Menge an Fischen. Je höher der Bestand, desto stärker sollte der Filter sein.
Heizung
Der Einsatz von Heizstäben, welche an der Wand des Aquariums platziert werden, ist abhängig von der Art der Fische. Zudem sollte sich der Standort an einer Stelle befinden, an welcher das Wasser zirkuliert, sodass die gesamte Wassermenge erhitzt wird.
Alternativen sind Filter mit einer integrierten Heizung. Diese müssen vor dem Einfüllen des Grundes platziert werden.
Beleuchtung
Die Beleuchtung, welche zusätzlich zum Wohlbefinden beiträgt, ist abhängig von den Bedürfnissen der Fische und Pflanzen.
Bei Leuchtstoffröhren nimmt die Lichtqualität ab, sodass diese nach einem dreiviertel bis ein Jahr ausgetauscht werden müssen, um ein unerwünschtes Wachstum von Algen zu verhindern.
LED-Leuchten als Alternative sind langlebig und sparen Strom.
Checkliste vor dem Einfüllen | |
---|---|
▢ | Bodenaufbau abgeschlossen |
▢ | Technik installiert und kontrolliert |
▢ | Aufbau der Steine und Dekoration abgeschlossen |
▢ | Rückwand eingesetzt |
▢ | Salzwassermischung angerührt und eingefüllt |
Aquarium einfahren
Vor dem Einsetzen der Fische muss das Aquarium „eingefahren“ werden. Dies dient dem Zweck, nützliche Bakterien im Wasser und Filter anzusiedeln. Die Kontroller erfolgt mittels Messung des Nitritwertes. Die tägliche Messung zeigt einen starken Anstieg und einem schnellen Abfall.
Beim Einfüllen des Wassers darf der Bodengrund nicht zu stark aufgewirbelt werden.
Tipps
Das Wasser über einen Teller oder eine flache Schale am Boden einfüllen. Hat der Wasserstand den Rand erreicht, erfolgt das langsame Einfüllen über den Teller.
Das Einfahren geht etwas schneller, wenn der Inhalt vom Becken und der Filter mit Filterstarterkulturen behandelt ist. Ebenfalls empfehlenswert ist ein Wasseraufbereiter.
Einsetzen der Fische
Die Fische müssen behutsam und mit Bedacht eingesetzt werden, damit sie sich an die Temperatur gewöhnen können. Die offenen Fischbehälter werden ungefähr eine Viertelstunde in das Aquarium gehängt und die Fische im Anschluss umgesiedelt. Dies geschieht am besten mit einem Kescher, damit möglichst wenig Beutelwasser in das Aquarium gelangt.
Wasserwerte im Meerwasseraquarium
Die Missachtung der Wasserwerte kann nicht unerhebliche Schäden zur Folge haben und müssen in regelmäßigen Abständen geprüft werden.
Regelmäßige Überprüfung | |
Temperatur | 24 bis 27 Grad |
Salzgehalt (Dichte) | 1,022 bis 1,024 |
Calcium (Ca) | 420 bis 440 mg/L |
Karbonathärte ( kH) | 6,5 bis 10 |
Magnesium ( Mg) | 1250 bis 1350 mg/L |
Nitrit ( No2) : 0 mg/L | 0 mg/L |
Nitrat (No3) | 5 bis 10 mg/L |
Phosphat (Po4) | 0,01 bis 0,03 mg/L |
Silizium / Silicat (Si02) | 0 mg/L |
Gelegentliche Überprüfung | |
Jod( I) | 0,1 mg/L |
Säurewert (pH) | 7,9 bis 8,4 |
Strontium (Sr) | 8 mg/L |
Diese Werte sind ideal für ein Riff-Aquarium. Alle Anpassungen der Wasserwerte müssen langsam vorgenommen werden.
Temperatur
Durch eine starke Beleuchtung oder in den Sommermonaten ist es möglich, dass die ideale Temperatur überschritten wird. Langanhaltende Temperaturen über 30 Grad können den Tierbestand massiv beschädigen. Möglichkeiten, um dies zu verhindern, sind beispielsweise Kühlaggregate oder Ventilmotorkühlungen.
Salzgehalt
Schwankungen beim Salzgehalt müssen regelmäßig geprüft, vermieden und ausgeglichen werden.
Ursachen für Schwankungen
Ein Großteil des Verlustes entsteht durch das Verdunsten des Wassers. Um einen Anstieg der Temperatur zu vermeiden sind Riffbecken in der Regel nicht abgedeckt, sodass sehr viel Wasser verdunstet, wobei das Salz im Aquarium bleibt, was in der Folge zur steigenden Dichte führt. Mit Osmose Wasser kann das verdunstete Wasser ersetzt werden.
Ein kleiner Teil von Salzwasser entgeht durch den Abschäumer und bei der Pflege bleibt immer etwas an den Armen haften.
Die klassischen Methoden zum Messen erfolgen durch den Refrakto- oder Aerometer.
Karbonathärte
Ein zu tiefer Wert wird mit Kalkwasser oder einem Kalkreaktor ausgeglichen.
Calciumgehalt
In einem Aquarium mit Korallenriffen gehört Calcium zu den wichtigsten Werten und der Verbrauch ist nicht zu unterschätzen. Die Steinkorallen benötigen den Mineralstoff unter anderem zum Aufbau der Kalkskelette.
Der Calciumwert sollte konstant gehalten und Schwankungen vermieden werden. Zu viel Calcium kann sich kontraproduktiv auswirken.
Eine genaue Ermittlung des Gehaltes bietet unter anderem der Test mit Tropfen und zur Erhaltung kann ein Kalkreaktor eingesetzt werden.
Magnesium
Zu den wichtigsten Mengenelementen zählt Magnesium für das das Wachstum der Korallen, diversen Meeresbewohner und Kalkrotalgen. Die Konzentration an Magnesium kann auf verschiedene Arten ermittelt werden.
Nitrat
Nitrat als Zwischenprodukt des Stickstoffkreislaufs ist in geringen Mengen für Korallen und Algen lebenswichtig. Ein zu hoher Wert kann die Steinkorallen am Wachstum hindern und zu einer Algenplage führen. Kontinuierliche Wechsel von Teilwasser mit ungefähr 10 Prozent Wasseranteil können Abhilfe schaffen. Ein Teil des Abbaus von Nitrat findet im Lebendgestein in bakterieller Form statt.
Nitrit
Das Gift gehört nicht in das Aquarium. Während der Einlaufphase wird sich der Anteil erhöhen und durch Bakterien nach ungefähr zwei Wochen wieder abgebaut. Der erhöhte Anteil in der Phase des Einfahrens baut sich ungefähr nach zwei Wochen durch Bakterien ab. Ein zu hoher Wert über längere Zeit beeinträchtigt das Gleichgewicht und muss einem großen Wasserwechsel wieder hergestellt werden.
Phosphat
Phosphat entsteht durch den Abbau von Mikroorganismen, Algen und Fischfutter. Mit Aktivkohle kann Phosphat freigesetzt werden.
Ein zu hoher Anteil kann zur Verdunkelung der Steinkorallen oder einer massiven Algenplage führen. Phosphat-Bindemittel und ein Teilwasserwechsel unterstützen bei der Reduzierung des Wertes. Mögliche Gründe für einen zu hohen Gehalt können eine Überbesetzung des Beckens oder eine übermäßige Fütterung sein.
Silizium / Silicat
Dieses findet sich als zu hohe Konzentration im Leitungswasser und kann zum Wachstum von Schmieralgen führen. Der Einsatz von einer Osmose Anlage mit Filter kann das Wachstum minimieren.
Säure
Höhere Werte werden als basisches Milieu und tiefere Werte als saures Wasser bezeichnet. Ein schwankender pH-Wert im Tagesverlauf kann zum Beispiel durch Algen entstehen, welche die Kohlensäure in Sauerstoff umwandeln. Säuren können ebenfalls einen Abfall des Gehaltes bewirken.
Die Messung wird mittels Tropfentest oder speziellen Messutensilien durchgeführt.
Jod
Der Anteil an Jod, welcher sich nach ungefähr drei Tagen verflüchtigt, trägt zum Wachstum im Riff bei. Zum Nachdosieren wird eine Spurenelemente-Lösung verwendet.
Strontium
Strontium trägt zum Wachstum der Korallen bei, eine Überdosierung jedoch kann sich schädlich auswirken.
Gesamthärte
In der Meerwasseraquaristik wird dieser Wert nicht gemessen, die Priorität liegt auf dem KH-Wert.
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- Über den Autor:
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21 Jahre Erfahrung in der Aquaristik. DRTA Autor und mehrfacher Fachbuchautor im Bereich Aquaristik und Terrarienkunde.
Mitglied im Verband Deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde (VDA) e.V.
Ich kann nur sagen, eine gute Beratung ist das A+O vor dem Kauf eines Meerwasseraquariums. Ich bin vor 1 Jahr umgestiegen von Süß- auf Salzwasserbecken und mein Start war alles andere als leicht. Trotz der vielen guten Bücher und Foren ich gelesen hatte. Ich hatte zuerst mit einem 120L Cube Becken gestartet aber das war aus meiner Sicht ein Fehler. Mein jetziges Becken hat 320L und ich bin froh, dass ich einen Händler gefunden habe, der mich unterstützt hat. Das ist nämlich das nächste Problem: Einer nach dem anderen Händler “um die Ecke” macht zu. Bei mir lief die Beratung am Ende per Telefon und Mail aber es hat funktioniert und ich kaufe auch immer noch bei MEWAPRO (https://mewapro.de). Ich hatte anfangs übrigens extrem mit Nitrit zu kämpfen. Immer wenn ich dachte, das wie im Fachbüchern beschriebenen Nitritpeak wäre endlich da, war es das immernoch nicht.Dann ist aber das Einsetzen von Fischen eine ganz schlechte Idee. Egal, nach schweren Anfängen läuft es jetzt rund und ich erfreue mich jeden Tag an meinem Aquarium. Danke dem Autor für diese tolle Wissensquelle hier!!!
VG Ralf