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Unter speziellen Bedingungen können nach Wasserwechseln Probleme auftreten. Solche Einzelfälle dürfen aber nicht als Ausrede gelten, regelmäßige Wasserwechsel zu vernachlässigen.
Warum Wasserwechsel notwendig sind
Durch Wasserwechsel werden Schadstoffe (z. B. Nitrit) entfernt, die sich im Aquarium ansammeln, weil sie nicht vollständig im Filter abgebaut werden.
Zusätzlich gewährleisten regelmäßige Wasserwechsel ein ausgewogenes Nährstoffverhältnis im Aquarium.
Bei gleichzeitiger und angemessener Düngung wird das Pflanzenwachstum angeregt und Algen werden nicht zur Plage.
Was die Wasserqualität beeinflusst
Fische
Durch das Fischfutter werden laufend Nitrat, Phosphat und andere Stoffe in das Aquarienwasser gebracht. Die Menge der eingebrachten Stoffe hängt von der Futtermenge ab. Generell gilt: Je mehr Fische, desto öfter und mehr Wasser sollte gewechselt werden.
Pflanzen
Durch Düngung wird das Aquarienwasser mit unterschiedlichen Nährstoffen (z. B. Eisen) angereichert. Die Pflanzen verbrauchen einen Teil dieser im Wasser gelösten Nährstoffe, während sie andere im Wasser enthaltene Nährstoffe nicht oder nur zum Teil benötigen. Damit entsteht mit der Zeit ein Ungleichgewicht zwischen den verschiedenen Nährstoffen. Durch weitere Düngung wird das Ungleichgewicht immer weiter vergrößert. Hierdurch kann mit der Zeit das Pflanzenwachstum stagnieren und statt dessen das Wachstum von Algen verstärkt werden. Durch regelmäßige Wasserwechsel wird ein Teil der überschüssigen Nährstoffe aus dem Wasser entfernt.
Licht
Je nach Beleuchtungsstärke wachsen Pflanzen schneller oder langsamer und desto mehr oder weniger Nährstoffe werden verbraucht. Das Verhältnis der Nährstoffe untereinander verschiebt sich entsprechend schneller.
Temperatur
Der Stoffwechsel von Fischen, Pflanzen und anderen Lebewesen im Aquarium ist von der Temperatur abhängig. Eine höhere Temperatur beschleunigt den Stoffwechsel. Eine Erhöhung um 2° C im Aquarium verdoppelt den Stoffwechsel. Hierdurch benötigen Fische mehr Futter, Pflanzen mehr Nährstoffe und Licht. Es kommt zu stärkeren Ungleichgewichten bei den Nährstoffen.
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Wann Wasser gewechselt werden soll
Im Idealfall wird genau dann Wasser gewechselt, wenn sich zu viele Schadstoffe angesammelt haben oder Nährstoffe zu stark aus dem Gleichgewicht gekommen sind. In der Praxis ist es aber unmöglich, für jedes Aquarium exakt vorherzusehen, wann von einem Stoff zu viel oder zu wenig im Aquarium vorhanden ist.
Die Menge der verbrauchten Stoffe ist in jedem Aquarium unterschiedlich. Selbst die genaue Festlegung, wie viel Nährstoffe in einem Aquarium vorhanden sein müssen, ist praktisch unmöglich. So benötigt ein Aquarium mit vielen Pflanzen mehr Eisen als ein Aquarium mit wenig Pflanzen. Zudem ist der Eisenverbrauch verschiedener Pflanzenarten unterschiedlich.
Aus diesen Gründen werden in der Regel die Menge an Nitrit, Nitrat und Phosphat als Indikator für einen fälligen Wasserwechsel verwendet. Besonders wichtig ist der Nitritwert. Nitrit wirkt auf Fische giftig und sollte in einem eingefahrenen Aquarium nicht nachweisbar sein. Sobald Nitrit im Aquarium nachgewiesen werden kann, muss Wasser gewechselt werden. Hohe Nitrat- und Phosphatwerte begünstigen das Wachstum von Algen. Überschreitet der Nitrat- oder Phosphatwert eine gewünschte Obergrenze, wird ebenfalls Wasser gewechselt.
Allerdings kann in Aquarien mit starkem Pflanzenwuchs und sparsamer Fütterung auch der Fall eintreten, dass durch die Pflanzen mehr Nitrat und Phosphat verbraucht wird als durch Futter erzeugt wird. Die Menge anderer Nährstoffe hängt nicht unbedingt vom Nitrat– oder Phosphatwert ab. Nitrat und Phosphat sind also nur Anhaltspunkte.
Mit entsprechenden Tests aus dem Zoohandel können die Werte überwacht werden. In der Regel stellt man nach einiger Zeit fest, dass die Werte in einem bestimmten Rhythmus schwanken. Abhängig von diesem Rhythmus wechselt man dann Wasser, ohne die Werte immer neu nachzumessen. Mit mehr Erfahrung erkennt man anhand des Pflanzen- und Algenwuchses, wann Wasser gewechselt werden muss.
Wie viel Wasser gewechselt werden soll
Es wird so viel Wasser gewechselt, dass Nitrit nicht mehr nachweisbar ist und dass die Werte für Nitrat und Phosphat unter den festgelegten Grenzwerten liegen.
Faustregel zum Wasserwechsel
Die Erfahrung zeigt, dass in einem eingefahrenen Aquarium ständige Messungen und Kontrollen der Wasserwerte nicht notwendig sind. Ein wöchentlicher Wasserwechsel, bei dem ca. 30 % des Wassers gewechselt werden, stellt eine gute Faustregel dar. Abgesehen von Aquarien mit speziellen Anforderungen, z. B. Zucht, können Aquarien nach dieser Faustformel langfristig erfolgreich betrieben werden. Dennoch ist die ständige Beobachtung des Fischverhaltens und des Pflanzenwuchses notwendig. In reinen Pflanzenaquarien kann z. B. ein wöchentlicher Wasserwechsel von ca. 90 % notwendig sein, damit die Pflanzen gut gedeihen.
Wie Wasser gewechselt wird
Zum Wasserwechseln benötigt man nur einen Schlauch und einen Eimer oder ein anderes Gefäß. Der Eimer wird unterhalb des Aquariums aufgestellt. Ein Ende des Schlauchs wird in das Aquarium, das andere Ende über den Eimer gehalten. Mit dem Mund wird kurz und kräftig am Schlauch gesaugt. Das Wasser muss die höchste Stelle des Schlauchs durch das Ansaugen überwinden. Wird ein im Zoohandel erhältlicher durchsichtiger oder halb durchsichtiger grüner Schlauch verwendet, kann man den Wasserlauf im Schlauch gut beobachten. Spätestens wenn das Wasser am Schlauchende am Eimer ankommt, wird das Schlauchende in den Eimer gehalten. Es ist auch kein Problem, wenn etwas Wasser in den Mund kommt. Die Fische würden in wirklich schmutzigem, für Menschen schädlichem Wasser nicht überleben.
Beim Ablassen des Wassers muss darauf geachtet werden, dass kein Fisch mit eingesaugt wird. Befindet sich ein Fisch in der Nähe des Schlauchs, verschließt man das freie Ende im Eimer mit einem Finger oder dem Daumen, so dass kein Wasser mehr fließt. Mit dem anderen Schlauchende wird der Fisch vorsichtig verscheucht. Sobald das Schlauchende im Eimer wieder geöffnet wird, fließt das Wasser wieder, ohne dass neu angesaugt werden muss. Ein Stück Gardine oder Schaumstoff verhindert ebenfalls, dass Fische abgesaugt werden. Allerdings besteht dennoch die Gefahr, dass ein Fisch sich verletzt, wenn er zu heftig gegen die Einlassöffnung gezogen wird. Ist der Eimer voll, wird der Schlauch einfach aus dem Wasser im Aquarium gezogen. Das Wasser kann nun weggeschüttet oder weiterverwendet werden, z. B. zur Filterreinigung oder zum Blumengießen.
Damit das neu einzufüllende Wasser kein Chlor enthält, lässt man das Wasser mit kräftigem Brausestrahl in den Wechseleimer laufen oder lässt das Wasser einige Tage abstehen, bevor es in das Aquarium gefüllt wird. Bei Kupferleitungen lässt man vorher einige Minuten Wasser in den Abfluss ablaufen und verwendet kein warmes Wasser direkt aus der Leitung.
Beim Auffüllen des Aquariums wird der Eimer mit Wasser oberhalb des Aquariums aufgestellt und analog zum Ablassen des Wassers vorgegangen. Damit der Bodengrund nicht aufgewühlt wird, lässt man das Wasser in eine kleine Schüssel oder Tasse laufen, die auf dem Boden steht oder im Wasser schwimmt. Statt eines Eimers mit Schlauch, kann auch eine Gießkanne verwendet werden. Lässt man den Gießaufsatz an der Kanne, kann darauf verzichtet werden, das Wasser in eine Schüssel oder Tasse laufenzulassen. In diesem Fall wird quasi ein Regenguss simuliert. Die Gießkanne kann natürlich auch beim Ablassen des Wassers verwendet werden. Das Wasser lässt sich dann treffsicherer ausschütten. Natürlich kann man auch mehrere kleinere Kannen verwenden und darin das Wechselwasser einige Tage abstehen lassen, um Chlor zu entfernen.
Ist viel Mulm im Aquarium, kann dieser gleichzeitig mit dem Wasserwechsel abgesaugt werden. Dazu wird das Schlauchende so über den Boden geführt, dass der leichte Mulm abgesaugt wird, der schwerere Sand- oder Kiesboden aber liegenbleibt. Es können auch Mulmglocken dabei verwendet werden. In einer Mulmglocke kann der Bodengrund ein Stück mit hochsteigen und sinkt dann wieder zurück.
Einige Mulmglocken haben ein Filterkissen als Schutz vor dem Absaugen von Bodengrund. Eine Mulmglocke kann vorsichtig in den Boden gebracht werden, um Mulm im Boden mit abzusaugen.
Um das Schleppen von Eimern oder Kannen beim Wasserwechsel ganz zu vermeiden, kann eine Schlauchverbindung mit aufsteckbaren Anschlüssen (z. B. Gardena) zwischen Aquarium und Badewanne, Dusche oder Waschbecken hergestellt werden.
Welche Technik schließlich eingesetzt wird, hängt von den persönlichen Vorlieben und der Aquariengröße ab.
Wasserwechsel und Filterreinigung
Durch den Wasserwechsel werden auch im Wasser vorhandene und Schadstoffe abbauende Bakterien aus dem Aquarium entfernt. Auch bei der Filterreinigung wird ein großer Teil der im Filtermaterial angesiedelten Bakterien entfernt. Es wird häufig empfohlen, den Wasserwechsel und die Filterreinigung nicht gleichzeitig durchzuführen, da sonst zu viele Bakterien entfernt werden und ein Anstieg des Nitritwerts droht.
Allerdings ist es schneller und einfacher, beides gleichzeitig zu machen, wenn schon einmal am Aquarium gearbeitet wird. Da sich die Bakterien schnell wieder vermehren und ausbreiten, sind bei moderatem Wasserwechsel (ca. 30 %) und gleichzeitiger vorsichtiger Filterreinigung keine Probleme zu erwarten. Bei starken Wasserwechseln und sehr gründlicher Filterreinigung ist jedoch Vorsicht angebracht.
Vergiftung durch Wasserwechsel
Fische können sich an belastetes Wasser gewöhnen, wenn die Belastung sich langsam über einen längeren Zeitraum erhöht. Bei einem plötzlichen, starken Wasserwechsel mit unbelastetem Wasser können bei solchen Fischen Vergiftungserscheinungen auftreten.
Werden z. B. Fische übernommen, die aus einem längere Zeit nicht gepflegten Aquarium stammen, sollten diese langsam eingewöhnt werden. In länger nicht gepflegten Aquarien sollten keine radikalen Wasserwechsel durchgeführt werden. Sie sollten langsam umgestellt werden. Die in den meisten Fällen zu recht empfohlenen starken Wasserwechsel können in diesen seltenen Fällen schaden und sogar zum Vergiftungstod der Fische führen.
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Todesfälle nach Wasserwechsel mit fast reinem Osmosewasser
Fotos: Robert Christmann
Nach einem Wasserwechsel mit fast reinem Osmosewasser trat bei den gezeigten Halbschnäblern, Dermogenis pusillus, eine weiße Masse oder Schleim aus. Die Tiere starben direkt nach dem Wasserwechsel innerhalb weniger Minuten.Es war deutlich mehr Schleim als auf den Bildern festgehalten werden konnte.
Wenige Jahre vorher waren schon einmal Halbschnäbler nach einem Wasserwechsel mit Osmosewasser verendet. Die genaue Todesursache ist unbekannt. Möglicherweise hängt sie mit dem stark veränderten osmotischen Druck zusammen.
Ein ähnliches Phänomen trat bei der unten gezeigten Wurzel nach jedem Wasserwechsel auf, bis die Wurzel entfernt wurde. Die austretende weiße Masse wurde von Garnelen mit Vorliebe gefressen.
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Kein Gewässer in der freien Natur ist klinisch rein. Gesundes Aquarienwasser lebt und soll ein Biotop voller Mikroorganismen sein. In meiner langjährigen Erfahrung mit Aquarien und der Haltung von tropischen Zierfischen konnte ich stets mehr Schaden als Nutzen mit den hochgepriesenen, wöchentlichen und grosszügigen Teilwasserwechseln beobachten. (gilt ausdrücklich nur für bepflanzte Aquarien und grosszügig dimensionierte Filter!) Nicht selten führten diese zum biologischen Chaos und Algenwuchs. Nicht zu vergessen ist auch der Stress für die Insassen des Biotops, wenn ihnen kurzzeitig das “Lebenselixir” über den Köpfen abgesaugt wird und kurz darauf ein Wasser mit völlig anderen Eigenschaften den Organismus empfindlich stört. Beim Fischkauf ist die Wichtigkeit der Angewöhnung an ein neues Wasser jedem klar – beim Wasserwechsel offenbar nicht mehr – und der Verstand geht hier auch deshalb flöten, weil eine gefühlte Million Zierfisch-Foren dem neuen Aquarianer die Wasserwechsel-Gehirnwäsche mit Nachdruck eintrichtert….
Ein gesundes, stabiles Ökosystem erreicht man nicht mit vielen Wasserwechseln, sondern mit einer optimierten Biosphäre. Dazu gehören im Idealfall (abhängig vom Besatz) vor allem auch Wasserpflanzen und “Putz-Kolonne” wie z.B. Schnecken und Garnelen.
Viele Aquarianer vergessen, dass wir ein Aquarium nicht zur Trinkwasserherstellung pflegen, sondern um unseren Haustieren ein möglichst artgerechtes Biotop erschaffen wollen – und diese leben in freier Wildbahn nicht im “Anti-Bac-Osmose-Wässerchen”. Der Amazonas wird auch nicht wöchentlich zur Hälfte geleert und mit reinem Regenwasser nachgefüllt … 🙂
Hallo Stefan,
danke für deinen Beitrag – dem kann ich nur zustimmen – oftmals wird pauschal gewechselt – dies muss immer in Anlehnung an die Bepflanzung und “Besatzung” erfolgen.
Hallo Stefan,
woran genau mache ich fest, ob ein Wasserwechsel erforderlich ist oder nicht? Letzter Wasserwechsel (ca. 80%) liegt 14 Tage zurück. Allgemeine Werte sind in Ordnung. PO4 ist erhöht ca <5. Hätte wegen des erhöhten Phosphates einen Wasserwechsel durchgeführt. 2 Roter von Rio kränkeln (kämpfen gegen das Absinken an).
Und noch e8ne Frage. Wie wichtig ist das Belüften (z. B. mit einem Sprudler?) Ist es erforderlich den Sprudler stets laufen zu lassen.
Freue mich auf Antwort.
Viele Grüße
Yasmin
Hallo Yasmin,
was hast du für Fische in welchem Becken?
Ein Wechsel von 80% ist sicherlich deutlich zuviel.
Hallo Yasmin
Pauschal kann man das so und aus der Ferne nicht sagen. Grundsätzlich ist es aber die Beobachtung und die Erfahrung mit dem eigenen Biotop und dem Besatz, welche Dir mit der Zeit helfen wird abzuwägen, welche Massnahme wann notwendig ist und wann es besser ist das Becken einfach in Ruhe zu lassen. Wie aber Sven schon schrieb ist ein 80% Wasserwechsel ziemlich heftig und kann die Lage im Aquarium eher verschlimmern als verbessern.
Fische, die taumeln haben nicht zwangsläufig ein Problem mit der Wasserqualität. Das kann zahlreiche Ursachen haben. Unter anderem eben auch solche extreme Wasserwechsel. Kam das Wasser zB. frisch aus dem Wasserhahn, sind durch den Wasserdruck noch sehr viele Gase im Wasser gebunden. Diese komprimierten Gase werden von den Fischen in den Blutkreislauf aufgenommen, wo sie im Körper der Fische wieder expandieren und ausgasen können – dies kann die Gasblasenkrankheit zur Folge haben. Der Unterschied beim osmotischen Druck ist ebenfalls nicht unproblematisch, genau so wenig eine plötzlich veränderte Wasserhärte. Auch Chlor im Wasser kann üble Auswirkungen haben, falls Chlor unwissentlich mit ins AQ gespült wird.
Lieber kleinere Wasserwechsel (<20%) in kürzeren Intervallen, als extreme Wechsel nach längerer Zeit.
Zum Sprudler: wenn Du Pflanzen im Becken hast, brauchst Du keinen Sprudler. Ohne Pflanzen: entweder die Wasseroberfläche mit Filterauslass dauerhaft immer schön "kräuseln" lassen, oder dauerhaft besprudeln.
Auch gegen zu viele Phosphate und Nitrate würden Pflanzen helfen. Ich empfehle zB. Anubia. Sie sind hübsch an jede Deko "anbindbar", zäh, unkompliziert, da sie nicht eingegraben werden müssen und die freiliegenden Wurzeln entziehen direkt dem vorbei strömenden Wasser die Nährstoffe, und nicht nur dem Bodengrund.
Grüsse