Riesenkaninchen

Datenblatt Riesenkaninchen

Wissenschaftlicher Name: Lepus curpaeums
Herkunft: aus der Nähe von Gent im belgischen Flandern
Größe: bis zu 72 Zentimeter
Gewicht: 7 bis 12 Kilogramm
Alterserwartung: 5 – 8 Jahre
Haltung und Verhalten
Gruppen- vs. Einzelhaltung: Gruppenhaltung
Futter: vegetarische Kost
Schwierigkeitsgrad: Mittel
Riesenkaninchen
Lithonius at English Wikipedia, Female Flemish giant rabbit, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Eckdaten

Der Begriff Riesenkaninchen umfasst eine Gruppe von drei außerordentlich großen Kaninchen.

In Deutschland gehören der Deutsche Riese, der Deutsche Riesenschecke und der Deutsche Widder in diese Gruppe. Die Riesenkaninchen sind als sanfte Riesen bekannt. Ihr Charakter lässt sich als ruhig, sanftmütig und freundlich beschreiben.

Das größte und schwerste Haustierkaninchen ist für Anfänger der Kaninchenhaltung gut geeignet. Nicht nur deshalb sind die großen Langohren so beliebt. Sie sind zutraulich und in der Haltung unkompliziert. Dennoch stellen sie aufgrund ihrer beachtlichen Größe hohe Ansprüche an den Platzbedarf.

Der Deutsche Riese ist mit seiner Größe von bis zu 72 Zentimetern das größte Kaninchen. Die großen Ohren werden knapp 17 Zentimeter lang. Das Fell weist unterschiedliche Färbungen auf und ist kurz und dicht. Ursprünglich kommt das Riesenkaninchen aus Flandern. 1880 wurden die ersten Kaninchen nach Deutschland verkauft. Im Jahr 1893 wurde das erste Riesenkaninchen auf einer Ausstellung in Chemnitz vorgestellt. Noch bis in das Jahr 1948 wurden die außergewöhnlichen Tiere als Flämische oder Belgische Riesen verzeichnet. Die Zucht legt großen Wert auf ein hohes Gewicht.

Der Deutsche Riesenschecke ist eine eigenständige Rasse. Typisch ist das weiße Fell mit einer markanten Zeichnung in Schwarz, Blau oder Havanna. Mit seiner Größe von bis zu 68 Zentimetern ist er etwas kleiner als der Deutsche Riese. Seine Ohren werden etwa 16 Zentimeter lang. Deutsche Widder sind Riesenkaninchen mit Schlappohren. Sie sind aufgrund ihres niedlichen Aussehens sehr beliebt. Allerdings haben die herabhängenden Ohren Nachteile für die putzigen Tiere: Zum einen hören sie damit schlechter und zum anderen sind sie anfällig für Ohrentzündungen.

Trotz der großen Ähnlichkeit sind Riesenkaninchen keine Hasen. Sie zählen zwar zur Familie der Hasen (Leporidae), sind aber keine echten Hasen. Sie gehören zu den Hasenartigen (Lagomorpha). Das Riesenkaninchen stammt wie auch alle anderen Kaninchenrassen vom europäischen Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus) ab. Hasen sind im Gegensatz zum Kaninchen schlank und haben einen kräftigen Körper. Die Hasenohren sind deutlich länger. Darüber hinaus sind Riesenkaninchen die einzige Rasse, die mit ihren rund zehn Kilogramm schwerer werden als ein Wildhase mit rund sechs Kilogramm. Auch die Lebensweise unterscheidet die beiden Tierarten. Hasen sind Einzelgänger, die auf der Erdoberfläche leben. Kaninchen sind keine Einzelgänger. Aus diesem Grund müssen die Haustiere mindestens zu zweit gehalten werden.

Anschaffung und Haltung

Vor dem Kauf sollte man sich genau über die Herkunft der neuen Familienmitglieder informieren. Unseriöse Züchter wollen zumeist nur Geld mit dem Verkauf verdienen. Darunter leidet die Gesundheit der Tiere, was hohe Tierarztkosten nach sich ziehen kann. Auch vom Kauf aus der Zoohandlung ist abzuraten. Unter Umständen findet sich das passende Riesenkaninchen im Tierheim oder in einer Pflegestation.

Darüber hinaus können private Abgaben zu den neuen Familienmitgliedern führen. Der beste Weg ein gesundes und robustes Riesenkaninchen zu finden, führt über einen seriösen Züchter. Eine gute Kaninchenzucht ist an der richtigen Haltung, Ernährung und Pflege zu erkennen. Jungtiere sollten bei der Abgabe mindestens zehn, besser noch zwölf Wochen alt sein.

Riesenkaninchen
Lucile Petit, Lapin geant des flandres 2, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Mit diesen Kosten muss man rechnen

  • Kaufpreis: 100 bis 200 Euro pro Tier (geimpft, gechippt und kastriert)
  • Gehege: Innengehege bis zu 150 Euro; Außengehege bis zu 600 Euro
  • Zubehör: etwa 100 Euro
  • Jährliche Impfkosten: 40 bis 60 Euro
  • Tierarztkosten im Krankheitsfall: variabel

Die Anschaffungskosten für zwei Riesenkaninchen sind nur der Anfang von laufenden Kosten. Unkastrierte Tiere kosten weniger. Dann muss man aber mit eigenen Kosten von 60 bis 80 Euro für die notwendigen Impfungen, das Chippen und Kastrieren rechnen. Die Impfung sollte jährlich wiederholt werden. Wenn das Riesenkaninchen krank wird, erreichen die Tierarztkosten schnell einen vierstelligen Bereich. Um dem vorzubeugen, gibt es spezielle Krankenversicherungen oder man legt selbst ein gewisses Polster für Erkrankungen zurück.

Als Boden für ein groß angelegtes Innengehege empfiehlt sich hier ein PVC-Belag. Das unbedingt erforderliche Außengehege muss mardersicher angelegt sein.

Als Zubehör empfiehlt sich:

  • Große Häuschen mit zwei Eingängen
  • Eine Buddelkiste
  • Etagenbretter
  • Futter- und Wassernäpfe
  • Raufen
  • Beschäftigungszubehör

Darüber hinaus dürfen die laufenden Kosten pro Monat nicht vergessen werden. Die Einstreu kostet etwa 20 Euro im Monat. Für das Futter werden etwa ein bis zwei Euro pro Tag angesetzt. Wenn im Sommer Gräser und Kräuter gepflückt werden und im Winter saisonal eingekauft wird, halten sich die Kosten im Rahmen.

Riesenkaninchen sind pflegeleicht und umgänglich. Man darf aber nicht vergessen, dass sie keine Kuscheltiere sind. Aufgrund ihrer Größe benötigen sie für eine artgerechte Haltung viel Platz. Gerade deshalb sollte man sich genau überlegen, ob man die Ansprüche erfüllen kann. Die großen Hoppler benötigen viel mehr Platz und Auslauf als ein Zwergkaninchen. Dies bedeutet folglich einen höheren Pflegeaufwand. Ein Riesenkaninchen wird in einem Käfig niemals glücklich.

Neben dem großzügig angelegten Gehege braucht es regelmäßig Auslauf; idealerweise im eigenen Garten. Vor der Anschaffung sollte bedacht werden, dass Riesenkaninchen bis zu acht Jahre alt werden können. Die Haltung verursacht Unannehmlichkeiten in Form von Dreck, welcher regelmäßig beseitigt werden will. Dies muss vor der Anschaffung berücksichtigt werden. Wenn trotzdem alle im Haushalt lebenden Familienmitglieder mit der Anschaffung von mindestens zwei Riesenkaninchen einverstanden sind und keine Allergien gegen Heu, Stroh oder das Kaninchen selbst vorliegen, steht dem Zusammenleben nichts im Weg.

Anforderung an die Haltung

Die Gesellschaft von einem oder mehr Artgenossen ist wichtig, damit sich das Langohr wirklich wohlfühlt. Riesenkaninchen sind sehr soziale Wesen: Knapp die Hälfte ihres Verhaltens ist soziale Interaktion, die nur mit einem Artgenossen möglich ist. Geschwister lassen sich normalerweise gut zusammenhalten, denn sie kennen sich von Geburt an. In der Regel verläuft die Haltung von einem Weibchen mit einem kastrierten Rammler harmonisch. Zwei kastrierte Rammler verstehen sich gut, zwei Weibchen zu halten ist nicht empfehlenswert.

Riesenkaninchen haben ein flauschiges und kurzes Fell, welches nicht sehr pflegeintensiv ist. Beim Fellwechsel kann man die großen Hoppler durch regelmäßiges Bürsten unterstützen. Leider sind Riesenkaninchen anfällig für Milben und in Außenhaltung für Zecken, weshalb Ohren und Fell regelmäßig untersucht werden sollten.

Die Haltung von Riesenkaninchen ist unkompliziert. Sie brauchen aber viel Platz; die reine Wohnungshaltung ist nur bedingt möglich. Diese sollte dabei aber immer käfigfrei sein. Wer seinen Tieren nicht genügend Auslauf ermöglichen kann, sollte von der Anschaffung absehen. Bei der Haltung in der Wohnung müssen alle Räume, zu denen die Tiere Zugang haben, kaninchensicher gemacht werden. Offenliegende Kabel und am Boden stehende Blumentöpfe dürfen nicht erreichbar sein, da sie sonst angeknabbert werden. Einige Tiere lassen sich stubenrein erziehen.

Die großen Langohren wollen nicht nur in ihrem Gehege frei laufen, hoppeln, spielen und kuscheln. Gerade in der Wohnung bietet Auslauf eine Abwechslung für Körper und Geist. Das Innengehege kann ein großzügig abgetrennter Bereich oder ein ganzes Zimmer sein. Als Richtwert für Riesenkaninchen gilt: Ein Tier hat einen Platzbedarf von rund drei Quadratmetern, um eine ausreichende Bewegung und damit die artgerechte Haltung sicherzustellen.

Bei zwei Riesenkaninchen muss entsprechend eine Fläche von mindestens sechs Quadratmetern vorhanden sein. Kaninchenkäfige, die der Fachhandel bietet, können diesen Bedarf nicht decken. Grundsätzlich gilt, je mehr Platz zur Verfügung steht, umso besser ist es für das Wohlbefinden der Tiere. Als wechselaktive Tiere sind Riesenkaninchen auch nachts aktiv. Sie benötigen auch in der Nacht viel Platz zum Hoppeln und dürfen nicht in den Käfig oder Stall gesperrt werden.

Die ganzjährige Haltung im Außengehege ist möglich. Dafür muss der Unterschlupf gut gegen Kälte isoliert sein. Auch hier sollten sechs Quadratmeter für zwei Riesenkaninchen das Mindestmaß sein. Bevor die großen Hoppler einziehen, muss der Stall vor Wind und Witterung geschützt sein. In der warmen Jahreszeit muss ausreichend Schatten zur Verfügung stehen. Riesenkaninchen buddeln für ihr Leben gern. In der Innenhaltung darf die Buddelkiste nicht fehlen. Bei der Außenhaltung gilt es zu berücksichtigen, dass sich die Langohren nicht freigraben können. Der Boden des Geheges sollte mit einem im Boden eingelassenen Draht gesichert werden.

Riesenkaninchen haben gern den Überblick. Deshalb sollte das Gehege mehrere Etagen aufweisen. Optimal ist eine zweite Ebene oder ein Häuschen mit Flachdach. Darin können sie sich bei Bedarf zurückziehen und anschließend auf dem Dach ihre Umgebung beobachten. Es sollte zwei Eingänge haben, um einen Fluchtweg zu ermöglichen. Darüber hinaus möchten die Langohren beschäftigt werden. Sie freuen sich über Abwechslung. Verstecktes Futter, Zweige von Obstbäumen zum Knabbern und ein Parcours bieten spannende Beschäftigung.

Geschlechtsunterschiede

Für eine komplikationslose Haltung ist die Geschlechtsbestimmung wichtig. Im so genannten C-Griff lässt sich das Geschlecht für kundige Personen gut erkennen. Mit sanftem Druck über der Geschlechtsöffnung wird beim Weibchen das schlitzartige Geschlechtsteil sichtbar. Bei Rammlern kommt bei gleicher Vorgehensweise der Penis zum Vorschein.

Futter und Ernährung

Riesenkaninchen fressen überwiegend frische Grünpflanzen, Wurzeln und Knospen. Grünfutter bildet die Grundlage einer artgerechten Ernährung. Darüber hinaus muss durchgängig hochwertiges Heu zur Verfügung stehen. Auch Wurzel- und Knollengemüse sowie Obst darf gelegentlich verfüttert werden.

Eingewöhnung und Umgang

Ein gutes Alter für den Umzug in das neue Zuhause ist mit knapp zwölf Wochen. Das junge Riesenkaninchen löst sich komplett von Mutter und Geschwistern und ist bereit, neue Welten zu entdecken. Für den Transport in das neue Heim empfiehlt sich eine Transportbox oder -kiste. Diese sollte nach der Ankunft in das Gehege gestellt und geöffnet werden. Auf diese Weise wird dem aufgeregten Tier ermöglicht, die unbekannte Umgebung im eigenen Tempo zu entdecken. Es sollte so weit wie möglich in Ruhe gelassen werden, damit es sich eingewöhnen kann. Damit es sich an die Anwesenheit seiner Menschen gewöhnen kann, ist ein ruhiger Umgang unabdingbar. Es braucht Umsicht, Geduld und Zeit, um ein scheues Kaninchen in ein zahmes zu verwandeln.

Wenn man sich oft in der Nähe der neuen Familienmitglieder aufhält, werden sie sich schnell an die Anwesenheit von Menschen gewöhnen. Sie erkennen, dass von Menschen keine Gefahr ausgeht. Denn von Natur aus sind Kaninchen mit vielen Fressfeinden scheu und immer fluchtbereit. Nach ein paar Tagen kann dem Riesenkaninchen ein Leckerbissen aus der Hand angeboten werden.

Man sollte täglich eine bestimmte Zeit einplanen, in der man sich bewusst mit dem Riesenkaninchen beschäftigt. Zu Beginn kann man sich einfach zu den Tieren ins Gehege setzen. Auf diese Weise wird es die Scheu verlieren und zutraulich werden. Auch hier gibt das Riesenkaninchen das Tempo vor. Sobald das Vertrauen aufgebaut ist, wird es die Initiative ergreifen und ganz von allein zum Streicheln angehoppelt kommen. Einige Riesenkaninchen werden so zahm, dass man mit ihnen sogar Kunststücke einüben kann.

Besonders Kinder müssen ruhig mit dem neuen Mitbewohner umgehen. Hektik und Stress versetzt das sensible Tier in Aufregung. Auf das Hochnehmen sollte überwiegend verzichtet werden. Für bestimmte Situationen kann das Tragen in der Hand geübt werden. Laute Geräusche und hastige Bewegungen machen dem sanften Riesen Angst. Man sollte sich immer bedacht und umsichtig nähern. Wenn das Riesenkaninchen nicht gestreichelt werden möchte, muss man das akzeptieren.

Im Laufe der Zeit lernt man die Signale des Riesenkaninchens zu deuten. Klopft es aufgeregt mit den Hinterläufen auf den Boden, hat es Angst. Hält es seinen Kopf still, möchte es gestreichelt werden. Jedes Riesenkaninchen hat seine eigenen Stellen, an denen es gerne gestreichelt wird. Einige lieben es zwischen den Ohren gestreichelt zu werden. Wieder andere sind dort besonders empfindlich, da sie in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gesammelt haben. Wenn man sein Riesenkaninchen kennengelernt hat, weiß man auch genau, was es mag und was nicht.

Sonstige Fragen

Wo kann ich ein Riesenkaninchen kaufen?

Wende dich an einen seriösen Züchter, das Tierheim oder eine Pflegestation für Riesenkaninchen. Dort findest du gesunde und robuste Tiere. Riesenkaninchen sollten niemals in der Zoohandlung gekauft werden.

Welche Rassen gehören zum Riesenkaninchen?

Zu den Riesenkaninchen gehören in Deutschland drei große Kaninchenrassen: Der Deutsche Riese, der Riesenschecke und der Deutsche Widder.

Was ist das Flämische Riesenkaninchen?

Die Geschichte des Deutschen Riesen lässt sich bis nach Gent im heutigen Belgien zurückverfolgen. Ursprünglich wurden Riesenkaninchen als Flämische Riesen bezeichnet.

Welche Fellfarben sind bei Riesenkaninchen möglich?

Deutsche Riesen werden in vielen unterschiedlichen Farbgebungen gezüchtet. Das reicht von einfarbig weiß über wildfarben bis hin zu komplett schwarzen Riesenkaninchen. Darüber hinaus sind Schecken möglich. Der Deutsche Riesenschecke dagegen ist weiß mit schwarzer, blauer oder havannafarbener Zeichnung.

Werden Riesenkaninchen stubenrein?

Riesenkaninchen können stubenrein werden. Die Tiere sind von Natur aus reinlich, was die Erziehung deutlich vereinfacht.

Welche Krankheiten bekommen Riesenkaninchen?

Riesenkaninchen sind anfälliger für Krankheiten. Sie neigen zu Erkrankungen der Gelenke wie beispielsweise Arthrose und HD (Hüftgelenksdysplasie). Auch Abszesse und Herzerkrankungen kommen häufig vor.

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1 Kommentar

  1. Hallo,
    meine Name ist Jenny und wir halten deutsche Riesen in Freihaltung.
    Daher meine Frage, wie gefährlich ist Lavendel und Margariten für die beiden Fellnasen, da ich es nicht kontrollieren könnte, in welchen Mengen sie die fressen würden.

    Liebe Grüße
    Jenny

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