Mulm im Aquarium

Was ist Mulm?

Mulmsauger
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Mulm besteht zum größten Teil aus den schwer abbaubaren Resten von Abfallstoffen, die im Aquarium anfallen. Typische Abfallstoffe im Aquarium sind Fischkot, Futterreste und abgestorbene Blätter.

Dabei fallen nicht alle Abfallstoffe, z. B. Fischkot, direkt auf den Boden und bilden den Mulm, sondern sie werden zunächst relativ schnell im Wasser gelöst.

Diese im Wasser gelösten organischen Stoffe werden nun von Bakterien im Filter und im Aquarium abgebaut. Erst die Überreste dieser Abbauprozesse, die ihrerseits nur schwer abgebaut werden, z. B. die Huminstoffe, sammeln sich als sichtbarer Mulm an.

Mulm ist also eine Mischung aus Abfallstoffen und den Überresten der biologischen Abbauprozesse im Aquarium. Hin und wieder wird Mulm auch als Detritus bezeichnet.

Wie und womit du Mulm entfernst findest du im Artikel Mulmsauger.

Willst du nicht lange warten haben wir eine Vorauswahl der Mulmsauger:

Mulm stabilisiert das Aquarienklima.

Im Mulm können sich hervorragend nützliche Bakterien ansiedeln, die Abbauprozesse im Aquarium durchführen. Gleichzeitig unterstützt Mulm das Ausflocken von organischen Stoffen, die im Wasser gelöst sind. Weiterhin bietet Mulm eine Absorptionsoberfläche, z. B. für Eisenionen an den Huminstoffen, und unterstützt den Austausch von Huminstoffen. Dadurch lagern sich Stoffe, die im Überschuss vorhanden sind, im Mulm ein. So wie Mulm Stoffe aufnimmt, die im Überfluss vorhanden sind, gibt Mulm diese Stoffe auch wieder ab, wenn ein Mangel an diesen Stoffen vorliegt. Durch diese verschiedenen Wirkungen stabilisiert Mulm insgesamt das Aquarienklima.

Eine bestimmte Menge an Mulm im Aquarium ist sinnvoll und unterstützt ein stabil laufendes Aquarium. Der Mulm zersetzt sich immer weiter, so dass am Ende der so genannten Mineralisation kaum merkliche Mengen an Endprodukten übrigbleiben. In einem nicht zu stark besetzten Aquarium bildet sich so mit der Zeit eine bestimmte Menge Mulm, die durch Neuzugang und Abbau (Mineralisation) konstant bleibt.

Im Mulm siedeln sich neben Bakterien auch andere Kleinstlebewesen an, die für das Aquarienklima günstig sind und gleichzeitig Fischen und Garnelen, besonders dem Nachwuchs, als Nahrung dienen.

Mulm darf also keinesfalls mit Dreck gleichgesetzt werden. Häufig wird der Schluss gezogen, dass mehr Mulm mehr Schadstoffe, z. B. Kot, bedeutet und damit im Endeffekt steigende Nitrit- und Nitratwerte verursacht. Tatsächlich aber bildet der Mulm einen Teil des Stickstoffkreislaufes im Aquarium. Die im Mulm angesiedelten Bakterien wandeln Nitrit in Nitrat um, wie die Bakterien im Filter auch. Die gebildete Nitratmenge ist also von der Nitritmenge abhängig. Die Nitritmenge hängt wieder von verschiedenen Faktoren wie Besatzmenge, Futtermenge usw. ab.

Zu viel Mulm kann auch schaden

Stark aufgewühlter Mulm in größeren Mengen kann z. B. zu einem erhöhten Sauerstoffverbrauch im Aquarium führen und im Extremfall in kleinen Aquarien einen Sauerstoffmangel verursachen. Die stoffbindende Eigenschaft des Mulms kann dazu führen, dass Pflanzen zu wenig Nahrung erhalten, wenn zuviel Düngestoffe vom Mulm aufgenommen werden. Auf der anderen Seite bildet Mulm selbst einen guten Dünger und kann in Mangelzeiten Düngestoffe abgeben, die vorher aufgenommen wurden.

Die im Mulm siedelnden Bakterien bauen wie im Filter Schadstoffe ab. Dazu benötigen sie Sauerstoff, der durch eine leichte Durchströmung des Mulms mit Wasser immer wieder herangeführt werden muss. Wird Sauerstoff durch Ausfall der Wasserströmung oder durch eine Temperaturerhöhung knapp, kann dies dazu führen, dass die Bakterien absterben. Wie ein Filter mit abgestorbenen Bakterien, kann auch der Mulm unter solchen Bedingungen faulen und extrem stinken. Dies kann zu einer hohen Belastung des gesamten Aquariums mit abgestorbenen organischen Reststoffen führen.

Wie viel Mulm braucht das Aquarium?

Bei starkem Besatz oder zu reichlicher Fütterung kann sich immer mehr Mulm ansammeln, der hin und wieder abgesaugt werden muss. Dabei sollte nicht zu gründlich abgesaugt werden, sondern immer nur etwa ein Drittel der Gesamtmenge, um die stabilisierende Wirkung nicht zu stark zu beeinträchtigen.

Verstärkter Anfall an Mulm kann auch ein Hinweis darauf sein, dass der Filter zu schnell durchströmt wird.Die abbauenden Bakterien werden dann in großen Mengen aus dem Filter gespült oder haben im Filter nicht genug Zeit zum Schadstoffabbau, weil das belastete Wasser zu schnell vorbeiströmt. Dadurch verrichten den Hauptteil der Abbauleistung Bakterien im Aquarium und auf dem Bodengrund, statt Bakterien im Filter. In solchen Fällen wird die Filterleistung gedrosselt, bis nur eine geringe Wasserströmung vorhanden ist.

Ähnlich ist der Effekt, wenn der Filter zu klein und dadurch die Abbauleistung des Filters zu gering ist. Auch in diesem Fall wird eine große Menge der Schadstoffe im Aquarium abgebaut und setzt sich als Mulm ab. So erklärt sich, dass sich in Aquarien mit großflächigen Filtern, die hohe biologische Abbauleistungen haben, kristallklares Wasser mit kaum Mulm zu finden ist, während sich in Aquarien mit normalen Filtern mit schneller Wasserdurchströmung und entsprechend geringer biologischer Abbauleistung häufig viel Mulm bildet.

Leider ist es nicht möglich vorherzusagen, welche Mulmmenge für ein bestimmtes Aquarium nützlich ist und ab welcher Menge Mulm schädlich wird und deshalb abgesaugt werden sollte. Hier muss man sich langsam und vorsichtig an die geeignete Menge herantasten. Es sollte auf jeden Fall ein Gleichgewicht angestrebt werden, bei dem die Mulmmenge konstant bleibt und nicht immer größer wird. In diesem Zustand werden in etwa genauso viele Schadstoffe abgebaut, wie neu gebildet werden. Bildet sich immer mehr Mulm, ist das ein Hinweis darauf, dass die biologischen Abbauprozesse im Aquarium nicht ausreichend Schadstoffe abbauen.

Optik

Ob man den Anblick von Mulm im Aquarium als natürlich oder als unschön ansieht, ist Geschmackssache. Fällt der Bodengrund leicht in Richtung Filter ab, sammelt sich der meiste Mulm in Filternähe.

Bei Sandboden bilden sich rund um die Pflanzen leichte Vertiefungen, in denen sich der Mulm absetzt und teilweise verdeckt wird. Im Kiesboden sinkt Mulm in den Boden ein. Dabei besteht aber die Gefahr, dass sich unbemerkt zu viel Mulm ansammelt und im Boden zu faulen beginnt. In einem gut laufenden Aquarium sammelt sich aber auch im Kies nur eine geringe und konstante Menge an Mulm an.

Mulm entfernen

Bei Sandboden sammelt sich der Mulm auf der Bodenoberfläche an und kann von dort einfach abgesaugt werden. Mit der Zeit erkennt man den Abstand, bei dem der Mulm abgesaugt wird, der schwerere Sand aber liegenbleibt.

Erzeugt man durch Bewegung des Schlauches oder der Mulmglocke eine leichte Strömung wirbelt der Mulm auf und kann mit dem Wasser abgesaugt werden, während der Sand liegenbleibt- im Handel sind hierzu gesonderte Mulmsauger wie der Nano Mulmsauger von Dennerle erhältlich. Kiesboden muss vorsichtig durchgearbeitet werden, indem man Schlauch oder Mulmglocke in den Kies einlässt. Auch hier ist es hilfreich, wenn man durch Bewegung des Kieses eine leichte Strömung erzeugt, durch die der Mulm aufgewirbelt wird.

Eine Alternative zum Absaugen sind Mexikanische Bachflohkrebse. Diese arbeiten den Mulm auf und verwandeln ihn in körnige Ablagerungen.

Pro-Argumente zum Mulm entfernen

  • Mulm bietet eine ideale Siedlungsfläche für Bakterien die Schadstoffe abbauen.
  • Mulm stabilisiert das Aquarienklima.
  • Im Mulm leben Kleinstlebewesen, die Fischen und Garnelen als Nahrung dienen.

Bakterien und Mikroorganismen veratmen nicht nur verschiedene Stoffe, sondern verbrauchen Stoffe auch für den eigenen Körperbau. Ca. 20 bis 40 % der Stickstoffverbindungen werden in den Körpern von Bakterien und Mikroorganismen gespeichert und nicht zu Nitrat abgebaut.

Aus Sicht der Stickstoffbilanz erscheint es deshalb sinnvoll, regelmäßig Mulm und Filterschlamm aus dem Aquarium zu entfernen. Mit den dort siedelnden Bakterien und Mikroorganismen wird ein erheblicher Teil der Stickstoffverbindungen aus dem Wasser entfernt. Gleichzeitig bleibt das Aquarium in der Wachstumsphase, in der weiter Stickstoffverbindungen in die Körper eingebaut werden und die Wasserbelastung deshalb gering bleibt. Nebenbei werden die Bakterien- und Mikroorganismuskulturen verjüngt.

Es darf nur soviel Mulm und Filterschlamm entfernt werden, dass das Aquarium nicht wieder in die Einlaufphase gerät.

Altwasseraquarien laufen in der stationären Phase stabil, mikrobiologisch gesehen aber auf einem niedrigen Niveau.

Kontra-Argumente zum Mulm entfernen

  • Mulm kann faulen, wenn zu wenig Sauerstoff vorhanden ist.
  • Mulm ist ein Hinweis auf nicht ausreichende biologische Filterung.
  • Es kann nicht vorhergesagt werden, ab welcher Menge Mulm schädlich ist.

Durch das Entfernen von Mulm und Filterschlamm wird das Bakterienwachstum gefördert. Es werden abbaubare Stoffe aus dem Aquarium entfernt und der Sauerstoffverbrauch verringert. Allerdings kann sich die Filterfora nicht ungestört entwickeln. Die Reifung des Mulms und Filterschlamms wird ständig gestört. Junge Bakterienkulturen sind völlig anders zusammengesetzt als alte. Je nach Art und Spezialisierung der Bakterien vermehren sie sich unterschiedlich schnell. Bakterien, die Nitrit oxidieren, teilen sich z. B. nur einmal am Tag.

Für die Verarbeitung schwer abbaubarer Stoffe müssen die Bakterien bestimmte Enzyme erzeugen. Diese Enzyme werden aber erst nach Wochen oder Monaten erzeugt. Zusätzlich muss das Nährstoffangebot schlecht sein.

Damit solche Bakterienkulturen entstehen, dürfen Mulm und Filterschlamm möglichst wenig gestört werden. Außerdem sind großflächige und langsam durchströmte Filter notwendig, z. B. Mattenfilter.
Durch die große Oberfläche in Mattenfiltern stehen den Bakterien optimale Flächen zur dauerhaften Besiedlung zur Verfügung. Nur optimal gehaltene Bakterien können gut arbeiten. Altwasseraquarien laufen mikrobiologisch gesehen auf einem hohen Niveau.

Die Keimzahl, d. h. die Anzahl Bakterien, im freien Wasser ist um so niedriger, desto weniger Nährstoffe im freien Wasser vorhanden sind. Je mehr Nahrung die im Mulm und Filterschlamm angesiedelten Bakterien verbrauchen, desto weniger Nahrung steht im freien Wasser zur Verfügung.

Wenn Mulm und Filterschlamm nicht entfernt werden, wird die Keimzahl im freien Wasser stark verringert. Die Fische werden weniger belastet.
Werden Mulm und Filterschlamm regelmäßig entfernt, führt dies zu einer höheren Keimzahl im freien Wasser. Die Keimzahl kann mehrere Zehnerpotenzen höher sein.

Beide Vorgehensweisen kombinieren

Ein Filter sollte viel Schlamm enthalten der gut, aber nicht schnell durchströmt wird. In einem Topffilter bilden sich dagegen Kanäle. Die Hauptmenge des Filterschlamms muss ungestört bleiben.

Wenn unter diesen Bedingungen z. B. einmal im Jahr ca. 30 % Filterschlamm aus dem Filter entfernt und ca. 20 % Mulm wöchentlich entfernt wird, kann ein solches Filtersystem ebenso leistungsfähig sein wie ein Mattenfilter. Der Filterschlamm ist dann immer noch ausreichend alt und dennoch werden mit dem Schlamm Stickstoff und andere Verbindungen regelmäßig entfernt.

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1 Gedanke zu „Mulm im Aquarium“

  1. Die Überschrift “Pro-Argumente zum Mulm entfernen” passt nicht, besser: “Pro-Argumente für Mulm”, passt besser zum nachfolgenden Text. Genauso wie bei “Kontra”. Also einfach das Wort “entfernen” weg lassen. Das ist bisschen verwirred. Ansonsten vielen Dank für die Hinweise. Ich hatte mich länger nicht mehr mit dem Thema befasst; wollte nur wieder Wissen auffrischen.

    MfG Herr Nguyen

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