Inhaltsverzeichnis:
Der Wasserkreislauf
In der Natur befindet sich Wasser in einem ständigen Kreislauf. Durch Regen, Schnee oder Hagel gelangt Wasser auf die Erdoberfläche.
Während ein Teil des Wassers von Pflanzen aufgenommen wird und durch Verdunstung wieder in die Erdatmosphäre gelangt, sickert der andere Teil in den Boden ein, bis er sich mit dem Grundwasser vermischt.
Das Grundwasser kommt in Quellen wieder an die Erdoberfläche oder es fließt unterirdisch in Seen und Flüsse.
Flüsse transportieren das Wasser in die Meere. In tropischen Gebieten verdunstet das Meerwasser und gelangt so wieder in die Erdatmosphäre.
Aus dem aufsteigenden Wasserdampf bilden sich Wolken, die durch den Wind landeinwärts geweht werden und schließlich als Niederschlag wieder zur Erdoberfläche gelangen.
Wasser ist nicht gleich Wasser.
Auf seinem Weg von der Erdoberfläche zum Grundwasser sickert das Wasser durch verschiedene Bodenschichten, die jeweils aus unterschiedlichem Material bestehen. Dabei nimmt es aus diesen Bodenschichten wasserlösliche Bestandteile auf. Da die durchlaufenen Bodenschichten je nach Region unterschiedlich sind, nimmt das Wasser also je nach Region ganz bestimmte Bestandteile auf.
Die aufgenommenen Bestandteile bestimmen die sogenannten Wasserwerte. Durchläuft das Wasser z. B. besonders kalkhaltige Bodenschichten, nimmt das Wasser entsprechend viel Kalk auf und ist entsprechend hart.
Auch der umgekehrte Effekt kann eintreten. Extrem mineralarme Böden können dem Wasser die darin befindlichen organischen und anorganischen Bestandteile entziehen.
Durch welche Wasserwerte unterscheidet sich Wasser aus unterschiedlichen Regionen?
Die in der Aquaristik wichtigsten Wasserwerte, anhand derer sich das Wasser aus den Herkunftsgebieten der Aquarienfische unterscheiden lässt, sind:
- pH-Wert
- Karbonathärte (KH)
- Gesamthärte (GH)
- Nitratwert (NO3)
- Leitwert
Fische müssen in ihrem Körperinneren ganz bestimmte Werte aufrechterhalten, z. B. bzgl. des Salzgehaltes und des pH-Wertes. So ist der Salzgehalt bei Süßwasserfischen im Fischkörper größer als im umgebenden Wasser. Im Zuge der so genannten Osmoseregulation dringt durch den osmotischen Druck ständig Wasser durch Kiemen und Haut in die Fische ein. Durch die Nieren wird das überschüssige Wasser wieder aus dem Körper ausgeschieden. Süßwasserfische trinken deshalb im Gegensatz zu Meeresfischen nicht. Obwohl die Nieren von Süßwasserfischen möglichst viele Salze zurückhalten, wird ein Teil der vom Körper benötigten Salze mit dem Wasser ausgeschieden. Damit der Salzgehalt im Körper gleichbleibt, wird dieser Verlust ausgeglichen, indem durch die so genannten Chloridzellen in den Kiemen Natrium Na+ und Chlorid Cl- aufgenommen wird. Die Fähigkeiten zur Wasserausscheidung, zur Salzzurückhaltung und zur Salzaufnahme sind begrenzt und an die Bedingungen der Ursprungsgewässer der Fische angepasst.
Fische die in der Natur in unterschiedlichen Gewässern mit unterschiedlichen Salzgehalten vorkommen, können sich an Salzgehalte, die vom Ursprungsgewässer abweichen besser anpassen als Fische, die nur in extremem Weichwasser vorkommen oder nur in den afrikanischen Grabenseen.
Welche Rolle Wasserwerte in der Aquaristik spielen
Abhängig von ihren natürlichen Herkunftsgebieten haben sich die Fische im Laufe ihrer Entwicklungsgeschichte an die Wasserwerte ihrer jeweiligen Heimatgewässer gewöhnt. Einige Fischarten können sowohl in Süß- als auch in Salzwasser leben. Andere Arten können nur in Süßwasser leben. Einige Arten, darunter viele Arten die in Aquarien gehalten werden, sind Weichwasserfische. Viele dieser Weichwasserfische vermehren sich nur in sehr weichem Wasser, andere Arten können zumindest in Leitungswasser leben.
Das bedeutet, dass Fische möglicherweise mit den Wasserwerten im Aquarium nicht zurechtkommen, wenn diese von den Werten der Herkunftsgebiete abweichen. Abweichende Wasserwerte können Stressfaktoren sein, die das Immunsystem der Fische schwächen und zu Krankheiten oder gar Todesfällen führen können. So kann die Osmoseregulation überfordert werden, wenn das Wasser zu weich oder zu hart ist.
Das bedeutet keineswegs, dass alle Fische nur bei genau den Wasserwerten ihrer Herkunftsgewässer gehalten werden können. Die meisten Fischarten vertragen ohne gesundheitliche Beeinträchtigungen in einem gewissen Rahmen Wasserwerte, die von denen der Heimatgewässer abweichen.
Wie stark die einzelnen Fischarten an spezielle Wasserbedingungen angepasst und darauf angewiesen sind, hängt von der Entwicklungsgeschichte der jeweiligen Art ab. Eine Art, die seit einer Million Jahre in einem der afrikanischen Grabenseen lebt, hat sich möglicherweise so an das dortige Wasser gewöhnt, dass sie nur unter sehr ähnlichen Bedingungen im Aquarium leben kann. Eine Art, die seit langem im Küstenbereich lebt, ist vielleicht daran gewöhnt, unter unterschiedlichen Wasserbedingungen zu überleben.
Es muss aber immer geprüft werden, welche Wasserwerte für die gewünschten Fischarten verträglich sind. Es sollte auf die Haltung von Fischarten verzichtet werden, denen keine geeigneten Wasserwerte geboten werden können.
Die Herkunftsgebiete der Aquarienfische
Aquarienfische kommen aus den tropischen Gebieten aller Erdteile. Darunter befinden sich Gebiete wie der Amazonasraum mit teilweise extrem weichem und saurem Wasser genauso, wie Gebiete wie der Malawisee in Afrika, mit kalkreichem, alkalischem Wasser.
Grundsätzlich lassen sich in tropischen Gebieten die Gewässertypen Schwarzwasser, Klarwasser und Weißwasser unterscheiden. Von diesen grundlegenden Typen weichen im Wesentlichen nur die Seen des afrikanischen Grabenbruchs ab. Diese Gewässertypen kommen jedoch selten in ihrer reinen Form vor. Die meisten Flüsse und Seen enthalten Wasser das aus einer Mischung dieser Typen besteht und die für den jeweiligen Fluss oder See einzigartig ist.
Auch innerhalb ihrer jeweiligen Verbreitungsgebiete bewohnen die Fische deshalb Gewässer mit unterschiedlichen Wasserwerten. Es gibt Spezialisten, die nur in einem kleinen Gebiet mit ganz bestimmten Wasserwerten leben, wie einige Arten der Zwergbuntbarsche und Panzerwelse. Es gibt aber ebenso Arten von Zwergbuntbarschen und Panzerwelsen, die ein sehr großes Verbreitungsgebiet haben und dort in Gewässern mit verschiedenen Wasserwerten leben. Guppys leben auch in ihren natürlichen Herkunftsgebieten sowohl in relativ weichen, wie auch in relativ harten Gewässern.
Zudem sind die veröffentlichten Wasserwerte, die für bestimmte Fischarten geeignet sein sollen, nicht nur davon abhängig, an welchem Standort gemessen wurde. Die Werte sind auch abhängig von dem Zeitpunkt der Messung. Je nach Jahreszeit können andere Wasserwerte am gleichen Standort gemessen werden.
Einige Werte schwanken sogar im Tagesverlauf und sind damit von der Uhrzeit der Messung abhängig. Unklar ist meistens, ob die ganze Spannbreite möglicher Wasserwerte angegeben ist, oder ob Mittelwerte angegeben werden. Sind Spannbreiten angegeben, bleibt unklar, wie verträglich Extremwerte wirklich sind.
Diese Rahmenbedingungen machen es sehr schwierig anzugeben, welche genauen Wasserwerte für die einzelne Fischart wirklich geeignet sind. Deshalb werden für manche Fischarten völlig unterschiedliche Werte angegeben.
Wie tolerant sind Aquarienfische gegenüber den Wasserwerten?
Viele Fragen über die Toleranz der Fische gegenüber unterschiedlichen Wasserwerten sind noch ungeklärt. Weil in Mitteleuropa meist härteres Wasser vorkommt, wird besonders bei der Haltung von Weichwasserfischen immer wieder diskutiert, ob diese nicht auch in härterem Wasser gehalten werden können. Grundsätzlich stehen sich 2 Denkmodelle gegenüber.
Nach dem ersten Modell haben sich die Fische im Laufe ihrer Entwicklung in langen Zeiträumen in verschiedene Gewässer mit immer spezielleren Wasserwerten ausgebreitet und sich dort an die jeweils vorliegenden Bedingungen angepasst. Nach diesem Modell sind die Wasserwerte der Herkunftsgewässer für die Fische optimal. Eine Abweichung von diesen Wasserwerten verursacht Stress, weil die Körperfunktionen nicht mehr optimal arbeiten. Bei zu starken Abweichungen wird durch den Stress das Immunsystem geschwächt.
Das zweite Modell geht davon aus, dass die Fische von anderen Arten im Laufe der Evolution immer weiter in Gebiete mit immer spezielleren Wasserwerten abgedrängt wurden. Die Wasserwerte in denen die Fische heute leben, sind demnach für die Fische nicht optimal, sondern sie kommen damit notgedrungen zurecht. Ohne Konkurrenzdruck durch andere Arten könnten sie aber auch mit anderen Wasserwerten leben.
Für beide Denkmodelle lassen sich in der Aquarienpraxis Indizien finden. Möglicherweise haben beide Prozesse in der Evolution der Fische eine Rolle gespielt.
Erschwerend kommt hinzu, dass gerade bei typischen Weichwasserfischen aus dem Amazonasgebiet unklar ist, warum diese oft bei härterem Wasser empfindlicher scheinen als bei weichem Wasser. Es ist noch ungeklärt, ob dies z. B. am weichen Wasser, am niedrigen pH-Wert oder an der Keimfreiheit des Wassers liegt.
Aufgrund der unterschiedlichen Herkunftsgebiete und der offenen Fragen zur Entwicklungsgeschichte ist es praktisch unmöglich, allgemeingültige Aussagen darüber zu machen, welche Wasserwerte bestimmte Fischarten tolerieren. Sogar innerhalb der gleichen Fischarten gibt es möglicherweise unterschiedliche Verträglichkeiten gegenüber den Wasserwerten. Während ein Fisch einer bestimmten Art möglicherweise aus einem Fluss mit sehr weichem Wasser kommt, stammt evtl. ein anderer Fisch der gleichen Art aus einem Gewässer mit härterem Wasser. Möglicherweise kann die Härte des Aquarienwassers für beide Fische dann in einer entsprechenden Spannbreite liegen. Evtl. benötigen diese beiden Fische der gleichen Art aber auch im Aquarium unterschiedliche Wasserwerte.
Hinzu kommt, dass Aquarienfische nicht nur aus ihren ursprünglichen Herkunftsgebieten in die Aquarien kommen.
Wie gut sich Aquarienfische an unterschiedliche Wasserwerte anpassen, wird auf der Seite Anpassungsfähigkeit tiefer diskutiert.
Woher Aquarienfische wirklich kommen
Nur ein Teil der Aquarienfische stammt aus den ursprünglichen Herkunftsgebieten. Unabhängig davon, wo Aquarienfische letztlich gekauft werden, stammen diese im Prinzip aus drei unterschiedlichen Quellen.
- aus großen Zuchtanlagen in Europa und Asien
- von privaten Züchtern aus der Umgebung
- als Wildfänge aus den natürlichen Verbreitungsgebieten
Es ist also nicht gewährleistet, dass die Fische im Handel tatsächlich in Wasser gezogen wurden, das dem Wasser ihrer natürlichen Heimat entspricht. Es gibt Hinweise, dass sich einige Fischarten im Laufe der Nachzucht an andere Wasserbedingungen gewöhnen können. So können einige Salmlerarten heute in härterem Wasser nachgezogen werden als es vor einigen Jahrzehnten möglich war. In Diskussionen stellt sich allerdings häufig heraus, dass es sich bei solchen Aussagen um Hörensagen handelt, die Diskussionsteilnehmer aber keine entsprechenden konkreten Angaben oder eigene Erfolge vorweisen können.
Andererseits brauchen andere Salmlerarten nach wie vor extrem weiches Wasser zur Nachzucht. Es ist nicht grundlegend geklärt, ob und nach wie vielen Generationen sich nachgezüchtete Fischgenerationen an Wasserverhältnisse anpassen, die von den Wasserwerten der Herkunftsgebiete abweichen. Genauso unklar ist, ob Fische die in härterem Wasser nachgezogen wurden als es den Ursprungsgebieten entspricht, auch weiterhin besser in härterem Wasser leben sollten und im weichen Ursprungswasser sogar anfällig sind.
Konsequenzen
Pauschale Aussagen, nach denen sich die Fische im Laufe von vielen Nachzuchtgenerationen an das Leitungswasser im jeweiligen Wohnort angepasst haben, sind sicher falsch. Diese Aussage kann höchstens für bestimmte Fischarten und ihre langjährige Nachzucht durch Züchter am Wohnort gelten.
Schon innerhalb Deutschlands schwanken die Wasserwerte von relativ weichem Wasser, z. B. in Kaiserlautern, bis zu sehr hartem Wasser, z. B. in Würzburg. Die großen europäischen und asiatischen Zuchtbetriebe können unmöglich Fische nachzüchten, die an eine solche Schwankungsbreite jeweils optimal angepasst sind. Es ist auch nicht bekannt, dass diese Betriebe unterschiedliche Nachzuchten jeweils einer Art für die unterschiedlichen Wasserverhältnisse jeweils bestimmter Zielgebiete nachzüchten und genau dorthin liefern.
Der Aquarianer muss also immer wieder neu ermitteln, unter welchen Bedingungen neu erworbene Fische am Besten gehalten werden.
Wildfänge stammen aus den natürlichen Verbreitungsgebieten. Sie wurden höchstens eine Zeit lang beim Händler in abweichendem Wasser gehalten. Deshalb sollten sie im Aquarium in Wasser gehalten werden, das dem Wasser in den Herkunftsgebieten so weit wie möglich entspricht.
Bekommt man Fische von einem privaten Züchter, erkundigt man sich bei ihm, in welchem Wasser der Züchter die Fische hält und nachzieht. Das Aquarienwasser sollte dann entsprechende Wasserwerte haben.
Bei Tieren aus dem Aquarienhandel ist es praktisch unmöglich festzustellen unter welchen Bedingungen die Fische nachgezüchtet wurden. Zwar werden die Fische bei den meisten Händlern vermutlich im heimischen Leitungswasser gehalten, jedoch ist es eher unwahrscheinlich, dass die gleichen Bedingungen auch bei den Zuchtbetrieben, z. B. in Asien, vorliegen.
Fische von denen nicht bekannt ist, unter welchen Bedingungen sie nachgezogen und erfolgreich gehalten wurden, sollten in Wasser gehalten werden, das den Bedingungen der natürlichen Herkunftsgebiete entspricht. Erst wenn klare Erkenntnisse vorliegen, dass sie bei anderen Wasserwerten ohne Beeinträchtigung leben, können sie auch bei diesen Werten gehalten werden.
Wasserwerte testen
Wie in diesem Artikel mehrmals erwähnt wurde, sind die Wasserwerte sehr wichtig. Aber wie kann man diese testen ohne immer ins Tiergeschäft fahren zu müssen, und auch nicht mit hunderten von Tests?
Ganz einfach, die Lösung heißt JBL EasyTest 6 in 1
dies sind einfache Teststreifen, die man kurz ins Wasser steckt und an denen man dann folgende Werte ablesen kann:
- pH
- GH
- KH
- NO2
- NO3
- Wasseranalyse und -diagnose...
- Die Generation der...
- Schnelle Diagnose - genaue...
Mehr zu den Vor- und Nachteilen von Streifentests und Tropfentests im Kapitel Wassertests.
Dann hol dir unseren 22 teiligen Ratgeber mit 2.650+ Seiten jetzt mit 335,75€ Rabatt!
- Über den Autor:
- Letzte Beiträge vom Autor:
21 Jahre Erfahrung in der Aquaristik. DRTA Autor und mehrfacher Fachbuchautor im Bereich Aquaristik und Terrarienkunde.
Mitglied im Verband Deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde (VDA) e.V.
Hinterlasse jetzt einen Kommentar