Ist ein Eiweißabschäumer für Süßwasser sinnvoll?
In einem Eiweißabschäumer lagern sich an der Oberfläche der Luftbläschen Eiweiße an. Die Eiweiße können dann mit dem Schaum entfernt werden. Sie werden so aus dem Wasser entfernt, bevor die Nitrifikation sie mineralisieren kann. Oft werden Eweißabschäumer auch Skimmer genannt.
Damit sich genug Eiweißmoleküle an der Luftbläschenoberfläche anlagern können, müssen die Bläschen möglichst klein sein. Außerdem müssen sie möglichst langsam zur Wasseroberfläche steigen.
Die Steiggeschwindigkeit wird durch den Salzgehalt des Wassers beeinflusst. Je höher Salzgehalt ist, desto langsamer steigen die Bläschen auf.
Effektiv arbeiten Eiweißabschäumer nur bei Salzkonzentrationen ab Brackwasser.
Im Süßwasser ist die Abschäumleistung sehr gering. Dort bilden sich aufgrund der geringen Dichte bzw. aufgrund der hohen Oberflächenspannung des Süßwassers aus Eiweiß und Luft keine stabilen Bläschen.
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Bei Süßwasserabschäumern für den Handel, die im Inneren ein Rohr mit Siporax haben, hat die Filterwirkung des Siporax in normal belasteten Aquarien eine wesentlich größere Wirkung als die reine Abschäumung. Der Abschäumer vergrößert im Grunde nur die Filterfläche. Mit einem großen, gedrosselten Filter kann das einfacher erreicht werden.
Süßwasserabschäumer werden manchmal empfohlen, um eine Kahmhaut zu beseitigen. Ein Oberflächenabsauger ist zur Beseitigung einer Kahmhaut geeigneter. In der Regel verschwindet die Kahmhaut aber schon, wenn die Belastung des Wassers vermindert wird.
Auf CO2 wirkt ein Abschäumer ähnlich wie ein Sauerstoffstein. Bei beiden werden kleine Luftbläschen erzeugt. Weil bei einem Abschäumer die Wasseroberfläche nicht bewegt wird, ist der CO2-Austrag vermutlich geringer.
Ein Abschäumer entfernt auch bioaktive organische Stoffe, die als Chelatoren wirken, die Schleimhäute schützen oder desinfizierend wirken. Vitamine werden ebenfalls abgeschäumt.
Das Krankheitsrisiko steigt unter Umständen deutlich an.
Huminstoffe liegen überwiegend kolloidal vor. Kolloide werden bevorzugt abgeschäumt.
Ebenfalls abgeschäumt werden Spurenelemente, die an die Kolloide adsorbiert sind. Dazu gehört zumindest ein Teil des Eisens. Diese Spurenelemente fehlen dann den Pflanzen, deren Wachstumsbedingungen so verschlechtert werden.
Je höher die Belastung des Aquarienwassers ist, desto eher ist ein Abschäumeffekt erkennbar. Weil der Schaum im Süßwasser nicht so stabil ist wie im Meerwasser, läuft eine etwas dünnflüssigere Brühe in den Schaumbecher.
Das verursacht einen erheblichen Wasserverlust. Das Aquarium muss praktisch täglich aufgefüllt werden. Bei einem Test eines Abschäumers wurde bestätigt, dass Wasser verbraucht wird.
Erfahrungen mit einem Abschäumer in einem Aquarium für Rochen bestätigen den hohen Wasserverbrauch. Das Gerät war in der Lage, Eiweiß, Huminstoffe und andere oberflächenaktive Substanzen aus dem Aquarium zu entfernen, kam in der Leistung aber nicht an Seewasserabschäumer heran. Trotz der speziellen Bauweise des Süßwasserabschäumers mit Röhrchen, die die Blasen stabilisieren sollen, war das abgeschäumte Konzentrat längst nicht so konzentriert wie im Seewasserabschäumer. Dafür war das Volumen deutlich höher und betrug 5 – 10 Liter pro Tag.
Ein weiteres Problem war die Abstimmung des Abschäumers. Weil sich der Wasserstand durch das abgeschäumte Konzentrat ständig verringert, kommt irgendwann nichts mehr heraus. Wenn das Wasser nicht direkt in einen Abfluss laufen kann, besteht die Gefahr, dass Wasser ausläuft, bevor die richtigen Einstellungen gefunden sind.
In dicht bepflanzten und normal besetzten Aquarien macht ein Abschäumer keinen Sinn.
In der Zeitschrift Aquaristik aktuell Heft 9 – 10/99 S. 38, 39 wurde ein Abschäumer in einem 500 Liter Aquarium 24 Tage getestet. Das Aquarium war mit südamerikanischen Buntbarschen, Salmlern und Welsen besetzt. Im zwei Aquarien herrschten gleiche Bedingungen. In einem Aquarium wurde ein Abschäumer verwendet, das andere Aquarium hatte keinen Abschäumer. Im Aquarium ohne Abschäumer wurde genauso viel Wasser gewechselt, wie im Aquarium mit Abschäumer aufgrund des abgeschäumten Konzentrats ergänzt wurde. Der Nitratanstieg verringerte sich um 30 % von 25 mg/l am Anfang auf 70 mg/l statt 100 mg/l nach 24 Tagen. Der Phosphatwert blieb mit Abschäumer konstant bei 2 mg/l. Ohne Abschäumer stieg der Phosphatwert auf 4 mg/l.
Sinnvoll kann ein Abschäumer in stark belasteten Becken sein, z. B. Zuchtanlagen, Mastbetrieben, Haltungsanlagen für Speisefische und evtl. für zoologische Handlungen. Ein automatischer Wasserzulauf und Ablauf in die Kanalisation sollte vorhanden sein. Der Wasserdurchlauf kann dann stark verringert werden, weil mit dem Konzentrat mehr Schadstoffe abgeführt werden. Außerdem wird das Wasser intensiv belüftet.
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21 Jahre Erfahrung in der Aquaristik. DRTA Autor und mehrfacher Fachbuchautor im Bereich Aquaristik und Terrarienkunde.
Mitglied im Verband Deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde (VDA) e.V.
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