Korallen im Meerwasseraquarium

Nano Meerwasseraquarium
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Korallen haben faszinierende Farben und interessanten Formen. Viele Arten erinnern an Blumen oder filigrane Pflanzen. Dennoch sind Korallen Tiere. Sie leben in Gruppen aus Einzelindividuen, den Polypen. Oftmals sind es Tausende, die in einer Kolonie vereint sind. Einmal im Bodensubstrat verankert, können sie sich die manchmal nur wenige Millimeter großen Polypen nicht mehr fortbewegen. Ihre Tentakeln, kleine Ärmchen, die ihre einzige Körperöffnung umgeben, bewegen sich passiv mit der Meeresströmung. In speziellen Zellen besitzen die Tiere Kapseln mit Nesselgift. Damit gehören Korallen taxonomisch zu den sessilen, koloniebildenden Nesseltieren (Cnidaria).

Es gibt verschiedene artenreiche Gruppen (Taxa), die nicht näher miteinander verwandt sind, etwa Steinkorallen, welche maßgeblich an der Entstehung von Riffen beteiligt sind, Octokolrallen, zu denen auch Weichkorallen oder Hornkorallen gehören und Schwarze Korallen. Alle diese Gruppen ähneln im Aussehen Blumen und zählen zu den Blumentieren (Anthozoa).

Feuerkorallen und Filigrankorallen gehören dagegen zur Klasse Hydrozoa. Über 6000 Arten der ausschließlich marin lebenden Tiere sind bekannt. Sie kommen in allen Meeren der Erde vor, oft an warme Flachwasserbereiche angepasst. Doch auch in nördlichen Breitengraden, etwa vor der Küste Norwegens finden sich bestimmte Kaltwasser- oder Tiefseekorallen, teilweise Hunderte Meter unter der Meeresoberfläche. Die meisten Arten leben jedoch im Bereich des Tropengürtels, in den warmen Gewässern der Erde. Korallen sind Filtrierer. Sie filtern Mikroplankton (winzigste Krebse und Algen), Nährstoffe und Spurenelemente aus dem sie umgebenden Wasser. Korallen, die im seichteren Meerwasser oder oberflächennäher leben, ernähren sich ergänzend mithilfe einzelliger Algen, so genannten Zooxanthellen, die als Endosymbionten in ihren Zellen leben. Der Stoffwechselkreislauf beider Organismen ist dabei so eng verzahnt, dass die Fotosyntheseprodukte der Algen vielen Korallenarten als hauptsächliche Nahrungsquelle dienen.

Warum sind Korallen so wichtig

Korallenriffe, große Strukturen in Meeren, die von bestimmten Korallenarten über Jahrtausende gebildet wurden, sind die artenreichsten marinen Lebensräume. Sie bieten
unzähligen Meerestieren Lebensraum, etwa Schnecken, Krebsen, Muscheln, Riffhaien, Mantas oder Schildkröten. Auch für eine große Anzahl verschiedener Fischarten stellen Korallenriffe ein wichtiges Biotop dar. Sie bieten ihnen Schutz, eignen sich als Orte der Eiablage und dienen dem Nachwuchs als Kinderstube.

Circa ein Viertel aller Meeresfische lebt zwischen Korallen oder im Bereich von Korallenriffen, ist an diesen Lebensraum angepasst und darauf angewiesen.

Korallen im Meerwasseraquarium – für Anfänger und Fortgeschrittene

Für Anfänger bietet sich die Haltung von Weichkorallen (Alcyonacea) an. Sie haben im Vergleich mit anderen Korallengruppen geringere Ansprüche an ihre Umwelt und reagieren toleranter auf Umgebungsveränderungen. Ihr Gewebe ist weich und fleischig, kleine Kalknadeln in ihrem Körper geben diesem Halt. Sie sind meist von gelber, brauner oder grüner Farbe, manche Arten leuchten aber auch in Rot, Orange oder Violett. Da ihre Polypen eine achtstrahlige Symmetrie aufweisen, ähneln sie oftmals kleinen, farbigen Blüten.

Um Steinkorallen (Scleractinia) erfolgreich zu halten, muss die Technik eines Meerwasserbeckens einwandfrei funktionieren und die Biologie im Becken stabil sein. Daher eignen sich Steinkorallenarten für erfahrene Meerwasseraquarianer. In der Natur kommen Steinkorallen hauptsächlich in tropischen Gewässern vor. An ihrer Basis sondern sie Kalk ab. Das sich so über die Zeit bildende, pflanzenähnlich verzweigte Einzelskelett trägt zur Stütze der Kolonie bei, in der sie leben.

Obenauf sitzen die farbenprächtigen Einzelpolypen. Sterben sie ab, bleibt ihr Kalkskelett zurück, neue Polypen siedeln an dieser Stelle. In natürlicher Umgebung können sich durch das allmähliche Wachstum der Tiere Korallenbänke und schließlich riesige Kalkstrukturen bilden, Korallenriffe. Ganze Inseln entstanden aufgrund von Wachstumsprozessen kleinster Steinkorallenpolypen, etwa die Malediven im Indischen Ozean, die Bahamas im Atlantik oder Kiribati im Pazifischen Ozean. Ein Meerwasserbecken, das mit Steinkorallen besetzt wird, darf nicht von Weichkorallen dominiert sein und sollte einen geringen Fischbesatz aufweisen. Letzteres verhindert einen zu hohen Eintrag von Nitrat und Phosphat im Becken. Steinkorallenarten mit großen Polypen (LPS) haben einen großen Nährstoffbedarf.

Bäumchen-Weichkoralle
Jenny (JennyHuang) from Taipei, Nephtheidae 2, CC BY 2.0

Viele dieser Arten gehen keine Symbiose mit Algen ein, ernähren sich stattdessen hauptsächlich von Zoo- oder Phytoplankton. Sie vertragen keine zu starke oder ständig wechselnde Wasserströmung. Steinkorallen mit kleineren Polypen (SPS) benötigen eine hohe Lichtintensität sowie starke und wechselnde Wasserströmung, um sich wohl zufühlen. Sie ernähren sich fast ausschließlich über die Fotosyntheseprodukte der Algen, mit denen sie eine Symbiose eingehen. Sie stellen hohe Ansprüche an die Wasserqualität im Aquarium.

Nur Profis sollte der Umgang mit Anemonen vorbehalten sein. Diese produzieren ein sehr starkes Nesselgift. Ihre Pflege und das Reinigen des Aquariums erfordert viel Erfahrung und auch besondere Vorsichtsmaßnahmen, etwa das Tragen von Brille, Handschuhen und Maske.

SPS Koralle
Toby Hudson, Coral Outcrop Flynn Reef, CC BY-SA 3.0

Meerwasseraquarium – wichtige Beckenparameter

Größe des Aquariums

Je größer ein Meerwasseraquarium ist, desto einfacher ist es zu pflegen, desto stabiler funktioniert das biologische System, das sich im Becken etabliert hat und desto wohler fühlen sich die Tiere darin. Ein Mischaquarium, in dem neben Korallen auch andere Meeresbewohner leben, sollte möglichst 300 Liter fassen. Korallen lassen sich auch in einem Nanobecken halten. Schwankungen der Wasserwerte haben in kleineren Becken vergleichsweise größere Auswirkungen auf die Biologie im System. Ein Nanobecken sollte daher mit robusteren Arten aus der Gruppe der Weichkorallen besetzt werden, empfindlichere Steinkorallen eignen sich für ein kleines Aquarium eher nicht.

Lichtintensität und Lichtspektrum

Viele Korallen gehen eine Symbiose mit Algen ein. Deren Fotosyntheseprodukte, Zuckerverbindungen und Aminosäuren dienen den Korallen als Nahrung. Ihr Lichtbedarf (Lichtintensität) steht daher in Zusammenhang mit den Algen, die mit ihnen eine Lebensgemeinschaft bilden. Zu hohe Lichtintensität kann übermäßiges Algenwachstum im Becken verursachen, zu geringe Intensität kann Mangelerscheinungen hervorrufen. Im schlimmsten Fall verhungern die Korallen. Arten, die sich nicht mithilfe von Algen ernähren, sonder ausschließlich über Plankton, bevorzugen oftmals dunklere Standorte. Auch bezüglich Lichtspektrum haben Korallenarten unterschiedliche Ansprüche. Manche benötigen etwa eine Kombination aus blauem und weißem Licht.

Um zu erfahren, bei welcher Lichtintensität und mit welchem Spektrum sich eine bestimmte Art wohlfühlt und gut wächst, gilt es, sich im Vorhinein gezielt zu informieren. Oft hilft ein Gespräch mit dem Verkäufer oder einer Person, die die entsprechende Art bereits erfolgreich pflegt.

Einsteiger, die zunächst weniger lichtbedürftige Korallen pflegen, beispielsweise Weichkorallen, sollten bei Beleuchtung mit LED keine geringere Lichtintensität als 0,5 bis 0,6 Watt pro Liter einstellen.

Beleuchtungsmittel

Mit LED lassen sich sehr schöne und individuelle Lichtstimmungen im Korallenbecken zaubern. Je mehr Möglichkeiten diese Beleuchtungsmittel hinsichtlich Dimmen und Steuerung bieten, desto besser. LED Anlagen lassen sich erweitern und bieten die Möglichkeit, gezielt Einfluss auf das biologische System im Aquarium zu nehmen, etwa eine punktuelle Beleuchtungsreduktion bei zu starkem Algenwachstum.

Leuchtstoffröhren (T5) leuchten eine Korallenlandschaft flächig aus. Die Röhren sollten alle sechs Monate gewechselt werden, da sie an Leuchtkraft verlieren oder
ihr Lichtspektrum ändern. Leuchtstoffröhren erwärmen das Aquariumwasser, das
daraufhin wieder gekühlt werden muss.

Temperatur

Ein Meerwasserbecken, in dem Korallen leben darf die kritische Temperaturmarke von 28.5° – 29° Celsius nicht überschreiten.
Viele Korallenarten fühlen sich bei einer Temperatur von 24 – 26 Grad Celsius wohl.

Wasserströmung

Korallen sind Filtrierer. Sie filtern Mikroplankton (winzigste Krebse und Algen) sowie Nährstoffe und Spurenelemente aus dem sie umgebenden Wasser. Als festsitzende, sessile Tiere sind Korallen dabei auf Strömung angewiesen. Strömungspumpen im Becken ahmen die Bewegung des Meeres nach. Sie sorgen für einen dauerhaften Durchfluss an frischem Wasser, welches das Becken mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt und Schmutz sowie Schwebestoffe von den Tieren fortspült. Wechselpumpen wechseln auch die Strömungsrichtung, beispielsweise alle sechs Stunden.

Nährstoffe und Pflege

Für eine ausgeglichene Versorgung mit Nährstoffen bietet sich das Anschließen einer Dosierpumpe an. Kleinste Mengen an Mikroorganismen und Spurenelementen werden damit kontinuierlich an das Wasser abgegeben. Pflege von Korallen bedeutet in erster Linie Pflege des Aquariums. Neben der regelmäßigen Reinigung ist die Kontrolle wichtiger Wasserparameter, zum Beispiel hinsichtlich Salzgehalt, Silicat, pH-Wert, Ammonium, Nitrit, Nitrat, Phosphat und weiterer Elemente ist Pflicht. Dafür können im Handel erhältliche Messkits, Teststreifen, verwendet werden. Für eine genauere Analyse eignen sich auch andere Verfahren, etwa ICP Analysen.

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