Inhaltsverzeichnis:
Äußere Symptome
- Gerötete Kiemen
- Kiemen werden blass bzw. gelb-rot bis weiß-gelb.
- Auf den Kiemen sind weiß-graue Punkte, Flecken oder Striche.
- Fehlende Kiemendeckel
- Kiemen schwellen an.
- Ein oder beide Kiemendeckel stehen ab.
- Ein oder beide Kiemendeckel bleiben geschlossen.
Verhalten
- Schnelle Atmung bzw. Kiemenbewegungen
- Fische schnappen an der Wasseroberfläche nach Luft.
- Fische sind träge.
- Fische fressen nicht.
- Fische taumeln.
Innere Symptome
- Kiemenblättchen verschleimen.
- Kiemenblättchen verfärben sich.
Foto
Fotos: Frank Staudenmaier
Sumatrabarbe mit entzündeten Kiemen, möglicherweise durch Parasiten oder Kiemenwürmer verursacht
Foto: Sebastian Schmidt
Fotos: Dirk Weiss
Skalar vermutlich mit einer bakteriellen Infektion an einer Kieme. Auf dem linken Kiemendeckel entstand zuerst eine weiße kleine Vertiefung. Innerhalb einer Woche wurde der Fleck größer und tiefer. Nach ca. 1,5 Wochen war ein ca. 3 mm großes, komplett durch den Kiemendeckel gehendes Loch entstanden. Das Loch hatte einen weißen Rand und wurde scheinbar immer größer.
Fotos: Olymp04 (Forum)
Buntbarsch mit geschwollener Kieme.
Fotos: Lüder Neugebauer
Das oben gezeigte Guppyweibchen war nach Geburt schwach, magerte in sehr kurzer Zeit, innerhalb von maximal 1-2 Tagen, stark ab. Das Weibchen fraß nicht mehr und wurde apathisch. Von anderen Guppys wurde es gemieden, jedoch nicht angegriffen, auch von den Neonsalmlern nicht. Die Kiemen waren so stark gerötet, dass sie sogar durch die Kiemendeckel hindurch schienen. Das Tier bekam schlecht Luft und hielt sich oft an der Wasseroberfläche auf.
Auslöser war möglicherweise ein Umbau im Aquarium, bei dem ein erheblicher Teil der vorhandenen Pflanzen umgesetzt und gekürzt bzw. neu eingesetzt wurde. Es kann dadurch auch Bodendünger ins Wasser gelangt sein.
Entlastend hat möglicherweise gewirkt, dass am Eheim-Innenfilter die beigelegene Luftansaugung angeschlossen wurde, somit also etwas mehr Sauerstoff im Wasser war. Das Tier war offensichtlich bemüht, sich im Bereich der maximalen Sauerstoffkonzentration und dort kraftschonend im ruhigen Wasser aufzuhalten.
Nach zwei Tagen fraß das weibchen wieder kleines Granulatfutter und schwimmt auch wieder mit den anderen Guppys, allerdings noch nicht wieder so munter. Ausserdem suchte es wieder den Boden nach Nahrung ab. Die Kiemen sahen besser aus:
Fotos: Lüder Neugebauer
Zur Weiterbehandlung wurde eine evtl. vorhandene Keimbelastung durch tägliche Wasserwechsel reduziert, sowie ein Seemandelbaumblatt in das 125 Liter Aquarium gegeben.
Foto: Neele Göttsch
Neonsalmler ohne Kiemendeckel. Der Kiemendeckel fehlte schon beim Kauf. Der Salmler lebt ohne Probleme.
Ursachen
Über die Kiemen nehmen Fische einen großen Teil der benötigten Stoffe aus der Umwelt auf und geben andere Stoffe an die Umwelt ab. Weil sie deshalb über die Kiemen mit der Umwelt in direktem Kontakt stehen, sind die Kiemen ständig Angriffen von außen ausgesetzt. Solche Angreifer können Bakterien, Parasiten, Pilze, Viren oder Würmer sein. Die Kiemen können aber auch durch Veränderungen in der Wasserchemie oder die Gasblasenkrankheit angegriffen werden. In Extremfällen können sogar zu starke Wasserwechsel mit frischem Wasser die Kiemen reizen und so für Erkrankungen empfindlich machen.
Defekte Kiemendeckel
Bei Fischen, die in kalziumarmem Wasser aufgezogen werden, kann es zu einer Verkürzung der Kiemendeckel kommen. Kalzium- und Magnesiummangel kann vor allem im Kopfbereich zu Knorpelschäden führen. Auch die Lochkrankheit wird möglicherweise durch Kalziummangel verursacht.
Mineral- und vitaminhaltige Ernährung beugt solchen Mangelerscheinungen vor. Die Kiemendeckel können nachwachsen, in der Regel bleibt aber eine Verkürzung sichtbar.
Bei abstehenden Kiemendeckeln bzw. wenn die Kiemen aus dem unbeschädigten Kiemendeckel herausstehen, kann die Ursache ein Schilddrüsengeschwulst sein.
Kiemenfäule
Zwei unterschiedliche Erkrankungen werden häufig als Kiemenfäule bezeichnet.
Die erste Erkrankung wird durch Pilze aus der Gattung Branchiomyces verursacht. Der Pilz kann mit Lebendfutter in das Aquarium gelangen. Befallene Kiemenblätterzersetzen sich und fallen ab. Letztendlich ersticken die Fische.
Bei ca. 100facher Vergrößerung können die Pilzfäden im Mikroskop erkannt werden.
Ebenfalls als Kiemenfäule bezeichnet wird der Befall mit Bakterien. Dabei sind vor allem Bakterien der Gattungen Flexibacter und Cytophaga beteiligt. Dabei handelt es sich jedoch nicht um die gleichen Arten Flexibacter, die Columnaris verursachen.
Beiden Erkrankungen ist gemeinsam, dass sie in der Regel nur bei schlechten Wasserverhältnissen auftreten. In Aquarien mit ausreichenden Wasserwechseln und angemessenem Fischbesatz tritt Kiemenfäule kaum auf.
Geschwollene Kiemen
Mögliche Ursachen für geschwollene Kiemen:
- Kiemenwürmer
- Bakterielle Infektionen
- Starke Erhöhung oder Verringerung des pH-Werts
- Schilddrüsengeschwulste
Behandlungsvorschläge
Zuerst muss die Wasserqualität geprüft werden. Bei zu hohen Ammoniak- oder Nitritwerten wird die Futtermenge verringert und durch starke Wasserwechsel der Ammoniak- bzw. Nitritwert verringert. Es kann mehrfach am Tag jeweils bis zu 75 % Wasser gewechselt werden, ggf. sogar mehr. Eine Ammoniak- oder Nitritvergiftung ist auf jeden Fall schlimmer als frisches Wasser.
Ein Befall mit Bakterien wird wie eine bakterielle Infektion behandelt.
Die Behandlung von Branchiomyces ist schwierig. Es kann eine Behandlung mit Salz, Malachitgrün oder Brillantgrün versucht werden.
Kiemenwürmer werden wie dort beschrieben behandelt.
Weitere Informationen
- Baktierielle Infektionen
- Heilmittel gegen baktierielle Infektionen
- Gasblasenkrankheit
- Kiemenwürmer
- Heilmittel gegen Kiemenwürmer
- Pilzinfektionen
- Heilmittel gegen Pilzinfektionen
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21 Jahre Erfahrung in der Aquaristik. DRTA Autor und mehrfacher Fachbuchautor im Bereich Aquaristik und Terrarienkunde.
Mitglied im Verband Deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde (VDA) e.V.
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