Umstrittene Heilmittel

In der Aquaristik gibt es eine ganze Reihe von Heilmitteln, die oft als Geheimtipps weitergegeben werden. Die meisten dieser Tipps sind hinsichtlich ihrer Wirkung und ihrer Nebenwirkungen heftig umstritten.

Was zeichnet empfehlenswerte Heilmittel aus

Gute und empfehlenswerte Heilmittel bestehen aus bekannten Inhaltsstoffen, die in einer fest definierten Menge im Heilmittel enthalten sind. Die Wirkungen und Risiken der jeweiligen Inhaltsstoffe sind bekannt und können überprüft bzw. nachvollzogen werden. Eine genaue Dosierung des jeweiligen Heilmittels ist möglich.

Eigenschaften umstrittener Heilmittel

Bei den umstrittenen Heilmitteln ist meist nur bekannt, dass sie bei dem einen oder anderen Aquarianer geholfen haben sollen. Genauere Angaben erhält man im Regelfall nicht, das wenige Bekannte beruht oft auf Hörensagen. Auf welchen Eigenschaften die heilsame Wirkung beruht, ist meist nicht bekannt. Da es sich in der Regel um einzelne Berichte handelt, ist ebenfalls unbekannt, welche sonstigen Rahmenbedingungen mit der Mittelzugabe geändert wurden. So kann nicht geklärt werden, ob das Mittel oder sonstige Umstände eine eventuelle Heilung verursacht haben.

Oft handelt es sich um Naturprodukte, z.B. um von Pflanzen hergestellt Stoffe. Mit der Bemerkung, dass es sich um rein pflanzliche Mittel handelt, wird unterstellt, dass die Anwendung solcher Mittel unbedenklicher ist, als die Anwendung anderer Mittel. Dabei wird meistens vergessen, dass auch die Wirkstoffe von Naturprodukten chemische Stoffe sind. In Pflanzen erzeugte chemische Stoffe sind aber weder ungefährlicher noch wirksamer als im Labor hergestellte Stoffe.

Allerdings ist die genaue Zusammensetzung der Stoffe bei sogenannten natürlichen Heilmitteln in der Regel ungeklärt. Da sowohl Zusammensetzung als auch Menge der Inhaltsstoffe in Naturprodukten ständigen Schwankungen unterworfen sind, ist eine genaue und gezielte Dosierung praktisch unmöglich.

Oft werden solche Mittel vorbeugend eingesetzt. Es ist jedoch ein immer wieder gemachter Fehlschluss, wenn behauptet wird ein Mittel sei wirksam, weil nach vorbeugender Behandlung eine bestimmte Krankheit nicht aufgetreten ist. Der Nachweis, dass die Krankheit ohne vorbeugende Behandlung aufgetreten wäre, kann in der Regel nicht erbracht werden.

Risiken umstrittener Heilmittel

Die meisten Heilmittel werden angewendet, um bestimmte Erreger abzutöten und sind damit im Regelfall mehr oder weniger starke Gifte. Natürlich wirken diese Gifte nicht ausschließlich gegen Krankheitserreger, sondern sie wirken auch auf die behandelten Fische ein. Jedes Heilmittel muss daher so dosiert sein, dass es die Erreger auf jeden Fall abtötet, gleichzeitig aber möglichst wenige und geringe Nebenwirkungen auf die Fische hat. Hierbei ist völlig unerheblich, ob es sich um sogenannte chemische Mittel handelt oder sogenannte Naturprodukte.

Die unterschwellig oft getroffene Annahme, Naturprodukte seien weniger schädlich als chemische Produkte, ist für die Krankheitsbehandlung nicht zutreffend. Entscheidend sind hier ausschliesslich die tatsächlichvorhandenen Wirkstoffe und ihre Dosis.

Leider ist bei Aquarienfischen der Unterschied zwischen einer Heilmitteldosis die nur die Krankheitserreger abtötet und der Dosis, die zur Schädigung der Fische führt extrem klein.

Aufgrund der beschriebenen Eigenschaften von umstrittenen Heilmitteln ist die Gefahr einer Unter- bzw. Überdosierung besonders hoch. Eine Unterdosierung führt dazu, dass nicht alle Erreger abgetötet werden und die Krankheit wahrscheinlich in schwerer Form früher oder später wieder ausbricht. Eine Überdosierung kann zu schweren Schädigungen und sogar bis zum Tod der behandelten Fische führen.

Ein weiterer Nachteil von Naturprodukten besteht darin, dass zusätzlich zu den erwünschten Wirkstoffen ungewollt unerwünschte Stoffe mit in das Aquarium gelangen können. Naturprodukte bestehen im Gegensatz zu Heilmitteln aus dem Handel nicht aus einer oder mehreren Chemikalien mit bekannter Wirkung, sondern zusätzlich möglicherweise aus hunderten weiteren Stoffen mit unbekannter Wirkung.

Knoblauch

Knoblauch wird zur Behandlung von internen Parasiten, insbesondere Darmparasiten und Kiemenwürmern empfohlen. Eine antibakterielle Wirkung wird ebenfalls vermutet. Während einige Aquarianer nur frischen Knoblauch für wirksam halten, gehen andere Aquarianer auch von einer heilsamen Wirkung bei Knoblauchpräparaten, z.B. Knoblauchtabletten aus. Besonders bei Diskushaltern ist Knoblauch als Mittel gegen innere Parasiten in Diskussion.

Eine gesicherte Dosierung ist nicht bekannt. Es sind Angaben wie eine Knoblauchzehe oder eine Knoblauchtablette auf 100 Liter Wasser zu finden. Wer frischen Knoblauch aus unterschiedlichen Anbaugebieten kennt, weiß wie unterschiedlich scharf und damit unterschiedlich zusammengesetzt und wirksam Knoblauch sein kann.

Als Heilmittel für die Aquaristik mit Knoblauch als Bestandteil ist Preis Coly erhältlich. Bei diesem Mittel ist davon auszugehen, dass eine zuverlässige Dosierung anhand der Gebrauchsanweisung möglich ist.

Grapefruitkernextrakt

Grapefruitkernextrakt soll gegen alle Arten von Bakterien, gegen Viren und gegen Pilzinfektionen helfen. Auch zur Algenbekämpfung soll sich der Extrakt eignen.
Wissenschaftliche Belege für die Wirkungen von Grapefruitkernextrakt sind allerdings nicht bekannt. Derzeit ist kein einziges Mittel bekannt ist, dass so grundsätzlich gegen Viren wirkt, wie Antibiotika gegen Bakterien. Schon deshalb ist mindestens die nachgesagte Wirkung gegen Viren sehr fraglich.

Genaue Dosierungen sind unbekannt. In der Regel wird empfohlen, einige Tropfen in einem Liter Wasser gut vermischt in das Aquarium zu geben und die Dosierung langsam zu steigern, bis Erfolg sichtbar ist. Zur Algenbekämpfung werden 10 Tropfen auf 100 Liter Wasser empfohlen.

Da viele Grapefruitkernextrakte außerdem stark mit Insektiziden belastet sein sollen, ist aufgrund der Unklarheiten und Risiken von einer Anwendung in einem besetzten Aquarium abzuraten. Bei einem leeren Aquarium kann der Extrakt zum Entfernen von Algen, zum Desinfizieren und zum Reinigen von Aquarienzubehör verwendet werden, wenn z.B. eine Allergie gegen andere Mittel vorliegt.

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