Mittel aus Natur und Chemie gegen Fischkrankheiten

Mittel aus der Natur

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valiunic / Pixabay

In der Aquaristik gibt es eine ganze Reihe von Mitteln, die oft als Geheimtipps gegen bestimmte Krankheiten der Fische weitergegeben werden.

Andere dieser Mittel werden allgemein anerkannt.

Andere sind hinsichtlich ihrer Wirkung und ihrer Nebenwirkungen heftig umstritten.

In der Regel handelt es sich um Mittel, die von vielen Aquarianern als natürliche oder naturnahe Heilmittel betrachtet werden.

Ob die Bezeichnung naturnah z. B. noch wirklich für Knoblauchkapseln aus dem Supermarkt zutreffend ist, soll hier nicht betrachtet werden.

Chemische Heilmittel

Als chemische Heilmittel werden hier die Mittel bezeichnet, die von den Herstellern aus einzelnen chemischen Wirkstoffen zusammengesetzt werden, z. B. gegen Ichthyo aus Malchitgrünoxalat.

Was zeichnet empfehlenswerte Heilmittel aus?

Gute und empfehlenswerte Heilmittel bestehen aus bekannten Inhaltsstoffen, die in einer fest definierten Menge im Heilmittel enthalten sind. Die Wirkungen und Risiken der jeweiligen Inhaltsstoffe sind bekannt und können überprüft bzw. nachvollzogen werden. Eine genaue Dosierung des jeweiligen Heilmittels ist möglich.

Eigenschaften von chemischen Heilmitteln

Chemische Heilmittel haben im Prinzip genau nachprüfbare Eigenschaften, weil sie immer in der gleichen Zusammensetzung hergestellt werden. Für den einzelnen Aquarianer sind die genauen Eigenschaften aber in der Regel nicht nachprüfbar. Besonders bei Risiken und Nebenwirkungen ist der Aquarianer auf die Angaben der Hersteller angewiesen.

Leider wird die Überprüfung der Angaben von einigen Herstellern erschwert, indem z. B. die Wirkstoffe mit ihren chemischen Formeln benannt werden und nicht mit für Aquarianern verständlicheren Bezeichnungen.

Eigenschaften von Naturheilmitteln

Hierbei handelt um Mittel, die aus Naturprodukten, z. B. aus Inhaltsstoffen von Pflanzen hergestellt werden. Mit der Bemerkung, dass es sich um rein pflanzliche Mittel handelt wird unterstellt, dass die Anwendung solcher Mittel unbedenklicher ist als die Anwendung anderer Mittel. Dabei wird meistens vergessen, dass auch die Wirkstoffe von Naturprodukten chemische Stoffe sind. In Pflanzen erzeugte chemische Stoffe sind aber weder ungefährlicher noch wirksamer als im Labor hergestellte Stoffe.

Allerdings ist die genaue Zusammensetzung der Stoffe bei sogenannten natürlichen Heilmitteln in der Regel ungeklärt. Da sowohl die Zusammensetzung als auch die Menge der Inhaltsstoffe in Naturprodukten ständigen Schwankungen unterworfen ist, ist eine genaue und gezielte Dosierung praktisch unmöglich.
Das ist mit ein Grund, warum es so viele unterschiedliche Empfehlungen zur Dosierung solcher Mittel gibt.

Oft werden solche Mittel vorbeugend eingesetzt. Es ist jedoch ein immer wieder gemachter Fehlschluss, wenn behauptet wird ein Mittel sei wirksam, weil nach vorbeugender Behandlung eine bestimmte Krankheit nicht aufgetreten ist. Der Nachweis, dass die Krankheit ohne vorbeugende Behandlung aufgetreten wäre, kann in der Regel nicht erbracht werden.

Eigenschaften umstrittener Naturheilmittel

Bei den umstrittenen Naturheilmitteln ist oft nur bekannt, dass sie bei dem einen oder anderen Aquarianer geholfen haben sollen. Genauere Angaben erhält man im Regelfall nicht. Das wenige Bekannte beruht oft auf Hörensagen. Auf welchen Eigenschaften die heilsame Wirkung beruht, ist meist nicht bekannt. Da es sich in der Regel um einzelne Berichte handelt, ist ebenfalls unbekannt, welche sonstigen Rahmenbedingungen mit der Mittelzugabe geändert wurden. So kann nicht geklärt werden, ob das Mittel oder sonstige Umstände eine eventuelle Heilung verursacht haben.

Risiken von Heilmittel mit nicht genau überprüfbarer Wirkung

Die meisten Heilmittel werden angewendet, um bestimmte Erreger abzutöten und sind damit im Regelfall mehr oder weniger starke Gifte. Natürlich wirken diese Gifte nicht ausschließlich gegen Krankheitserreger, sondern sie wirken auch auf die behandelten Fische. Jedes Heilmittel muss daher so dosiert sein, dass es die Erreger auf jeden Fall abtötet, gleichzeitig aber möglichst wenige und geringe Nebenwirkungen auf die Fische hat. Hierbei ist völlig unerheblich, ob es sich um sogenannte chemische Mittel handelt oder sogenannte Naturprodukte.

Die unterschwellig oft getroffene Annahme, Naturprodukte seien weniger schädlich als chemische Produkte, ist für die Krankheitsbehandlung nicht zutreffend. Entscheidend sind hier ausschließlich die tatsächlich vorhandenen Wirkstoffe und ihre Dosis.

Leider ist bei Aquarienfischen der Unterschied zwischen einer Heilmitteldosis die nur die Krankheitserreger abtötet und der Dosis, die zur Schädigung der Fische führt extrem klein.

Aufgrund der beschriebenen Eigenschaften von Naturheilmitteln ist die Gefahr einer Unter- bzw. Überdosierung besonders hoch. Eine Unterdosierung führt dazu, dass nicht alle Erreger abgetötet werden und die Krankheit wahrscheinlich in schwerer Form früher oder später wieder ausbricht. Eine Überdosierung kann zu schweren Schädigungen und sogar bis zum Tod der behandelten Fische führen.

Ein weiterer Nachteil von Naturprodukten besteht darin, dass zusätzlich zu den erwünschten Wirkstoffen ungewollt unerwünschte Stoffe mit in das Aquarium gelangen können. Naturprodukte bestehen im Gegensatz zu Heilmitteln aus dem Handel nicht aus einer oder mehreren Chemikalien mit bekannter Wirkung, sondern zusätzlich möglicherweise aus hunderten weiteren Stoffen mit unbekannter Wirkung.

Naturmittel werden deshalb nur in unkritischen Dosierungen zur vorbeugenden und unterstützenden Behandlung empfohlen.

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