Salmler gelten als Schwarmfische und erwecken dabei unwillkürlich die Vorstellung eines dicht gedrängten Fischschwarms, der ständig gemeinsam durch das Aquarium zieht, ähnlich wie ein Heringsschwarm.
Sehr viele Salmler zeigen aber keinerlei Schwarmverhalten, wenn ihnen keine Gefahr droht. Die meisten Salmler schwimmen im Schwarm, wenn sie noch sehr jung bzw. ängstlich sind. Mit zunehmendem Alter schwimmen sie seltener im Schwarm.
Einer der wenigen Salmler der echtes Schwarmverhalten zeigt, ist der Schwarze Neon. Der beliebte Rote Neon zeigt normalerweise kein Schwarmverhalten. Die Tiere stehen vielmehr in kleinen Balzrevieren. Nur in der Eingewöhnungsphase schwimmen Rote Neon im Schwarm, oder wenn ständig ein Feind mit im Aquarium ist.
Ähnlich verhalten sich fast alle Salmler. Die Größe der Abstände der Tiere ist von Art zu Art unterschiedlich. Einige Arten bilden ihre Reviere eher in Bodennähe, andere eher in den mittleren Wasserschichten. Viele Arten stehen auch gerne zwischen den Pflanzen. Diese Reviere werden nur gebildet, wenn die Tiere sich wohl und sicher fühlen.
Sie bleiben dabei durchaus im Schwarm, aber die Individualabstände sind so groß, dass der Schwarm das ganze Becken ausfüllt.
Häufig lässt sich eine bestimmte Hackordnung beobachten. Die größten und vermutlich stärksten Tiere stehen vorne. Die kleinsten Tiere stehen hinten. Die gleiche Hackordnung ist beim Füttern zu beobachten. Beim Füttern sind aber alle näher zusammen.
Die Reviere werden gegen Artgenossen verteidigt. Von Zeit zu Zeit bricht das Revier- bzw. Raummuster zusammen. Die Tiere jagen dann wild durch das Becken bis sie sich neu organisiert haben.
Damit die Tiere im Aquarium in einem kompakten Schwarm schwimmen, muss im Aquarium etwas sein, das die Tiere stresst. Am Besten geeignet ist ein großer, auffälliger Fressfeind.
So können etwas größere, ungehaltene Zwergbuntbarsche, z. B. Apistogramma macmasteri, dafür sorgen, dass sich die Salmler zusammenrotten und zum eigenen Schutz ein Schwarmverhalten zeigen. Die Fressfeinde sollten natürlich so gewählt werden, dass sie die Salmler nicht wirklich fressen.
Mögliche Fressfeinde sind aber keine sichere Methode, um Salmler zum Schwarmverhalten zu bringen. Kupfersalmler bilden z. B. auch in großen Becken mit Skalaren und Zwergbuntbarschen ihre typischen Kleinreviere. Relativ friedliche Zwergbuntbarsche machen auf Salmler scheinbar keinen Eindruck.
Die Größe des Beckens und die Bepflanzung haben ebenfalls Auswirkungen auf das Schwarmverhalten. In einem dicht bepflanzen Becken mit großen, freien Schwimmflächen neigen Salmler eher zur Schwarmbildung, weil die Schutzmöglichkeiten geringer sind.
Oder das Becken muss sehr groß sein, wo selbst ein 1 Meter langer Schwarm klein erscheint.
Wenn sich die Fische in einem kleinen Becken zwangsläufig immer nahe sind, haben sie es vielleicht nicht nötig, sich noch näher zu kommen.
Eine größere Strömung im Becken kann ebenfalls zur Schwarmbildung führen.
Evtl. hat der pH-Wert Einfluss auf das Schwarmverhalten. Bei Roten Neon, die in zu alkalischem Wasser gehalten werden, soll eine Umstellung auf den natürlichen pH-Bereich das Schwarmverhalten fördern.
Ausgezeichnete Schwarmfische sind Rotkopfsalmler, Hemigrammus bleheri. Zumindest in größeren Aquarien ab ca. 200 Liter Inhalt schwimmen Rotkopfsalmler ständig im Schwarm, wenn ca. 10 Tiere zusammen gehalten werden.
Schwärme bilden auch die Nannostomus-Arten und Beilbäuche. Beilbäuche bilden evtl. eher Schwärme, weil bei ihnen die Gefahr eines Angriffs von unten höher ist, da sie an der Wasseroberfläche leben.
Im Schwarm schwimmen auch Kongosalmler und Arnolds Rotaugensalmler. Beide Arten werden aber größer als Neons. Sichelsalmler, Hyph. Robertsi, ziehen weniger als Schwarm durch das Becken. Sie halten sich aber oft zusammen an einem festen Platz im Becken auf, wo sie ihre Imponiertänze aufführen.
Was sind Schwarmfische?
Typische Schwarmfische sind z. B. Heringe. Das Schwarmverhalten bietet ihnen Vorteile in der Raumorientierung, Feindvermeidung, Partnersuche und Fortbewegung. Nachteile gibt es bei der Nahrungsbeschaffung.
Die Tiere in einem Schwarm haben 3 Eigenschaften:
- gleicher Abstand zum Nachbarn
- gleiche Geschwindigkeit
- gleiche Richtung
Ein typischer Schwarmfisch ist als Einzeltier schreckhaft. Das ist eine Voraussetzung für eine Schwarmbildung mit engem Zusammenhalt der Einzeltiere.
Für den Zusammenhalt des Schwarmes spielen Faktoren wie Wellenbewegungen im Wasser und Kommunikation über Boten- bzw. Schreckstoffe eine Rolle.
Schwarmtiere verlassen ihren Schwarm nicht freiwillig, weil sonst die Vorteile verloren gehen. Daraus folgt, dass Schwarmverhalten angeboren und unabhängig vom Vorhandensein von Fressfeinden ist.
Unter den Aquarienfischen sind Schwarmfische selten. Aquarienfische sind eher gesellig. D. h. die Tiere können im Schwarm zusammen bleiben, müssen es aber nicht.
Die meisten Salmler und Barben sind solche geselligen Tiere. Das bei Salmlern und Barben typische Abstecken von kleinen Revieren ist bei echten Schwarmfischen unbekannt. Trotzdem leben Salmler und Barben ungern alleine. Sie kommen am Besten zur Geltung, wenn sie in Gruppen und kleineren und mittleren Trupps gehalten werden.
Ein klassisches Schwarmverhalten zeigen z. B. jüngere und damit kleine Piranhas. Sie sind sehr schreckhaft und bleiben meistens in engem Kontakt zueinander. Sobald sie aber nicht mehr halbwüchsig sind, sind sie keine ständig zusammenbleibenden Schwarmfische mehr, sondern leben auch eher gesellig.
Wie diese Zitronensalmler schwärmen meistens nur ängstliche Salmler:
Wie diese Roten Neon stehen die meisten Salmler in Kleinrevieren:
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21 Jahre Erfahrung in der Aquaristik. DRTA Autor und mehrfacher Fachbuchautor im Bereich Aquaristik und Terrarienkunde.
Mitglied im Verband Deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde (VDA) e.V.
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