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Bei dem Nachwuchs von Kaninchen und ihrer Aufzucht ist so einiges zu beachten! So benötigt die Kaninchen(auf)zucht viel Fachwissen und ein hohes Verantwortungsgefühl.
Der Artikel informiert über die Entwicklungsphasen des Nachwuchses und die Aufgaben des Halters in der Aufzucht von Kaninchen.
Der Nachwuchs und die Aufzucht sind nicht zu unterschätzen!
Der Nachwuchs und die Aufzucht von Kaninchen benötigen ein hohes Verantwortungsgefühl und ein großes Fachwissen über die Aufzucht, dessen Voraussetzungen und genetische Faktoren.
Eine verantwortungsbewusste Zucht ist dringend von planlosen Vermehrungen zu unterscheiden.
Vermehrungen geschehen ohne Hintergrundwissen, meist aus egoistischen Motiven und produzieren ein großes Tierleid. Aus ihnen resultieren Krankheiten, Erbfehler und Kaninchen, die kein Zuhause finden und im Tierschutz (oder als Schlangenfutter) enden.
Achtung: Der Artikel soll über die Thematik Nachwuchs und Aufzucht von Kaninchen informieren. Er soll nicht dazu dienen, die Vermehrung von Kaninchen anzuleiten. Diese Vermehrungen sind verantwortungsvoll.
Halter sollten ihre männlichen Kaninchen kastrieren lassen, um unerwünschten Nachwuchs und eine unkontrollierte Vermehrung zu verhindern. Möchten Kaninchenhalter und Begeisterte die Langohren beim Aufwachsen sehen, können sie sich an einen fachkundigen und serösen Züchter werden.
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- Schumacher, Christoph (Autor)
Die Entwicklungsstufen des Nachwuchses
Während Kaninchen in den ersten Tagen komplett abhängig von der Nestwärme und der Versorgung ihrer Mutter sind, machen sie bereits ab einem Alter von zwei Wochen ihre ersten Erkundungstouren durch das Gehege.
Mit einem Alter von vier Wochen sind sie bereits agil und tollen mit ihren Geschwistern herum. Während der sechsten und achten Woche werden sie von ihrer Mutter abgestillt und sind soweit selbstständig.
Die ersten Tage
Kaninchen sind sogenannte Nesthocker. Das bedeutet, dass sie in den ersten Tagen vollkommen hilflos und auf die Versorgung durch die Mutter angewiesen sind. Sie werden blind, taub und nackt geboren. Dadurch sind sie ebenfalls auf die Nestwärme angewiesen. Hierzu kuscheln sie mit ihren Geschwistern gemeinsam und liegen als „Haufen“ zusammen.
Nach der Geburt werden die jungen Kaninchen mit der Kolostralmilch gesäugt, welche wichtig für den Aufbau des Immunsystems ist. Die Kaninchenmutter säugt die Jungtiere ein bis drei mal am Tag. Dies geschieht meistens am Abend oder am frühen Morgen.
In der restlichen Zeit ist die Mutter meistens nicht in der Nähe des Nestes zu sehen. Dieses Verhalten ist völlig natürlich und resultiert aus den Instinkten, mögliche Fressfeinde von dem Nest fernzuhalten.
Ab dem zweiten bis dritten Tag sind die ersten Spitzen des Fells bei den jungen Kaninchen zu sehen. Bereits von dieser Musterung aus lässt sich die Fellfarbe erahnen.
Tag Sieben bis Zehn
Ungefähr ab dem siebten Tag haben die Jungen ein erstes, kurzes Fell.
Am zehnten bis elften Tag öffnen sie ihre Augen.
Die zweite Lebenswoche
Bereits in der zweiten Lebenswoche verlassen die jungen Kaninchen für kurze Zeit das Nest und laufen umher. Hoppeln können sie noch nicht. Die Kaninchen sind auch in der zweiten Lebenswoche noch auf die Nestwärme angewiesen, da sie ihre eigene Körpertemperatur noch nicht selbstständig außerhalb des Nestes halten können.
Dadurch befinden sie sich weiterhin den größten Teil des Tages schlafend und kuschelnd im Nest.
In der zweiten Lebenswoche fangen die kleinen Kaninchen an, am Futter zu knabbern. Wie bei Menschenkindern, haben auch Kaninchen eine sogenannte „orale Phase“, in der sie alles in das Maul stecken möchten.
Tatsächlich beginnen die Jungtiere, das Futter zu fressen. Empfehlenswert ist die Fütterung von Zweigen, Gemüse, Obst, Heu, Trockenkräuter und Gräsern.
Trockenfutter oder stärkehaltiges Futter vertragen sie nicht. Obwohl die Kaninchen beginnen, Frischfutter zu fressen, werden sie weiterhin vom Muttertier gesäugt.
Neben der „oralen Phase“ haben junge Kaninchen auch eine „Kratzphase“. Hierbei kratzen sie sich, um die eigene Koordination und Balance zu trainieren.
Die vierte Lebenswoche
Ab der vierten Lebenswoche sind die kleinen Kaninchen agil und unterwegs. Sie kundschaften ihr Gehege aus, spielen und hoppeln herum.
Sie könnten nun durch das Fressen von Grünfutter überleben, benötigen jedoch weiterhin die Muttermilch für ihre weitere Gesunderhaltung und Entwicklung.
Ab der vierten Lebenswoche fressen die Babys solch große Mengen, dass sie damit überleben könnten. Trotzdem ist die Ergänzung durch Muttermilch entscheidend für die weitere Entwicklung und Gesundheit der Babys.
Woche Sechs bis Acht
Die Jungtiere werden in der Regel zwischen der sechsten und achten Wochen von der Mutter abgestillt, manche Jungen werden noch bis zur zehnten Woche gesäugt.
In dem Alter kuscheln die Kleinen weiterhin gerne mit dem Muttertier oder anderen Kaninchen aus der Gruppe.
Bevor sie abgegeben werden, sollten sie mindestens 14 bis 16 Wochen alt sein.
Die Aufgaben als Halter
Zu den Aufgaben des Halters bei der Aufzucht von Kaninchen gehören die Vorbereitung dieser sowie der richtigen Umgebung, die regelmäßige Nestkontrolle, die Gewöhnung an den Menschen sowie die medizinische Versorgung bei der Tiere.
Auch bei der Abgabe der Kaninchen gibt es einiges zu beachten.
Die Vorbereitung
Um das Muttertier bestmöglich in der Aufzucht ihres Nachwuchses zu unterstützen, sollten Halter ihr folgende Möglichkeiten zur Verfügung stellen:
- Ein großes Häuschen oder ein offenes Nest als Wurfkiste
- Genügend Nistmaterial (zum Beispiel Heu)
- Energiereiches, abwechslungsreiches Frischfutter und Grünfutter
- Ergänzende Fütterung von Trockenkräutern, Saaten, Haferflocken, Heu
- Ausreichend Rückzugsmöglichkeiten von den Jungtieren (zum Beispiel erhöhte Plattformen)
Wasser sollte selbstverständlich immer zur Verfügung stehen.
Tipp: Durch die Gabe von reinen Kräutertees und Früchtesäften kann die Milchmenge der Mutter gesteigert werden. Auch die Fütterung von Löwenzahn, Fenchel, Steckrüben und vor allem viel Grünfutter regt die Bildung der Milch an.
Die richtige Umgebung
Das Gehege des Muttertieres sollte so groß wie möglich sein kann, da sich dieses während des Tages instinktiv vom Nest fern halten wird, um Fressfeinde fern zu halten. Ein zu kleines Geheges erbringt diese Möglichkeiten nicht und führt bei der Mutter zu Stress. Jede Form von Stress sollte für die Mutter vermieden werden, sodass eine ruhige Umgebung empfehlenswert ist.
Sofern sich keine aggressiven, dominanten oder potenten Männchen in der Gruppe befinden, sollte die Mutter in dem Gehege ihrer Kaninchengruppe bleiben. Das Aufwachsen der Jungtiere in der Kaninchengruppe hat Vorteile für diese sowie für die Mutter: Für die Mutter ist die Aufzucht in der Gruppe entspannter, da die anderen Kaninchen sich in der Regel liebevoll mit um den Nachwuchs kümmern und diesen mit versorgen.
Die Jungtiere dagegen spielen und kuscheln gerne mit den anderen Kaninchen, auch mit den Erwachsenen. So werden sie direkt in den sozialen Kompetenzen für Kaninchen geschult.
Soziale, verträgliche Kaninchen lassen sich wiederum entspannter in eine andere Gruppe (zum Beispiel bei Abgabe der Tiere) integrieren.
Die Nestkontrolle
Die Nestkontrolle sollte einmal täglich sowie direkt nach der Geburt durchgeführt werden. Ein guter Zeitpunkt hierfür ist, wenn sich die Mutter nicht im Nest befindet und abgelenkt wird. Die jungen Kaninchen können angefasst werden, sie werden nicht von der Mutter verstoßen. Die Hände sollten für die Nestkontrolle sauber und warm sein.
Bei der Nestkontrolle muss der Zustand der jungen Tiere sowie ihr Aufenthalt im Nest kontrolliert werden.
Gerade nach der Geburt werden tote Tiere, die Nachgeburt und Blut aus dem Nest entfernt.
Größenunterschiede bei den jungen Tieren sind nicht bedenklich. Ihr Zustand ist gut, wenn sie warm und sauber mit prallen Bäuchen im Nest liegen.
Auf folgende Probleme muss der Halter dagegen bei der Nestkontrolle reagieren:
Das Nest wurde von der Mutter nicht ausreichend gebaut
Hier muss der Halter selber ein Nest für die Jungtiere herrichten. Junge Kaninchen können ihre eigene Körperwärme nicht steuern, sodass ihnen der Kältetod bei einem unzureichendem Nest droht.
Tipp: Der Halter kann eine Wärmflasche unter das Nest legen. Diese darf nicht zu heiß sein und muss mit einem Tuch o.Ä. umwickelt werden.
Die Jungtiere sind durch die Mutter schlecht versorgt
Wenn die jungen Kaninchen durch die Mutter unzureichend versorgt werden, sollten die Jungtiere an die Zitzen der Mutter gelegt werden.
Eine schlechte Versorgung der Jungtiere äußert sich durch:
- Ein unruhiges Verhalten der Kaninchen (wühlen, geben Laute von sich, wollen das Nest verlassen)
- Einer Abnahme des Körpergewichtes (Kaninchen sollten in einem Zeitabstand von 24 Stunden jeweils zulegen)
- Ein gestresstes Muttertier
Die jungen Kaninchen befinden sich nicht im Nest
Hierbei muss der Halter die Kaninchen wieder in das Nest zurück legen und wärmen. Anschließend sollte der Halter die Nestkontrolle zwei bis dreimal täglich durchführen, um sicher zu stellen, dass alle Tiere gesund sind und sich weiterhin im Nest befinden.
Die Gewöhnung an den Menschen
- Schillinger, Viola (Autor)
Um den Kaninchenjungen ein entspanntes Leben im Umgang mit Menschen sowie ein ruhiges Handling (zum Beispiel für medizinische Untersuchungen) zu ermöglichen, sollten sie von dem Halter bereits früh an den Menschen gewöhnt werden.
Für die ersten Tage bietet es sich an, ein Kleidungsstück, welches nach dem Halter riecht, neben das Nest zu legen.
Früh übt sich nämlich! Bereits in der ersten Woche(n) wirkt sich der Kontakt zwischen Mensch und Kaninchen auf die spätere Zutraulichkeit von diesen aus. Während der Nestkontrolle können die Halter die Kaninchen vorsichtig(!) streicheln.
Ein sensibles, achtsames und geduldiges Vorgehen ist notwendig, um die Jungtiere an den Menschen zu gewöhnen und das Muttertier nicht zu stören oder in Stress zu versetzen. Der Umgang zwischen Mensch und Tier sollte stets liebevoll und fürsorgend sein, sodass die Kaninchen nur positive Verbindungen mit diesem haben.
In der vierten bis sechsten Woche sind junge Kaninchen ebenfalls sehr neugierig und empfindsam, sodass sich diese Phase ebenfalls anbietet, um möglichst viel positiven Kontakt mit dem Halter zu haben.
Medizinische Versorgung
Im Alter von vier Wochen können die jungen Kaninchen gegen Myxomatose geimpft werden. Ab sechs Wochen ist eine Impfung gegen RHD empfehlenswert. Männchen werden früh geschlechtsreif (mit zwölf Wochen) und sollten möglichst früh (mit elf Wochen) kastriert werden. Hierzu sind Absprachen mit dem behandelnden Tierarzt zu tätigen.
Abgabe der Kaninchen
Halter sollten nur züchten, wenn sie sicherstellen können, dass alle Kaninchen ein Zuhause mit verantwortungsbewussten Besitzern finden.
Um dieses sicher zu stellen, ist ein Kennenlernen mit den zukünftigen Besitzern empfehlenswert. Auch Vor- und Nachkontrollen können im neuen Kaninchen-Zuhause durchgeführt werden, um eine artgerechte Fütterung und Haltung zu gewährleisten.
Kaninchen sollten erst in einem Alter von 14 bis 16 Wochen abgegeben werden.
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21 Jahre Erfahrung in der Aquaristik. DRTA Autor und mehrfacher Fachbuchautor im Bereich Aquaristik und Terrarienkunde.
Mitglied im Verband Deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde (VDA) e.V.
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