Geschlechtsbestimmung bei Kaninchen

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Auf den ersten Blick sehen sich männliche und weibliche Kaninchen sehr ähnlich. Sie sind fast gleich groß, haben einen ähnlichen Körperbau und ihre Geschlechtsorgane liegen gut versteckt im Fell zwischen den Hinterläufen. Das erschwert eine gesicherte Geschlechtsbestimmung erheblich. Im Gegensatz zu vielen anderen Tierarten verbergen die flauschigen Hoppler ihre Geschlechter gut. Weder an der Fellfarbe noch an der Größe ist auszumachen, ob es sich um ein Männchen oder ein Weibchen handelt. Wenn Kaninchen auf allen vier Pfoten hocken, sind ihre Geschlechtsteile nicht ersichtlich. Selbst die Bestimmung, während ein Langohr Männchen macht, ist nicht möglich. Da bleibt es dem Halter nicht erspart, die Geschlechtsteile zu inspizieren.

Das kann unter Umständen allerdings ziemlich herausfordernd werden. Eine Geschlechtsbestimmung ist vor allem wichtig für die Zusammenführung neuer Kaninchen und die Haltung in einer bestehenden Gruppe. Bei gleichgeschlechtlichen Gruppen kommt es vor, dass einzelne Hoppler Verhaltensweisen des anderen Geschlechts übernehmen. Dies ist ein weiterer Grund, warum die äußere Beurteilung, ob es sich um ein männliches oder weibliches Tier handelt, nicht umsetzbar ist.

Wurde ein falsches Geschlecht erkannt, können die Folgen solcher Behauptungen fatal sein: Denn ungeplanter Nachwuchs stellt ein großes Problem dar. Aus dem Pärchen wird plötzlich eine kleine Kaninchenfamilie und unwissende Besitzer werden aufgrund der Falschinformation plötzlich mit einem Wurf Kaninchenbabys überrascht. Wird ungewollt ein zweiter Rammler zum bereits vorhandenen gesetzt, können sie sich aufgrund ihres ausgeprägten Revierverhaltens schwer verletzen. Wenn der Züchter mit einem neuen Kaninchen züchten will und er zwei Weibchen zueinander setzt, kann er lange auf den erhofften Nachwuchs warten. Deshalb ist es von ungeheurer Wichtigkeit, das Geschlecht des neuen Kaninchens sicher zu bestimmen, bevor es einzieht.

Jemand mit Erfahrung finden

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Das Geschlecht von Kaninchen lässt sich nicht durch äußerliche Merkmale bestimmen. Deshalb ist ein genauer Blick auf die Geschlechtsorgane nötig. Wenn man sichergehen will, lässt man dies von zwei unabhängigen Personen mit Kaninchenerfahrung durchführen. Wenn man Kaninchen schon länger hält, kann man selbst noch einmal prüfen, ob das Urteil korrekt ist.

Fachkundige Personen zu finden, ist zwar im ersten Moment aufwendiger als die Prüfung selbst durchzuführen. Aber so kann man sicher sein, dass man das passende Kaninchen mit dem gewünschten Geschlecht ausgewählt hat. Erfahrene Kaninchenzüchter, Tierheimmitarbeiter und kaninchenkundige Tierärzte können das Geschlecht sicher bestimmen.

Will man später selbst eine Kaninchenzucht aufbauen oder dauerhaft Nachwuchs vermeiden, kann man sich die Geschlechtsbestimmung zeigen lassen. Bis man selbst allerdings mit Sicherheit sagen kann, ob es ein Männchen oder Weibchen ist, braucht es Geduld, Zeit und Übung. Noch ist kein Meister vom Himmel gefallen, aber man kann sich die Grundlagen der Bestimmung von fachkundigen Personen erklären lassen.

So funktioniert die Geschlechtsbestimmung

Merkmale der Geschlechter auf einen Blick:

  • Das Geschlechtsteil weiblicher Kaninchen ist schlitzförmig
  • Wie bei Rammlern ist es von einer Hautfalte verdeckt
  • Der Penis männlicher Kaninchen ist rohrförmig
  • Seitlich sind manchmal die Hoden zu erkennen

Der richtige Zeitpunkt

Ob es sich um ein männliches oder weibliches Kaninchen handelt, können erfahrene Züchter schon am Tag nach der Geburt erkennen. Für die neugeborenen Babykaninchen ist dies allerdings mit enormem Stress verbunden. Aus diesem Grund sollte man mit der Geschlechtsbestimmung etwas warten. In der zweiten bis vierten Lebenswoche macht eine Untersuchung der Genitalien Sinn. Die Geschlechtsorgane sind weiter ausgebildet und eine Bestimmung durch den erfahrenen Züchter ist nun sicher möglich.

Als Laie hat man in diesem Alter jedoch wenig Chancen, die Unterschiede deutlich zu erkennen. Die eindeutigen Geschlechtsmerkmale unterscheiden sich nur minimal. Ist sich selbst der Kaninchenzüchter unsicher, sollte man sich eine Zweit- oder auch Drittmeinung einholen. Gerade bei jungen Kaninchen ist es empfehlenswert, die Untersuchung der Geschlechtsorgane nach einigen Wochen zu wiederholen. So kann man sich den ersten Eindruck bestätigen oder berichtigen lassen. Spätestens mit elf Wochen, also vor Beginn der Geschlechtsreife, müssen junge Kaninchen auf ihr Geschlecht untersucht werden. Nur so lassen sich unliebsame Folgen durch das falsche Geschlecht vermeiden. Generell gilt, dass das Geschlecht bei ausgewachsenen Kaninchen leichter zu erkennen ist als bei Jungtieren.

Der richtige Griff

Um die Geschlechtsbestimmung sicher und möglichst stressfrei für alle Beteiligten durchzuführen, empfiehlt sich der so genannte C-Griff. Dabei wird das Kaninchen mit der einen Hand unter dem Brustkorb und mit der anderen Hand unter dem Hinterteil hochgenommen. Nun setzt man sich auf einen Stuhl oder in den Schneidersitz. Dann dreht man das Langohr auf den Rücken und setzt es sich auf den Schoß. Der Kaninchenrücken wird gegen den Bauch gelehnt. Die Hand, die vorher unter dem Brustkorb lag, hält in dieser Position die Vorderpfoten fest.

Eine zweite Person spannt die Bauchdecke des Kaninchens mit einer Hand nach oben. Parallel dazu tastet sie vorsichtig den Genitalbereich ab. Auf diese Weise kann sie die sonst verborgenen Geschlechtsteile zwischen den Hinterläufen fühlen und sehen. Unter Umständen muss sie das Fell oder die Haut um die empfindlichen Genitalien herum vorsichtig nach oben ziehen. Das nun nach außen gestülpte Geschlechtsteil gibt Aufschluss darüber, ob es sich um einen Rammler oder eine Häsin handelt. Besteht jedoch weiterhin Unsicherheit in Bezug auf das Geschlecht, sollte man die Prozedur mit einem anderen erfahrenen Züchter oder Tierarzt wiederholen.

Die richtige Vorgehensweise

Für eine erfolgreiche Geschlechtsbestimmung sollte man dem Kaninchen einen sicheren Raum schaffen. Trotz aller Vorsicht bedeutet das Festhalten Stress für das Tier. Deshalb muss man dabei stets geduldig und ruhig bleiben. Besonders zu Anfang kostet die sichere Geschlechtsbestimmung Zeit. Gute Augen sind für eine zuverlässige Aussage unerlässlich.

Egal, ob es sich bei dem Tier um ein Männchen oder Weibchen handelt, bei beiden Geschlechtern muss bei der Bestimmung mit sanftem Druck eines Fingers über das Geschlechtsorgan gestrichen werden. Daraufhin stülpt es sich nach außen. Umrahmt wird es seitlich von den so genannten Geschlechtsecken. Dort befinden sich die Analdrüsen zur Markierung des Reviers und die Leistendrüsen, auch Inguinaldrüsen genannt. Bei männlichen Tieren befinden sich die Hoden parallel zu den Geschlechtsecken. Die nackte Haut ist rechts und links des Geschlechtsteils in Falten gelegt und manchmal mit Sekret verschmiert. Während der Bestimmung können die Hautfalten gleich mit einem feuchten oder in Babyöl getränkten Wattestäbchen gereinigt werden.

Männchen oder Weibchen?

Nachdem der Finger über die Geschlechtsöffnung gestrichen ist, kommt beim weiblichen Tier über dem After das schlitzartige Geschlechtsorgan hervor. Unerfahrene Kaninchenhalter können dies mit dem Penis eines Männchens verwechseln. Der Schlitz verweist jedoch klar auf ein Weibchen. Er bildet ein „U“ mit der Öffnung zum After und zieht sich über das gesamte Geschlechtsorgan bis hin zum Genitalansatz. Vergleicht man den Abstand zwischen der Genitalöffnung und dem After ist dieser bei Weibchen etwas kleiner als beim männlichen Kaninchen.

Beim männlichen Tier erscheint bei gleicher Vorgehensweise der Penis. Dieser hat keinen langen Schlitz und ist rohrförmig. Er befindet sich in einiger Entfernung zum After. Doch Vorsicht: Einige Kaninchen leiden unter Missbildungen der Genitalien. Unerfahrene Kaninchenhalter verwechseln schnell ein Männchen mit einem Spaltpenis mit einem weiblichen Kaninchen. Bei geschlechtsreifen Rammlern erkennt man manchmal die Hoden rechts und links der Geschlechtsöffnung. Diese sind bei jungen männlichen Tieren oftmals noch nicht zu sehen. Auch wenn sie bei älteren Tieren nicht zu erkennen sind, kann es sich trotzdem um ein Männchen handeln. Denn Kaninchen können ihre Hoden bei großer Aufregung in die Bauchhöhle einziehen. Deshalb sollte man immer bedenken, dass Kaninchen mit Hoden sicher männlich sind; Kaninchen ohne Hoden allerdings weiblich oder auch männlich sein können.

Will man ein männliches Tier bestimmen, so sollte man denken, dass dies im Vergleich zum Weibchen einfach ist. Denn im Normalfall verfügt ein Rammler über zwei Hoden, die von außen zu fühlen und zu sehen sein sollten, und einen Penis. Allerdings ist es in der Realität nicht ganz so einfach. Die Hoden werden erst mit dem Erreichen der Geschlechtsreife gut sichtbar. Je nach Rasse geschieht dies zwischen dem sechsten und achten Lebensmonat.

Geschlechtsreife

Wann ein Kaninchen geschlechtsreif wird, hängt von seiner Größe ab. Kleine Rassen werden mit etwa drei bis vier Monaten geschlechtsreif. Mittlere Kaninchenrassen sind zwischen fünf und sieben Monaten geschlechtsreif, während große Kaninchen sieben bis zwölf Monate brauchen, um die Geschlechtsreife zu erreichen.

Bei weiblichen Tieren gestaltet sich dies etwas komplizierter. Weibchen, die im Herbst geboren sind, sollten mit knapp fünf Monaten geschlechtsreif werden. Die im Frühling geborenen Häsinnen erreichen die Reife mit etwa acht Monaten. Vorsichtshalber sollte man bei weiblichen Kaninchen eine Geschlechtsreife mit 14 bis 16 Wochen annehmen.

Die Geschlechtsreife bei Rammlern lässt sich nicht am so genannten Aufreiten erkennen. Dieses kommt in der Regel schon vorher vor. Kaninchen nutzen dies, um die Rangordnung festzulegen und um den späteren Akt zu üben. Zu diesem frühen Zeitpunkt ist eine Befruchtung jedoch unwahrscheinlich. Spätestens mit zwölf Wochen sollten Kaninchen unterschiedlichen Geschlechts allerdings getrennt werden.

Wenn man mit den Tieren nicht züchten will, bildet die Kastration der männlichen Kaninchen eine gute Alternative. Auch diese sollte vor der zwölften Woche durchgeführt werden. Dann handelt es sich um die so genannte Frühkastration. Kastrierte Rammler können mit weiblichen Tieren zusammen gehalten werden. Selbst in rein männlichen Gruppen ist die Kastration empfehlenswert. Unkastrierte Tiere neigen zu ausgeprägtem Revierverhalten, welches sich in Kämpfen äußern kann. Dabei kommt es nicht selten zu schweren Verletzungen.

Fazit

Nicht nur um unerwünschten Nachwuchs zu verhindern, sondern um die Harmonie in einer Kaninchengruppe nicht zu stören, sollte eine Geschlechtsbestimmung durchgeführt werden. Auf äußerliche Merkmale darf man sich bei den Langohren nicht verlassen. Es gibt zierliche Männchen und großgewachsene Weibchen. Eine zuverlässige Bestimmung bietet nur die Kontrolle der Geschlechtsorgane im weit verbreiteten C-Griff. Die Geschlechtsbestimmung muss unbedingt vor Erreichen der Geschlechtsreife mit zwölf Wochen durchgeführt werden.

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