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Eine Vergesellschaftung bei Kaninchen ist anspruchsvoll, denn Kaninchen sind revierbezogen, haben eine Rangordnung und sind gleichzeitig sehr gesellige Tiere. Sie benötigen Zeit und einige Anforderungen, um sich möglichst stressfrei gegenseitig kennenzulernen.
Der folgende Artikel informiert über das soziale Gefüge von Kaninchen für die Vergesellschaftung sowie über die einzelnen Schritte dieser für ein erfolgreiches Vorgehen.
Kaninchen sind soziale Tiere!
Kaninchen sind sehr gesellige und soziale Tiere und sollten niemals alleine gehalten werden. Sie haben ein ausgeprägtes Sozialverhalten untereinander. So kuscheln sie zusammen, schlafen gemeinsam, putzen sich gegenseitig und spielen miteinander.
Aus diesem Grund sollten Kaninchen in einer artgleichen Gruppenhaltung von drei bis fünf Tieren gehalten werden.
Kaninchen haben eine Randordnung
Kaninchen haben eine ausgeprägte Rangordnung untereinander, diese gilt es bei einer Vergesellschaftung untereinander auszuhandeln. Häufig dominiert ein Weibchen die anderen weiblichen Tiere und ein Männchen die männlichen Tiere in der Gruppe.
Zudem sind Kaninchen revierbezogen, das heißt sie verteidigen ihr Revier gegenüber Eindringlichen und Artgenossen, die nicht zur Gruppe gehören.
Kombinationen der Tiere für eine gelungene Vergesellschaftung
Für die Kombination der einzelnen Tiere gelten eine Mischung aus kastrierten Männchen und Weibchen sowie eine gleichgeschlechtliche Haltung von kastrierten Männchen als harmonisch. Eine gleichgeschlechtliche Haltung von Weibchen führt in der Praxis oft zu aggressiven Verhalten untereinander.
Junge Kaninchen, am besten in einem Alter von unter vier Monaten sowie Kaninchen mit einem ähnlichen Alter sind leichter zu vergesellschaften. Hierbei ist zu beachten, das Jungtiere nicht mit erwachsenen Kaninchen vergesellschaftet werden sollten, da diese den erwachsenen Tieren unterlegen sind.
Auch die Auswahl der Charaktere sind bei der Zusammenführung relevant: Für eine möglichst einfache und schnelle Vergesellschaftung ist es empfehlenswert, dominante und eher unterwürfige Tiere zu kombinieren.
Der Ablauf der Vergesellschaftung
Für eine gelungene Vergesellschaftung muss diese vorbereitet werden (Schritt 1). Wenn alle Vorbereitungen erledigt sind, werden die zu vergesellschaftenden Kaninchen gleichzeitig in ihr neutrales Gehege gesetzt (Schritt 2), um anschließend ihre Verhaltensweisen zu beobachten (Schritt 3).
Nach einigen Tagen oder Wochen, können die Kaninchen, sofern sie sich verstehen, in ihr endgültiges Gehege umziehen (Schritt 4).
Schritt 1: Die Vorbereitung
Eine gute Vorbereitung für die Vergesellschaftung von Kaninchen ist elementar. Hierzu müssen die Tiere frei von Krankheiten sein und ein neutraler Ort für die Vergesellschaftung gefunden und dementsprechend hergerichtet werden. Auch zeitliche Aspekte sind zu beachten.
Die Vorbereitung der Tiere
Die zu vergesellschaftenden Kaninchen müssen fit und frei von Krankheitserregern sein. Um hierbei sicher zu gehen, bieten sich eine Kontrolluntersuchung beim Tierarzt inklusive einer Kotprobe und/oder eine getrennte Quarantäne der Tiere an. Vor der Vergesellschaftung sollten den Kaninchen keine Interaktion durch gegenseitiges Sehen, Schnuppern ermöglicht werden, damit diese sich nicht bereits im Vorfeld als Konkurrenz betrachten.
Achtung:: Bis zu 40 Prozent aller Hauskaninchen tragen den Erreger E. Cuniculi in sich. Dieser ist ist für zahlreiche Erkrankungen des zentralen Nervensystems, der Organe und der Augen verantwortlich.
Auch wenn die Kaninchen augenscheinlich gesund aussehen, können sie Überträger sein. Als Überträger können sie wiederum andere Kaninchen über den Urin anstecken und im schlimmsten Fall langfristig Symptome entwickeln.
Um eine Ansteckung gesunder Tiere zu vermeiden, sollten positiv getestete Kaninchen nur mit anderen positiv Getesteten zusammen gehalten werden.
Der Status von E. Cuniculi kann durch einen Bluttest beim Tierarzt abgefragt werden.
Die Auswahl des Ortes
Der richtige Ort für die Kaninchen Vergesellschaftung muss neutral sein, um Verteidigungskämpfe des Reviers auszuschließen. Beispiele für neutrale Orte sind:
- Badezimmer
- Küche
- Garage
- Wintergarten
- Gartenhaus
- in einer Tierpension mit Erfahrung bei Vergesellschaftungen
- bei anderen Personen mit Kaninchenerfahrung
Neutrale Orte sind also überall dort, wo bereits bestehende Kaninchen keine Duftstoffe hinterlassen konnte, um den Ort als ihr Revier zu markieren.
Im idealsten Fall wird ein eigenes Gehege zur Vergesellschaftung aufgebaut. Dies kann zum Beispiel ein Gitterauslauf oder ein selbstgebauter Auslauf sein. Selbst ein großer, leerer Pool eignet sich als Vergesellschaftungsgehege.
Die Vorbereitung des Vergesellschaftungsgeheges
Das Vergesellschaftungsgehege muss mindestens(!) sechs Quadratmeter groß sein, damit die Kaninchen genug Platz zum Ausweichen und Verstecken haben. Alle Gegenstände (zum Beispiel Unterschlüpfe) in dem Gehege müssen so angeordnet sein, dass kein Kaninchen in die Ecke gedrängt werden kann, um Verletzungen zu vermeiden. Gerade Schlafplätze sollten aus allen Richtungen verlassen werden können.
Auch das Kennengelerngehege sollte alle Anforderung an die Innen- und Außenhaltung von Kaninchen erfüllen, das heißt genug Schutz vor der Witterung, ausreichend Fress- und Schlafplätze für alle Tiere, Toilettenecken und viele Verstecke mit ausreichend Fluchtmöglichkeiten bieten.
Bei der Gestaltung des Geheges sind Rundwege empfehlenswert, Sackgassen dagegen absolut zu vermeiden. Der Boden des Vergesellschaftungsgeheges sollte rutschfest sein (zum Beispiel Steinplatten, Teppich).
Die Zeit
Für die Vergesellschaftung von Kaninchen sollten sich ihre Halter genügend Zeit nehmen, denn diese kann einige Tage oder sogar Wochen andauern. Empfehlenswert sind hierfür Urlaubstage oder Wochenenden.
Kaninchen sind im Mittag ruhig und wenig aktiv, sodass die Mittagszeit ein guter Beginn für die Vergesellschaftung ist.
Die Tiere sollten nach dem Beginn der Vergesellschaftung zusammen bleiben und nicht getrennt werden, auch nicht Nachts.
Schritt 2: Die zu vergesellschaftenden Kaninchen gleichzeitig absetzen
Die Kaninchen müssen gleichzeitig in dem Vergesellschaftungsgehege abgesetzt werden, damit niemand vor dem anderen erkunden oder gar als sein Revier beanspruchen kann.
Der Halter sollte das Gehege verlassen und die Tiere von außen beobachten, um diese beim Kennenlernen nicht zu stören und gleichzeitig bei problematischen Verhaltensweisen rechtzeitig eingreifen zu können.
Schritt 3: Beobachten der Verhaltensweisen
Halter sollten die Vergesellschaftung ihrer Kaninchen beobachten, um bei rechtzeitig bei Problemen oder Verletzungen einzugreifen.
Bei der Vergesellschaftung von Kaninchen kann es schon mal ruppig zugehen , was kein Grund zur Sorge sein sollte. Da wird gefaucht, sich gegenseitig gejagt oder es fliegt Fell durch die Luft.
Folgende Phasen und Verhaltensweisen finden bei der Vergesellschaftung statt, sind normal und sollten nicht durch den Menschen unterbunden werden:
1. Gegenseitiges Beschnüffeln zum Kennenlernen
2. Berammeln zur Klärung der Rangordnung. Das Kaninchen, welcher in der Position oben liegt, möchte die dominante Rolle einnehmen
3. Gegenseitiges Jagen, Zwicken. Im Laufe der Vergesellschaftung wird das gegenseitige Jagen weniger.
4. Liegen und Pausen. Vergesellschaftungen sind für Kaninchen anstrengend.
5. Aneinander vorbei springen, Aufeinander zu springen
6. Unterwerfen. Das unterwürfige Tier legt sich flach auf dem Boden, anstatt zu flüchten. Das dominante Kaninchen putzt das sich unterwerfende Kaninchen oder berammelt es.
7. Verkleinern des Abstandes zueinander
8. Gemeinsames Fressen, Fressen nebeneinander
Optional: Kuscheln. Ob Kaninchen miteinander kuscheln, ist abhängig von den individuellen Vorlieben dieser und ihrem Nähe-Distanz-Bedürfnis. Manche Kaninchen kuscheln gerne, andere wiederum nicht. Manche Kaninchen benötigen Zeit, bevor sie mit ihrem Gegenüber kuscheln, andere wiederum kuscheln miteinander, sobald sie nebeneinander fressen.
Achtung: Wenn sich die Kaninchen langfristig immer wieder ineinander verbeißen und/oder Verletzungen aus der Vergesellschaftung resultieren, sollten Halter in diese eingreifen.
Schritt 4: Der Umzug in das endgültige Gehege
Wenn Kaninchen sich in dem neutralen Vergellschaftungsgehege verstehen, können sie gemeinsam in ihr richtiges, endgültiges Gehege umziehen.
Für diesen Schritt sollten sich Halter Zeit lassen: Ziehen die Kaninchen zu früh um, kann es zu Revierkämpfen durch das bereits bestehende Kaninchen kommen.
Die Verhaltensweise des gegenseitiges Jagens im endgültigen Zuhause dagegen ist normal und wird schnell vergehen.
Als zeitliche Orientierung dienen folgende Vorgaben:
– Vergesellschaftung von zwei Tieren: Sieben bis zehn Tage
– Vergesellschaftung von drei Tieren: Zehn bis zwölf Tage
– Vergesellschaftung von mehr als drei Tieren: Zwei bis Drei Wochen
Bevor die Kaninchen in ihr endgültiges Gehege umziehen, sollte dieses gründlich mit Essigwasser gereinigt werden, damit das Gehege nicht nach dem bereits bestehendem Kaninchen riecht. Auch das Heu und Einstreu sollte komplett gewechselt werden.
Einrichtungsgegenstände des Geheges sollten umgestellt werden.
Achtung: Auch in dem endgültigen Gehege ist eine Bildung von Sackgassen zu vermeiden. Die Kaninchen sollten viel Platz haben, um sich zu verstecken oder auszuweichen.
Häufige Fehler bei der Vergesellschaftung
Viele Halter meinen es gut bei der Vergesellschaftung und wollen ihre Tiere bei dieser unterstützen. Am wichtigsten ist, die Tiere die Rangordnung untereinander klären zu lassen.
Folgende Fehler sollten unbedingt vermieden werden:
- Kaninchen im Vorhinein beschnüffeln lassen
- Während der Vergesellschaftung die Tiere, ohne das Vorliege einer medizinischen Indikation (Verletzungen) zu trennen
- Die Vergesellschaftung im Revier des bestehenden Kaninchens durchführen
- Jede Form von Sackgassen oder Gegenständen mit zu wenig Fluchtmöglichkeiten
- Eine vermeintliche Vergesellschaftung „Gitter an Gitter“
- Zu wenig Platz
- Gruppenkonstellationen mit unkastrierten Männchen oder gleichgeschlechtliche Gruppenkonstellationen mit Weibchen
- Vergesellschaftung eines Jungtieres mit einem erwachsenem Tier
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21 Jahre Erfahrung in der Aquaristik. DRTA Autor und mehrfacher Fachbuchautor im Bereich Aquaristik und Terrarienkunde.
Mitglied im Verband Deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde (VDA) e.V.
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