Hamster- Nachwuchs und Aufzucht

Zucht und Aufzucht von Hamstern
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Die (Auf)zucht von Hamstern ist anspruchsvoll. Unabhängig ob die Trächtigkeit des Muttertieres aus-versehen, nicht bemerkt oder mit sachgemäßen Sinn und Verstand passiert ist, benötigt der Halter viel Fachwissen für eine artgerechte und erfolgreiche Aufzucht des Nachwuchses.

Der vorliegende Artikel gibt Informationen, wie sich der Hamsternachwuchs entwickelt und was der Halter bei der Aufzucht alles beachten muss.

Die Nachzucht von Hamstern gehört nur in die Hände von sachkundigen Züchtern

Das Züchten von Hamstern ist nicht einfach und benötigt ein hohes Fachwissen. Aus unsachgemäßen Verpaarungen können Erbfehler, Missbildungen, Fehlgeburten und Fehlstellungen resultieren.
Auch Inzucht ist bei Hamstern ein großes Thema, sodass nur mit Tieren gezüchtet werden sollte, bei denen ein Abstammungsnachweis vorliegt.

Eine verantwortungsvolle, fachkundige Zucht von Hamstern ist unvereinbar mit einer sinn- und planlosen Vermehrung. Von diesen Vermehrungen ist Abstand zu nehmen, denn sie verursachen ein großes Leid für die Tiere. Im Tierschutz gibt es genügend Hamster, die ein neues Zuhause suchen. Nicht selten landet der geliebte Nachwuchs auch unvorhergesehen und ungewollt im Magen einer Schlange.

Um dieses zu vermeiden, sollten sich Halter, die Hamster züchten möchten, umfangreich mit dem Thema auseinandersetzen und bereits im Vorhinein ein liebevolles Zuhause für den Nachwuchs suchen.
Zudem sollte der Halter sich bewusst sein, dass jede Geburt ein Risiko für das Muttertier darstellt, an dieser zu sterben. So können die Jungtiere während der Geburt im Geburtskanal stecken bleiben oder quer liegen, woraus ebenfalls hohe Tierarztkosten resultieren.

Achtung: Der Beitrag dient nicht dazu, zu einer Vermehrung von Hamstern anzuleiten.
Um eine kontrollierte Vermehrung zu verhindern, sollten Hamster mit Eintritt ihrer Geschlechtsreife getrennt werden. Die erwachsenen Tiere werden einzeln gehalten.

Hamsterfreunde, die sich für eine Aufzucht begeistern, sollten einen Züchter oder Tierschutzverein kontaktieren, um diese zu begleiten.

Entwicklung der Hamsterwelpen

Hamster sind Nesthocker und nach der Geburt völlig hilflos. Dies ändert sich jedoch schnell: Bereits ab dem fünften Tag versuchen die kleinen Hamster, das Nest zu verlassen und probieren die erste feste Nahrung.

Ab der zweiten Woche öffnen Hamster ihre Augen und toben mit ihren Geschwistern. Nach drei Wochen sind sie komplett selbstständig unterwegs und können alle Bewegungen vollständig koordinieren. Zwischen dem 32. und 42. Tag werden sie geschlechtsreif.

Nach der Geburt

Die Geburt der jungen Hamster geschieht meistens in der Nacht. In einem Wurf werden ungefähr vier bis zehn Tiere geboren.

Hamster sind Nesthocker. Das bedeutet, dass sie nackt und hilflos geboren werden. Ihr Geburtsgewicht ist ungefähr drei Gramm, der Körper ist zwei bis drei Zentimeter lang.
Nach der Geburt werden sie von der Mutter geleckt, um das Funktionieren der Zirkulation des Blutes und des Kreislaufes anzuregen.

Tag Zwei bis Drei

Am zweiten Tag lassen sich schon erste Farben und Pigmentierungen der Haut sichtbar.
Ab dem dritten Tag beginnen die jungen Hamster, Laute von sich zu geben. Sie rufen die Mutter mit einem Fiepton, wenn diese sich von den Welpen entfernt.

Tag Fünf bis Zehn

Ab dem fünften Tag werden die Hamsterwelpen aktiver und probieren, sich zu putzen. Dabei fallen sie manchmal aus dem Nest und werden von der Hamstermutter wieder zurück in dieses gebracht.
Ungefähr ab dem zehnten Tag verlassen die jungen Tiere für längere Zeiträume das Nest, ohne von der Mutter direkt wieder eingesammelt zu werden.

Das Muttertier sorgt zudem ab dem fünften Tag dafür, dass ihre Jungen feste Nahrung im Nest probieren. Diese wird von Welpen ab dem achten Tag selbstständig gefressen.
Am fünften Tag ist das erste feine Fell erkennbar, welches ab dem achten Tag noch dichter wird.
Die Augen sind am achten Tag noch geschlossen, Ohren und Augen sind aber schon deutlich sichtbar.

Achtung: Junge Hamster dürfen und sollen genau die gleichen Futtermittel (Samen, Körner, tierisches Eiweiß, Frischfutter) wie die erwachsenen Tiere fressen. Halter sollen der Hamstermutter vertrauen, denn diese zeigt ihren Kindern die fressbaren Futtermittel. Das Gleiche gilt für das Anlegen eines Futtervorrates der Welpen.

Woche Zwei

Ab der zweiten Woche beginnen die jungen Hamster, ihre Augen zu öffnen. Der genaue Zeitpunkt für diese Entwicklung ist individuell, manche Welpen öffnen auch erst am achtzehnten Tag die Augen.
Während vorher die ersten Versuche des Putzens unternommen worden sind, gelingt dieses nun selbstständig. Auch die Regulierung von Urin und Kot gelingt nach zwei Wochen nun selbstständig ohne Unterstützung des Muttertieres.

Die kleinen Hamster sind nun wüst und wild unterwegs: Sie spielen mit ihren Geschwistern (auch kämpferisch), flitzen durch das Gehege und geben laute Geräusche von sich (Kreischen, Fiepen).
Selbstständig laufen sie zu den Futternäpfen, um dort Nahrung aufzunehmen und in ihre Backentaschen zu stopfen. Bei dem Entleeren der Backentaschen benötigen die jungen Hamster manchmal noch Unterstützung durch ihre Mutter.

Woche Drei

In der dritten Woche sind die Hamsterkinder komplett vollständig entwickelt, selbstständig aktiv und werden von ihrer Mutter nicht mehr mit Milch versorgt.
Allerdings lernen sie weiterhin von ihrer Mutter alles Wichtige zum Sozialverhalten und Fressen.

Geschlechtsreife

Am Tag 32 gilt es, die Hamster nach ihren Geschlechtern zu trennen, da Hamster ab diesem Tag geschlechtsreif werden können (ungefähr zwischen dem 32. und 42. Tag).
Um ungewollten Nachwuchs zu verhindern, sollten die Männchen gemeinsam als Gruppe in ein anderes Gehege umziehen oder in ein gutes Zuhause abgegeben werden.

Spätestens nach acht Wochen sollte jeder Hamster sein eigenes Gehege erhalten.

Die Unterstützung der Aufzucht durch den Halter

Der Halter muss die Aufzucht des Nachwuchses durch eine gute Vorbereitung, eine Sicherung des Geheges, eine passende Auswahl der Umgebung für das Gehege, der Gewöhnung der Hamsterkinder an den Menschen und die Abgabe in ein neues Zuhause unterstützen.

Achtung: Halter dürfen während der Aufzucht keine Nestkontrolle durchführen, die Hamsterkinder nicht anfassen, nichts am Gehege verändern, hinzufügen, säubern oder berühren, da dieses sonst tödlich für den Nachwuchs enden kann.

Die Vorbereitung der Aufzucht

Die Geburt und Aufzucht wird dem Muttertier viel Energie abverlangen. Folgende Möglichkeiten benötigt sie, um gesund und agil während der Aufzucht zu bleiben:

  • Ein großes Nest zum Werfen
  • Viel und geeignetes Material zum Nisten (Stroh, Taschentücher, Blätter, unbedrucktes und nicht parfümiertes Toilettenpapier)
  • Viel Futter mit einer hohen Energiedichte und vielen Mineralien (Magerquark, Mehlwürmer, Trockenfutter, Grünfutter). Muttertiere haben während der Aufzucht einen höheren Bedarf an Mineralien und Eiweiß und benötigen dementsprechend mehr Futter.

Das Vorhandensein von sauberem Wasser ist selbstverständlich.

Tipp: Halter erkennen an dem Verhalten des Muttertieres, wenn dieses kurz vor der Geburt steht. Instinktiv wird die Mutter ihr Wurfnest verstärkt bauen und den Halter von diesem vertreiben. Der Halter muss dies akzeptieren!

Die Sicherung des Geheges

Die Hamsterkinder sollten vor den Gefahren, die im Gehege vorhanden sind, folgendermaßen geschützt werden:

  1. Spalten und Gitterstäbe durch Pappe verschließen und sichern, damit die Welpen sich nicht durch diese quetschen oder aus dem Gehege fallen.
  2. Wassernäpfe entfernen und durch eine Wasserflasche und durch flache Deckel (zum Beispiel von einem Marmeladenglas) ersetzen, damit die jungen Tiere nicht ertrinken können.
  3. Futternapf hochstellen, damit die Jungen nicht in diesen fallen.
  4. Auf gar keinen Fall Hamsterwatte oder handelsübliche Watte verwenden.
  5. Laufrad aus dem Käfig entfernen (falls das Muttertier das Laufrad unbedingt nutzen muss, muss dieses hoch und sicher gestellt werden, dass die Jungtiere nicht an dieses gelangen können).
  6. Kein Futter füttern, was verfaulen kann.

Die Auswahl der Umgebung

Die Umgebung des Geheges sollte so ruhig und frei von Stress wie möglich sein. Menschen und andere Haustiere sollten die Aufzucht nicht stören können. Das Hamstergehege darf nicht im Durchzug, nicht neben der Heizung, nicht neben elektronischen Geräten und nicht in direkter Sonneneinstrahlung stehen. Die ideale Temperatur im Raum sollte zwischen 20 und 26 Grad liegen.

Das Gehege muss zudem groß sein, mindestens einen Quadratmeter. Das Muttertier muss sich während der Aufzucht alleine in dem Gehege befinden, d.h. das Männchen muss aus diesem entfernt werden.

Bereits während der Trächtigkeit, welche 16 Tage dauert, sowie für die Aufzucht muss viel Futter und Nistmaterial zu Verfügung stehen. Es ist wichtig, dass auch das schwächste Junge des Nachwuchses genügend Futter findet.

Keine Nestkontrolle!

Im Gegensatz zu der Aufzucht anderer Kleintiere darf bei Hamstern auf gar keinen Fall eine Nestkontrolle durchgeführt werden.

Eine Nestkontrolle hat fatale Wirkungen, denn viele Hamstermütter fressen ihren Nachwuchs auf, wenn das Nest kontrolliert wurde.

Der Grund hierfür: Eine Nestkontrolle verursacht bei Hamstermüttern Stress. Die Tiere fühlen sich durch den Menschen gestört und reagieren auf diese Störung mit Aggressionen, auch gegenüber ihrem eigenem Nachwuchs. Auch bei Unsicherheit reagieren die Tiere so.

Dies bedeutet für den Halter, dass dieser mindestens für die ersten zwei Wochen das Gehege komplett in Ruhe lassen muss. Es darf keine Veränderung im Gehege erfolgen und nichts in diesem durch den Menschen berührt werden. Auf gar keinen Fall dürfen die Hamsterkinder in den ersten Tagen angefasst werden, da sie aufgrund des menschlichen Geruches von ihrer Mutter verstoßen und ebenfalls getötet werden könnten. Aller frühestens ab dem 18. Tag dürfen die Hamsterkinder angefasst werden.

Auch das Gehege darf während der Aufzucht nicht gereinigt werden. Frühestens ab dem 17. Tag kann eine kleine Säuberung der Hamstertoiletten und Pinkelecken erfolgen, am besten, wenn die jungen Tiere das Nest eigenständig verlassen. Solange der Nachwuchs sich in dem Gehege befindet, darf dieses nicht komplett gereinigt werden.

Die einzigen Handlungen, die Halter während der Aufzucht erledigen dürfen, sind

  • Füttern
  • Frisches Wasser auffüllen
  • Mehr Nistmaterial anbieten
  • Frischfutter vorsichtig entfernen

Achtung: Auch tote Hamsterkinder dürfen von dem Halter nicht aus dem Nest entfernt werden, da die Mutter diese fressen werden. Aus Sicht der Hamstermutter hat dies zwei Vorteile: 1. Das Nest wird nicht kontaminiert, 2. Das Muttertier erhält zusätzliches Eiweiß.

Hamstermütter fressen ihren Nachwuchs auch, wenn sie zu viele Kinder geboren haben oder sie krank, zu schwach, zu jung oder zu unerfahren sind. Auch bei Mangelerscheinungen frisst das Muttertier den Nachwuchs, sodass eine energiereiche und nährstoffreiche Fütterung für die Aufzucht elementar ist.

Die Hamsterkinder vorsichtig an den Menschen gewöhnen

Halter müssen die Hamsterkinder in den ersten zwei Lebenswochen komplett in Ruhe lassen und auf gar keinen Fall anfassen, da sie sonst von ihrer Mutter verstoßen werden könnten.

Frühestens ab einem Alter von zwei Wochen können die jungen Hamster an den Menschen gewöhnt werden. Eine Gewöhnung an den Menschen kann durch ein ruhiges Sprechen mit den Tieren oder das Hinhalten der eigenen Hand in das Gehege geschehen.
Die Hamsterkinder sollten jedoch nicht hochgehoben werden.

Die Kommunikation zwischen den Mensch und Tier sollte dabei immer freundlich, ruhig und vor allem stressfrei geschehen. Besonders die Hamstermutter darf nicht gestört werden.

Die kleinen Hamster in ein neues Zuhause abgeben

Bevor Halter mit ihren Tieren züchten, sollten sie bereits Abnehmer für die Jungtiere gefunden haben. Hierbei ist es wichtig, ein gutes, verantwortungsbewusstes Zuhause für die Tiere zu finden.
Eine Abgabe der Hamsterjungen an eine Tierhandlung oder zur Verfütterung an Schlangen ist abzulehnen.

Im besten Fall kontrolliert der Hamster-Halter das neue Zuhause seiner Jungtiere.

Den richtigen Zeitpunkt für die Abgabe zeigen die jungen Hamster selber an, indem sie häufig mit ihren Geschwistern und ihrer Mutter kämpfen. Dieses Verhalten ist häufig mit sechs bis acht Wochen zu beobachten.

Achtung: Bevor Hamster keine 30 Tage alt sind, dürfen sie auf keinen Fall in ein neues Zuhause abgegeben werden! Mit spätestens acht Wochen dagegen sollte jeder Hamster sein eigenes Gehege haben.

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