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Starterbakterien sollen das Aquarium mit nützlichen Bakterien anreichern, die Schadstoffe abbauen, die durch den Stoffwechsel von Tieren und Pflanzen entstehen. Besonders in neu eingerichteten Aquarien ist das so entstehende Nitrit eine große Gefahr. Bei zu hohen Nitritwerten werden die Fische vergiftet.
Die Bakterienkulturen in den Konzentraten sind entweder getrocknet oder in einer Lösung.
Argumente für Starterbakterien
- Starterbakterien verkürzen die Einfahrzeit.
- Starterbakterien sind keine chemischen Mittel.
- Bakterien und deren Sporen können auch unter ungünstigen Bedingungen lange leben.
- Starterbakterien verkürzen die Einfahrzeit nicht.
- Chemische Mittel sollten im Aquarium nicht eingesetzt werden.
- Bei eingefahrenen Aquarien machen Starterbakterien keinen Sinn.
- Bakterien können in Flaschen nicht lange überleben.
- Es ist unklar, wie viele Bakterien in den Konzentraten wirklich enthalten sind.
- Starterbakterien sind teuer.
- Filterschlamm aus eingefahrenen Aquarien ist wirksamer.
Wie lange sind Starterbakterien haltbar?
Es ist sehr schwierig lebende Bakterienkulturen unbegrenzt haltbar zu machen. Es ist daher fraglich, wie viele lebende Bakterien wirklich in solchen Mitteln enthalten sind. Andererseits können Bakterien im Prinzip lange Zeit ohne Nahrung auskommen. Viele Bakterien bilden auch so genannte Sporen, die jahrelang überleben können, auch wenn die Bedingungen für die Bakterien selbst lebensfeindlich sind. Die Bildung dieser Sporen wird ausgelöst, indem die Lebensbedingungen für die Bakterien langsam verschlechtert werden, indem z. B. die Temperatur verändert wird, kein Futter zur Verfügung steht usw.
Bakterien können in Bioploymeren immobilisiert und am Leben erhalten werden. Bei Untersuchungen wurde festgestellt, dass normalerweise nur ein kleiner Teil der Bakterien in allen untersuchten Systemen stoffwechselaktiv ist. Die meisten Bakterien sind inaktiv oder tot.
Unbekannt ist meistens auch, wie lange die Bakterien beim Händler gelagert wurden und welchen Umgebungsbedingungen die Bakterien vor dem Verkauf ausgesetzt waren; z. B. können hohe oder niedrige Temperaturen die Überlebensrate der Bakterien beeinflussen.
In der Regel kann davon ausgegangen werden, dass Starterbakterien zumindest so viele Bakterien enthalten, dass eine Startdosis für ein neues Aquarium vorhanden ist. Es sollte aber auf dem jeweiligen Mittel ein Ablaufdatum vorhanden und dieses natürlich nicht abgelaufen sein.
Nutzen Starterbakterien ?
Alle Bakterien, die in Bakterienkonzentraten enthalten sind, stellen sich nach einer gewissen Zeit von selbst in jedem Aquarium und Filter ein. Die Herstellung für die Konzentrate ist normalerweise nicht bekannt. Evtl. werden die Bakterien aus eingelaufenen Filtern gewonnen. Wie im Aquarienfilter ist die genaue Zusammensetzung, welche Bakterien in den Konzentraten vorhanden sind, unbekannt. Möglicherweise sind die Bakterien in unterschiedlichen Chargen untereinander nicht einmal vergleichbar.
Auf keinen Fall sollte davon ausgegangen werden, dass schon nach wenigen Tagen genug Bakterien vorhanden sind, so dass Fische in ein neues Aquarium eingesetzt werden können.
Die folgende Tabelle zeigt die Nitrit- (NO2) und Nitratwerte (NO3), die nach Verwendung eines Bakterienkonzentrats in einem neuen Aquarium gemessen wurden:
Datum | NO2 | NO3 |
15.02.2003 | < 0,1 mg/l | ? |
16.02.2003 | 1,0 mg/l | 5 mg/l |
17.02.2003 | 5,0 mg/l | 0 mg/l |
18.02.2003 | 5,0 mg/l | 0 mg/l |
19.02.2003 | 2,0 mg/l | 0 mg/l |
20.02.2003 | 2,0 mg/l | 0 mg/l |
23.02.2003 | 0,5 mg/l | 0 mg/l |
Es ist schnell zu erkennen, dass auch nach einigen Tagen erhöhte Nitritwerte vorhanden sind. Die Einfahrzeit des Aquariums kann zwar kürzer sein als die Einfahrzeit eines Aquariums ohne Verwendung eines Bakterienkonzentrats. Eine feste Regel gibt es für die Dauer der Einfahrzeit aber auch mit Starterbakterien nicht.
Ein eigenes Starterbakterien herstellen
Ein Bakterienkonzentrat mit garantiert vielen lebenden Bakterien kann jeder Aquarianer selbst herstellen, wenn er ein eingefahrenes Aquarium besitzt. Dazu presst man den Filterschlamm aus einem Filterschwamm oder der Filterwatte eines eingelaufenen Filters in einem Eimer aus. Der Schlamm setzt sich ab und nach Abgießen des überstehenden Wassers bleibt ein hochwirksames Bakterienkonzentrat übrig.
Bei täglichen Nitritmessungen kann man feststellen, dass nach dem Animpfen eines neuen Aquariums mit diesem Schlamm der Nitritwert nach 2 bis 3 Tagen unter 0,1 mg/Liter Wasser sinkt. Ohne solchen Schlamm dauert dies in der Regel 2 bis 3 Wochen.
Beim Einfahren Zeit lassen
Ganz gleich ob ein Aquarium mit oder ohne Bakterienkonzentrat eingefahren wird, muss der Nitritpeak abgewartet werden, bevor neue Fische eingesetzt werden. Entweder stellt man den Nitritpeak durch Messungen fest oder man wartet die immer wieder empfohlene Einfahrzeit von ca. 4 Wochen ab. Nach dem Animpfen mit Filterschlamm oder mit Starterbakterien ist in neuen Aquarien nur eine Grundpopulation von Bakterien vorhanden. Diese benötigen Nahrung und müssen sich kräftig vermehren. Werden zu schnell Fische eingesetzt, steigt der Nitritgehalt oder auch der Gehalt an Ammonium oder Ammoniak. In vielen solcher Fälle werden die Fische vergiftet und sterben.
Einzelne Bakterienkonzentrate / Starterbakterien
Amtra Clean
Amtra Clean kann zur Unterstützung der Selbstreiningungsprozesse im Aquarium verwendet werden. Wassertrübungen werden je nach Ursache schnell beseitigt. Allerdings kann der gleiche Effekt auch durch angemessene Besatzdichte und einer guten Bepflanzung des Aquariums erreicht werden.
- Enthält Mikroorganismen
- Beseitigt Ammoniak und Nitrit
- Vermindert Nitrat
- Kompensiert Futterreste
- Baut Mulm und Schlick biologisch ab
In jedem Aquarium stellen sich mit der Zeit Bakterien ein, die Futterreste kompostieren bzw. mineralisieren. Mulm ist bereits ein Abbauprodukt dieser Prozesse und besteht aus schwer abbaubaren Huminstoffen. Da sich im Mulm wieder schadstoffabbauende Bakterien ansiedeln, muss der Mulm nicht aus dem Aquarium entfernt werden. Gerade weil es sich um schwer abbaubare Stoffe handelt, entstehen kaum zusätzliche, lösliche Schadstoffe, wie z. B. Nitrat.
Große Mengen an Mulm können aus optischen Gründen entfernt werden. Dazu richtet man das Aquarium so ein, dass zuviel Mulm zum Einsaugrohr des Filters transportiert wird und vom Filter ausgefiltert wird. Eine geringe Strömung oder gründelnde Fische, wie Panzerwelse, sorgen für den notwendigen Transport des Mulms.
Fallen große Mengen Mulm im Aquarium an, sollte die Ursache geklärt und möglichst abgestellt werden. Ursachen sind z. B. Überbesatz und zu starke Fütterung.
Es sind Mittel erhältlich, die ähnliche Wirkungen mit Hilfe von Eisen(III)chlorid (FeCl3) erzeugen. Dabei verklumpen die Schwebstoffe, die dann im Filter ausgesiebt werden.
Baktinetten von Sölltec
Baktinetten von Sölltec sind Bakterien, die in einer Nährlösung gehalten werden. Sie werden in kleine Portionsdosen abgefüllt und sollten dann so schnell wie möglich in das Aquarium oder den Filter gegeben werden.
Es gelten die gleichen Vor- und Nachteile wie bei allen Bakterienkonzentraten. Es gibt Berichte, nach denen Aquarien eingefahren wurden, ohne dass der Nitritwert über 0,3 mg/Liter gestiegen ist.
Baktinetten sind nicht unbedingt erforderlich, aber es muss auch nicht von einem Einsatz abgeraten werden. Baktinetten von Sööltec ist teilweise nicht mehr im Handel erhältlich – Sölltec bietet parallel Sölltec Filterstarter.
Biocoryn H3
Biocoryn H3 besteht aus Kapseln, die im Wasser schnell aufquellen. Dabei fallen die enthaltenen Bakterien und Enzyme heraus. Die Hülle der Kapsel schwimmt auf der Wasseroberfläche. Sie löst sich nach mehreren Stunden ganz auf oder wird von Fischen gefressen. Da die Hülle vermutlich aus gefärbter Gelatine besteht, sollten dabei keine schädlichen Nebenwirkungen auftreten. Man kann aber auch die Hälften der Kapsel auseinanderziehen oder die Kapsel durchbrechen und nur den Inhalt in das Aquarium geben.
Bakterielle Trübungen können in einigen Fällen durch Biocryn H3 beseitigt werden. Beim Einfahren neuer Aquarien wurden teilweise gute Erfahrungen gemacht.
Nitrivec
Nitrivec besteht nach Angaben des Herstellers aus gereinigten Kulturen der Bakteriengattungen Nitrosomonas und Nitrobacter. Diese liegen im Verhältnis 20:80 vor. Bei Ammovec ist das Verhältnis umgekehrt.
In neu eingerichteten Aquarien ist meistens der Nitritpeak die erste Gefahrenquelle, die zu Vergiftungen der Fische führen kann. Durch die Impfung des Aquariums und des Filters mit Bakterien soll der Nitritwert soweit gesenkt werden, dass er für Fische nicht mehr lebensgefährlich ist.
Ammovec ist für Aquarien mit alkalischem Wasser gedacht, in denen Ammoniak die erste potentielle Vergiftungsquelle darstellt.
Verschiedene Informationen über Filter(Starter)bakterien
Bakterien können planktonisch, d. h. im Wasser frei schwimmend vorkommen, oder sessil, d. h. auf einem Substrat aufsitzend. Aufsitzende Bakterien verbrauchen weniger Energie als frei schwimmende Bakterien. Sie siedeln sich auf Oberflächen oder in organischem Material an.
Der Lebensraum einzelner Arten ist gegenüber anderen Arten nicht fest abgegrenzt. In dem jeweiligen Mikrobiotop, z. B. einer Mulmflocke, ist immer eine Mischung aller Arten vorhanden, denen die dort herrschenden Bedingungen zusagen.
Die Beschaffenheit der Oberfläche spielt keine große Rolle. Geeignete Oberflächen bieten Mulmflocken, tote Futtertiere, Schaumstoff, glatte Filterschläuche, die Glasscheiben des Aquariums, Pflanzenblätter usw. Auf allen Oberflächen bilden sich so genannte Biofilme. Biofilme sind organische Moleküle in und auf denen dann die Bakterien leben können. Die organischen Moleküle stammen aus der organischen Belastung des Wassers, aus Enzymen, die die Bakterien selbst abgegeben, usw.
Einige Bakterien nutzen die Ausscheidungsstoffe anderer Bakterien als Nahrung. In zu hoher Konzentration können diese Ausscheidungsstoffe auch ein Gift darstellen. Das bekannteste Beispiel in der Aquaristik ist die Nitrifikationskette. Das durch Bakterien gebildete Nitrit NO2 wird von einer anderen Bakteriengruppe zu Nitrat NO3 oxidiert. Andere Bakteriengruppen lösen durch spezielle Enzyme pflanzliche oder tierische Feststoffe, z. B. Lignin oder Chitin, und machen sie so weiteren Stoffwechseln zugänglich. Diese Bakterien sind überall im Aquarium vorhanden, weil die Feststoffe ja nicht sofort in den Filter gelangen.
Wenn reichlich organisches Material vorhanden ist, kann der Biofilm recht dick werden, z. B. der glitschige Schlamm im Filter. Tief im Inneren dieses Biofilmes können sauerstofffreie Bereiche entstehen. Die Bakterien verbrauchen dort den Sauerstoff schneller als von der Oberfläche des Biofilms in die Tiefe diffundieren kann. Diese Bereiche bieten gute Lebensbedingungen für anaerobe Bakterien, so dass die Denitrifikation einsetzen kann. Der Schlamm muss dazu relativ dick sein. Aus etwa 2 Millimeter Resten von Trockenfutter entstehen ca. 5 Millimeter Schlamm.
Wenn dieser Schlamm nicht durch Fische und Schnecken aufgewirbelt wird, kann sich darin eine denitrifizierende Bakterienkultur bilden. Wenn der Schlamm dann aufgewirbelt wird, z. B. durch teilweises Absaugen, kann Nitrit freigesetzt werden, das sonst aufgrund der darüber liegenden Schicht nicht in Erscheinung getreten ist. Zumindest in Aufzuchtschalen mit Artemiagammel könnte dies erklären, warum Fischlarven trotz des Gammels oft bestens stehen, die Larven aber dann nach teilweisem Absaugen des Gammels sterben.
Es gibt aber auch Bakterien, die in einem aeroben Prozess NH4+ und Nitrat zu Stickstoff verarbeiten können.
Unter den Bakterien im Filter herrscht ein Überlebens- und Konkurrenzkampf wie im gesamten Rest der belebten Natur. Die Entwicklung der Populationen der einzelnen Arten richtet sich nach den jeweiligen Umgebungsbedingungen und ist fließend. Das gilt auch für Filterbakterien. Die Zusammensetzung der Bakterienflora ist wie ein kleiner Mikrokosmos sehr heterogen. Es gibt Jäger, die einen Teil der Bakterien ständig wegfressen. Die gefressenen Bakterien werden aber fortlaufend durch Teilung der übrigen Bakterien ersetzt. Die genaue Zusammensetzung der Arten ist nicht statisch sondern hängt vom Nahrungsangebot ab. Wenn sich die äußeren Einflüsse andern, ändert sich das Bakterienspektrum.
Weil die Ausgangsbedingungen in jedem Aquarium unterschiedlich sind, können die im Filter ablaufenden Prozesse und die jeweils beteiligten Bakterienarten nicht einfach aufgelistet werden.
- den Wasserwerten.
- der Art des anfallenden Bakterienfutters.
- dem Fischbesatz.
- dem Pflanzenbesatz.
- der Zusammensetzung des Futters.
Die Anzahl von Arten, die Zusammensetzung und die Populationsdichte von Bakterien und deren Begleitorganismen ist deshalb in jedem Aquarienfilter unterschiedlich.
In Aquarienbüchern werden in der Regel nur die Nitrifikationsbakterien beschrieben. Diese Bakterien sind aber nur ein kleiner Teil der Bakterien, die sich im Filter befinden. Neben der Nitrifikation finden noch zahlreiche andere Abbauprozesse durch Bakterien statt.
Einen wesentlichen Einfluss auf die Bakterienpopulationen und Abbauprozesse im Filter haben zusätzlich zahlreiche verschiedene Einzeller, z. B. Amöben, Glockentierchen, Pantoffeltierchen usw. sowie Würmchen, Minischnecken etc.
Einen tieferen Einblick geben Bücher über Mikrobiologie, z. B. Fritsche: Mikrobiologie, und Bücher oder Artikel über Kläranlagen. Aufgrund der unterschiedlichen Konzentrationsbereiche lassen sich die Verhältnisse in Kläranlagen zwar nicht genau auf Aquarienverhältnisse übertragen, sie sind aber für das grundlegende Verständnis sehr hilfreich.
Außer den Bakterien gibt es auch Pilze, die grundsätzlich das Gleiche leisten wie die Bakterien. Diese Pilze werden aber erst bei pH-Werten unterhalb von pH 6 richtig aktiv. Sie sind möglicherweise nicht so effektiv wie Bakterien, arbeiten aber grundsätzlich wie die Bakterien.
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21 Jahre Erfahrung in der Aquaristik. DRTA Autor und mehrfacher Fachbuchautor im Bereich Aquaristik und Terrarienkunde.
Mitglied im Verband Deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde (VDA) e.V.
Hallo 🙂 Habe vorgestern meinen Filter für mein 360-l-Becken komplett gereinigt und wegen Zeitmangels über Nacht stehenlassen müssen. Da er gestern dann trocken war – auch der gereinigte Inhalt – habe ich beim Start des Filters Bakterien von Easystart dazugegeben – 60 ml. Jetzt meine Frage: Ich habe gestern nicht gefüttert. Wie lange sollte man nach so einer Aktion denn damit warten? Vielen Dank für Eure Unterstützung!