Muscheln im Aquarium

Können Muscheln in einem Süßwasseraquarium gehalten werden?

Muscheln sind in Süßwasseraquarien nicht zu empfehlen.

Viele Muscheln sind noch sensibler als Fische gegenüber den Wasserwerten. Langfristig verhungern Muscheln, wenn kein Trick gefunden wird, die Muscheln zu ernähren. Muscheln filtrieren ihre Nahrung aus dem Wasser. Sie sind deshalb auf verwertbare Schwebstoffe in Mengen angewiesen, die im Aquarium schwer bereitgestellt werden können. Ein Filter, der Schwebstoffe ja herausfiltert, ist deshalb ein potentieller Nahrungskonkurrent für Muscheln.

Wenn eine Muschel stirbt, wird das unter Umständen nicht bemerkt. Innerhalb kürzester Zeit ist das Aquarienwasser dann verunreinigt und stark belastet. In einem kleinen Becken kann eine gestorbene Muschel schon nach einigen Stunden zur Katastrophe führen.

Größere Muscheln, z.B. Mekong-Muscheln sind im Aquarium auf jeden Fall problematisch, erst recht in einem kleineren Becken. Mekong-Muscheln z.B. leben in einem normalen Aquarium nur etwa 6 Monate. Das Risiko ist für diese kurze Zeit unangemessen hoch.

Mittelgrosse Muscheln, z.B. Corbicula KLörbchenmuscheln) und Sphaerium, sind vielleicht eher zu halten, aber wohl kaum zu vermehren. Corbicula taucht immer wieder im Handel auf. Dreissena hält sich manchmal auch eine Weile, aber mit der planktischen Larve ist mit Vermehrung im Aquarium auch nicht möglich.

Richtig kleine Muscheln, z.B. Pisidium, insbesondere Kleingewässer-Formen von Pisidium casertanum, lassen sich wahrscheinlich ganz gut halten und auch vermehren. Der optische Unterschied zu mittelfeinem Sand ist aber nicht gerade drastisch.

Alle einheimischen Muscheln bekommen im Warmwasser vermutlich irgendwann Probleme. Bei allen Muscheln, außer bei Dreissena ist davon auszugehen, dass letztlich Schlamm- oder feiner Sandgrund notwendig ist.

Teichmuscheln

Teichmuscheln filtrieren Bakterien, schwebe- bzw. schwimmfähige Algen, Einzeller usw. als Nahrung aus dem Aquarienwasser. Ein Aquarienfilter frisst ihnen quasi das Futter weg.

Eine Muschel klärt ca. 200 Liter Wasser innerhalb von 4 bis 6 Tagen und hält das Wasser anschließend sauber.

Ein Aquarium für Teichmuscheln sollte eingefahren sein und Mulm auf dem Boden haben. Neben der Muschelfilterung ist ggf. eine Durchlüftung nötig, damit der Gasaustausch über die Wasseroberfläche im Becken funktioniert. Besser als eine CO2-austreibende Durchlüftung ist evtl. der Betrieb eines kleinen Innenfilters ohne Filterpatrone, quasi als Strömungspumpe.

Teichmuscheln sind nicht ortsfixiert, sondern rutschen auf dem Fuß im Becken umher. Dabei ziehen sie Furchen in den Bodengrund und können Pflanzen auswurzeln.

Teichmuscheln sondern im Frühjahr Unmengen ihrer parasitärer Larven, Glochidien, in das Wasser ab, die sich mit Fanghaken in die Schleimhaut von Fischen eingraben und Zysten ähnlich I. multifiliis ausbilden.
Noch schlimmer ist, wenn die Larven von Fischen eingeatmet werden und parasitär’ in den Fischkiemen heranwachsen, solange bis es Zeit ist, sich in winzige Muscheln umzubilden.

Unter Aquarienbedingungen wird das Wasser ständig von den Fischen durchgeatmet. Deshalb entkommen die Fische den Larven im Aquarium nicht. Die relativ kleinen Aquarienfische werden so von den Glochidien leicht überfrachtet. Die Larven schwächen dann die Fische merklich. Die Glochidien werden im Frühjahr von der Muschel ausgestoßen. Teich- und Malermuscheln sollten deshalb keinesfalls vor Juni in das Aquarium gegeben werden.

Es ist schwer zu erkennen, ob die Muschel im Aquarium genug Futter findet. Sinnvoll sind daher gelegentliche Futterkuren, z.B. in einem Freiwasser-Fischaufbewahrungsbehälter für Anglerfische, in einem Teich. Alternativ kann eine Futterkur in einem separaten Kleinqaquarium mit leicht trübem Bakterien- bzw. Infusorienwasser versucht werden. Das Becken kann mit grünlichem Schwebeaufzuchtfutter für Artemia versehen werden, die ja ebenfalls Filtrierer sind.

Muscheln halten sich da auf, wo es auch im Sommer eher kühler ist. Wie Kaltwasserfische wollen es Teichmuscheln nicht zu warm haben.

Dreikantmuscheln

Dreikantmuscheln, Dreissena polymorpha, sind für das Aquarium eine bessere Wahl als Teichmuscheln. Diese haben einen anderen Entwicklungsverlauf und geben keine parasitären Larven ab. Sie bilden Kolonien und bleiben an einem Ort.
Diese illegalen Einwanderer in unsere Binnengewässer machen im Aquarium viel Spaß. In nahezu allen größeren deutschen Wasserstrassen dürften sie zwischenzeitlich zu finden sein. Auch die kleineren Nebenflüsse dürften sie kolonisiert haben..

Körbchenmuscheln

Körbchenmuschel graben wenig und sitzen in Flüssen meist auf der Oberfläche des Bodengrundes. In Seen graben sie sich oft ein. Sie werden max. 2,5 Zentimeter groß.

Die Larven sind freischwimmend, brauchen aber evtl. Salzwasser. Sie sind zumindest in den Ballastwassertanks der großen Containerschiffe eingeschleppt worden. Bei ihrer massenhaften Vermehrung in unseren Flüssen könnte man aber auch vermuten, dass sie kein Salzwasser brauchen.

Gefüttert werden können sie mit fein zerriebenem Flockenfutter und hin und wieder mit zerriebenen Schmelzflocken, einer Art Haferflocken. Ein kleiner Innenfilter, der nur schwach läuft, kann für Wasserbewegung sorgen.

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